Die East-Side-Gallery in Berlin. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Christophe Gateau/dpa)

Die hässlichen Bilder aus Rotterdam und die Sorge vor erneuter Fan-Gewalt wollte Urs Fischer nicht an sich heranlassen.

Vor dem Rückspiel in der Conference League gegen Feyenoord Rotterdam am Donnerstag (21.00 Uhr/TV Now) richtete der Trainer von Union Berlin seine ganze Konzentration auf die sportlichen Belange der Eisernen. «Wir können die Tabelle lesen. Das weiß auch die Mannschaft, dass uns ein Sieg helfen würde, das ist im Kopf. Wir wollen es besser machen als im Hinspiel», sagte Fischer vor dem Abschlusstraining am Mittwoch im Olympiastadion.

Drei Punkte gegen die im Hinspiel beim 1:3 deutlich überlegenen Niederländer würden Unions Chancen auf den Einzug in die K.o.-Runde des Fußball-Europacups wieder steigern. Fehlen wird erneut Max Kruse. Fischer bestätigte den Ausfall des Offensivstars wegen Problemen am Rücken und Oberschenkel. Kruse hatte bereits am Dienstag bei Instagram von seiner Verletzung berichtet. Auch er habe auf diesem Wege über die Details der Blessur erfahren, berichtete Fischer. Innenverteidiger Marvin Friedrich steht hingegen vor einem Comeback nach seiner Corona-Erkrankung.

Fischer will Fokus auf das Spiel

So ganz konnte aber auch Fischer das Fan- und Zuschauerthema nicht ignorieren. «Das sind Begleitumstände. Leider, leider geschieht es immer wieder. Fußball ist da, um Spaß zu vermitteln. Es sollte ein Fest sein. Wir sind da, um Freude zu bereiten, deshalb gilt es, den Fokus hinzubekommen», sagte Fischer.

Ein riesiges Feyenoord-Graffiti am Mauerrest der East Side Galery wurde am Mittwoch in einigen Medien schon als erstes Bedrohungssignal der als gewaltbereit eingestuften Feyenoord-Fans interpretiert. Später kursierten im Internet Videos von Anhängern, die am Hauptbahnhof eine grüne Nebelkerze und am Hackeschen Markt unter lautstarkem Gesang Pyrotechnik zündeten. Die Berliner Polizei sprach am Mittwochabend von einer zunächst insgesamt ruhigen Lage mit kleineren Vorfällen.

Nach den gewaltsamen Zwischenfällen rund um das Hinspiel setzen Verein und Berliner Sicherheitskräfte auf eine strikte Trennung der Fan-Gruppen. «Uns ist der Umstand bekannt, welche Fans mitreisen und welche Fans zu erwarten sind. Wir sind gut aufgestellt», hieß es am Mittwoch von den Berliner Sicherheitskräften. Aus strategischen Gründen wurden noch keine Details des Einsatzkonzepts wie die Anzahl der Beamten mitgeteilt. Union bestätigte, mit 800 Ordnern eine Rekordzahl an privatem Sicherheitspersonal aufzubieten.

Union erwartet Europacup-Rekordkulisse

Für die Partie im Berliner Olympiastadion sind kurzfristig 30.000 Fans und damit 5000 mehr als zuletzt zugelassen. Union spielt damit vor einer eigenen Europacup-Rekordkulisse. 2000 Karten für Union-Mitglieder standen am Mittwochnachmittag noch zur Verfügung. Zwei Fanblocks müssen derweil nach den antisemitischen Beleidigungen durch Union-Fans beim 3:0-Sieg gegen Maccabi Haifa Ende September geschlossen bleiben und mit einem UEFA-Banner gegen Rassismus versehen werden.

5200 statt der ursprünglich geplanten 2800 Karten gingen an Fans des niederländischen Traditionsclubs. «Natürlich machen wir uns Sorgen darüber, ob es gut geht. Wir fordern auch jeden auf, sich in Berlin gut zu benehmen. Sonst schaden sie dem Club enorm», erklärte der Feyenoord-Aufsichtsratsvorsitzende Toon van Bodegom nach der Kontingenterhöhung. Man habe aber «nicht nur Problemfans, sondern auch sehr positive».

Von Arne Richter, dpa

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