Die Bayern um Robert Lewandowski (l) und Serge Gnabry taten sich erst schwer, aber gewannen am Ende souverän. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tobias Hase/dpa)

Julian Nagelsmann stellte am Ende einer rätselhaften Bayern-Woche mit dem abgewendeten Mega-Flop gegen Mega-Außenseiter Greuther Fürth das Resultat über alles andere.

«Never complain über einen Sieg», lautete das Resümee des 34 Jahre alten Trainers in einer witzigen Mischung aus Englisch und Deutsch. Dabei lieferte das am Ende zu hohe 4:1 (0:1) durchaus einige «beklagenswerte» Punkte.

Beim nach der Pause mal wieder hauptsächlich von Robert Lewandowski erzwungenen Heimsieg des Spitzenreiters gegen den Tabellenletzten toppte Nagelsmanns Team zeitweise den blamablen Auftritt vom 2:4 in Bochum und bei der ebenfalls erst nach der Pause stimmenden Leistung bei der in letzter Minute abgewendete Niederlage im Champions-League-Achtelfinale gegen RB Salzburg (1:1).

Viele «falsche Entscheidungen»

«Mit der ersten Halbzeit sind wir gar nicht zufrieden», sagte Doppeltorschütze Lewandowski. Der Torjäger kritisierte die «vielen falschen Entscheidungen» auf dem Platz. «Was wir in der zweiten Halbzeit gespielt haben, war viel, viel besser. Das war unser Fußball. In diese Richtung sollten wir gehen», sagte Lewandowski.

Branimir Hrgota düpierte die Bayern vor 25 000 erlaubten Zuschauern zunächst mit seinem abgefälschten Freistoßtor in der 42. Minute. Der Bayern-Motor war in der ersten Hälfte total abgesoffen, nichts ging.

Dann raffte sich das Starensemble um Kapitän Thomas Müller aber auf und schuftete sich zur Wende durch die Saisontreffer 27 und 28 von Lewandowski (46./82.), ein Eigentor von Sebastian Griesbeck (61.) und dem Tor von Eric-Maxim Choupo-Moting (90.+1). Abwehrspieler Griesbeck hatte schon beim 1:3 im Hinspiel ein Eigentor fabriziert.

Fürth vergibt Chancen

Die tapferen Fürther durften sogar noch zwei weitere Male mit dem Pech hadern: Erst verpasste Max Christiansen das 2:2 mit einem Distanzschuss an den Außenpfosten (67.). Kurz darauf schoss Marco Meyerhöfer aus spitzem Winkel ebenfalls ans Aluminium (71.). «Es war nur offensives Visier beim Stand von 2:1», kritisierte Nagelsmann.

«Es ist einfach schwer, die Qualität von den Bayern über 90 Minuten in den Griff zu kriegen. Wir wussten, dass in der zweiten Halbzeit noch eine Welle rollt», sagte Fürths Außenverteidiger Meyerhöfer. Sein Trainer Stefan Leitl beklagte «ein zu hohes Ergebnis».

Behäbig, uninspiriert, fehlerhaft – die Bayern waren anfangs drauf und dran, dem lahmen Kampf um die Meisterschaft neuen Schub zu geben. Nagelsmann sprach darum hinterher von «einen sehr wichtigen Sieg. Die drei Punkte sind bedeutend für uns.» Der Vorsprung bleibt intakt.

Zu wenig Tempo im Bayern-Spiel

Ein einziger Torschuss von Müller in die Arme von Fürths Torwart Andreas Linde in der Nachspielzeit war die gesamte Ausbeute der Offensivbemühungen in der ersten Hälfte. «Wir hatten kein Tempo im Spiel», bemängelte Torwart Sven Ulreich. Selbst Ballvirtuosen wie Leroy Sané versprangen reihenweise die Bälle.

Fürth lauerte, konterte mutig und schlug bei einem Freistoß zu. Den Schuss von Hrgota lenkte der sich in der Mauer abdrehende Marcel Sabitzer mit dem Knie ins eigene Tor. Zuvor verloren beide Teams jeweils einen Mittelfeldspieler durch Verletzung, die Bayern Corentin Tolisso (Muskelfaserriss), Fürth Jeremy Dudziak (Hüftprellung).

In der Pause schworen sich die Gastgeber neu ein. Plötzlich war «viel Druck, viel Power» zu sehen, wie Nagelsmann lobte. Es dauerte nur Sekunden, da lag der Ball im Fürther Tor. Dayot Upamecano schlug einen langen Ball auf Serge Gnabry in den Strafraum, dessen Zuspiel von der Grundlinie Lewandowski erreichte. Der Torjäger vollendete. «Es ist ärgerlich, dass der Ausgleich zu früh fällt», klagte Leitl.

Auch beim 2:1 leitete Abwehrspieler Upamecano den Angriff ein. Müllers Hereingabe prallte von Griesbecks Bein ins Netz. Es war das fünfte Fürther Eigentor in dieser Saison. Von Souveränität und Spielkontrolle war auch danach bei den Bayern wenig zu sehen. Die Fürther agierten weiter mutig und engagiert – aber halt glücklos. Und damit galt für Nagelsmann: Beklage dich niemals über einen Sieg.

Von Klaus Bergmann und Daniel Josling, dpa

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