Maurice Banach (r) vom 1. FC Köln am Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Oliver Multhaup/dpa)

Erich Rutemöller ist auch nach 30 Jahren immer noch hoch emotional. «Immer, wenn ich an der Unfallstelle vorbeifahre, spreche ich ein kleines Gebet», erzählt der langjährige Bundesliga-Trainer: «Immer noch, nach all den Jahren.»

Die betreffende Unfallstelle liegt auf der A1 in Höhe Remscheid. Hier verunglückte am Mittwoch vor 30 Jahren der Fußball-Profi Maurice Banach im Alter von 24 Jahren tödlich. Am 17. November 1991 war der Wagen des Stürmers vom 1. FC Köln ausgebrochen, gegen eine Brückenwand geprallt und sofort in Flammen aufgegangen. Banach hinterließ eine Frau und zwei Söhne, drei Jahre und neun Monate alt.

Ein Mensch, den alle mochten

In dem dieser Tage erschienenen Buch «Maurice Banach: Sie nannten ihn Mucki» haben die Autoren Ralf Friedrichs und Thomas Reinscheid mit vielen Weggefährten gesprochen. Besonders bewegend sind die Erzählungen der Witwe Claudia Weigl-Banach. Ihr Mann sei an diesem Morgen von der Heimatstadt Münster aus zum Training nach Köln losgefahren. Normalerweise seien sie und die beiden Söhne immer mitgekommen. «Ich fahre allein zum Training, bleibt ihr ruhig hier. Bin heute Mittag wieder hier», habe er an diesem Morgen gesagt. Es waren seine letzten Worte an die Familie.

Auch die sportlichen Weggefährten erzählen von einem Menschen, den alle mochten. «Er war unsere Stimmungskanone, unser Spaßvogel – wenn es mal nicht so lief, hat er alle aufgemuntert», sagte Mitspieler Falko Götz. Doch Banach hatte auch eine große Karriere vor sich. Zum Zeitpunkt des Unfalls belegte er Rang zwei der Torschützenliste hinter dem Dortmunder Stéphane Chapuisat, eine Nominierung für die Nationalmannschaft schien eine Frage der Zeit.

Im Strafraum einer der Allerbesten

Dort gab es in Jürgen Klinsmann, Rudi Völler und Karl-Heinz Riedle hochgradige Platzhirsche. Doch Bundestrainer Berti Vogts, der auch der Beerdigung beiwohnte, hatte schon öffentlich erklärt, Banach gehöre «im Strafraum zu den Allerbesten». Und Rutemöller, später selbst lange Jahre in DFB-Diensten, versichert: «Er wäre auf jeden Fall sehr bald Nationalspieler geworden, da bin ich mir ganz sicher.»

Der 1990er-Weltmeister Pierre Littbarski, damals Teamkollege Banachs, erklärt, die Kombination von Banachs Stärken habe er «selten gesehen». Er sei «quasi Thomas Müller und Robert Lewandowski in einer Person» gewesen. In den Augen von Mitspieler Alfons Higl «hatte er etwas von Serge Gnabry oder auch Leroy Sané».

Ein Grund für den Niedergang des FC

Rund um Köln sehen viele in Banachs tragischem Unfall auch einen Grund für den Niedergang des FC, der 1990 noch Vize-Meister wurde und im Europacup-Halbfinale stand. Zum Zeitpunkt des Unglücks war der FC Elfter, mit einer Trotzreaktion erreichte die Mannschaft noch den UEFA-Cup. Es blieb für 25 Jahre der letzte Einzug in den Europacup, ausgerechnet im Jahr der Einführung der Champions League.

Mit «Mucki» Banach wäre die Entwicklung vielleicht in eine andere Richtung gegangen, glaubt auch Christoph Daum. «Dass man diesen Abschwung auch mit Maurice Banach in Verbindung bringt, das kann ich sehr gut nachvollziehen», sagt der Trainer, der den Stürmer aus Wattenscheid verpflichtete, vor dessen Ankunft aber schon entlassen war: «Er war eines der hoffnungsvollsten Talente, die wir damals
im deutschen Fußball hatten. Das wäre auf Jahre – wenn nicht
Bayern München mit einem horrenden Angebot gekommen wäre – ein unheimliches Faustpfand für den 1. FC Köln gewesen, um weiter im Spitzenbereich mitzumischen. Insofern war sein Tod ein weiteres Kriterium für die Ursache des Niedergangs des 1. FC Köln zu Beginn der neunziger Jahre.»

Von Holger Schmidt, dpa

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