Marco Reus (l) von Borussia Dortmund trifft zum 1:0 gegen Berlins Torwart Andreas Luthe (4.v.r). (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Unbeeindruckt stand Marco Reus vor der Union-Fankurve und lies sich nach dem Dortmunder Sieg auch von den Schmährufen nicht aus der Fassung bringen.

Mit «Reus, Du Penner»-Sprechchören ließen die Berliner Anhänger ihren Frust nach dem 0:3 (0:2) ihres Teams freien Lauf. Zuvor hatte Borussia Dortmund angeführt von ihrem stark aufspielenden Kapitän nach der Leverkusen-Pleite Wiedergutmachung betrieben und den Rückstand auf Spitzenreiter FC Bayern München auf sechs Punkte verkürzt. «Wir haben eine Reaktion gezeigt», sagte Reus.

Meisterschaft kein Thema

Im DAZN-Interview flehte Reus die Moderatorin Laura Wontora nahezu an, das Meisterthema auszulassen. «Jetzt nicht mehr die Frage stellen», sagte er. Auch auf dem Rasen ging der BVB-Kapitän voran, erzielte beim wichtigen Sieg seiner Borussen bei Union Berlin gleich zwei Tore (18./25. Minute). Raphael Guerreiro erhöhte in der zweiten Halbzeit auf 3:0 (71.).

«Jetzt ist es wichtig, dass wir den Sieg auch mal genießen. Dass wir den ganzen Frust, den wir uns beim letzten Spiel und unter der Woche aufgebaut haben, hier rauslassen konnten. Wir hatten eine sehr, sehr unruhige Woche», sagte Reus.

Auch sein Trainer Marco Rose zeigte sich zufrieden. «Wir hatten heute eine bessere Balance insgesamt in eurem Spiel», sagte er nach der Partie. Rose hatte mit Axel Witsel einen weiteren Sechser neben Mahmoud Dahoud aufgeboten, Manuel Ankanji gab den Rechtsverteidiger. «Wir haben nicht wahnsinnig viele richtige Konter zugelassen.»

Vor 10.000 Zuschauern konnten die Köpenicker ihre bisher makellose Bilanz von zwei Bundesliga-Heimsiegen gegen den Tabellenzweiten nicht ausbauen und rutschten am 22. Spieltag aus den Champions-League-Rängen. «Gegen so eine starke Dortmunder Mannschaft kann man mal verlieren», sagte Kapitän Christopher Trimmel und meinte: «Alles gut. Unser Ziel bleibt der Klassenerhalt, und das werden wir auch schaffen.» Unions Trainer Urs Fischer sah auch Positives: «Die Reaktion meiner Mannschaft nach der Pause hat mir gefallen.» Auch wenn er den Sieg der Borussia als verdient ansah, sagte er: «Ich glaube, sie waren nicht die drei Tore bessere Mannschaft.»

Marco Reus trifft doppelt

In den entscheidenden Momenten war der Tabellenzweite aus Dortmund, der erneut ohne Topstürmer Erling Haaland auskommen musste, hellwach und körperlich robust. Nach einem Abpraller im Strafraum der Berliner reagierte Dahoud blitzschnell und spielte den Ball in den Lauf von Kapitän Reus, der durch die Beine von Union-Keeper Andreas Luthe zum 1:0 vollendete (18. Minute).

Sieben Minuten später war Reus wieder mit starkem Einsatz zur Stelle. Nach einem langen Ball von Dan-Axel Zagadou kam es zum Zweikampf zwischen BVB-Angreifer Donyell Malen und Unions Bastian Oczipka. Beide gingen zu Boden, Reus erlief sich den freien Ball, ging an Luthe vorbei und schob ein. Es war der erste Doppelpack des 32-Jährigen in dieser Saison.

Union tut sich schwer

Die Berliner, die auch wegen mehrerer Corona-Fälle fünf Mal umstellen mussten, taten sich von Beginn an schwer, ein ähnliches Spiel am Limit zu liefern wie in den beiden Bundesliga-Heimsiegen gegen die Westfalen zuvor. Startelf-Debütant und Neuzugang Sven Michel konnte seinen Zug zum Tor kaum zeigen. Den Gegner zu stressen, wie es sich Trainer Urs Fischer vor der Partie gewünscht hatte, gelang nur selten.

Nach der Pause gaben die Dortmunder das Heft dann aber zunächst aus der Hand. Union kam besser in die Zweikämpfe und erhöhte den Druck. Doch in der 71. Minute spitzelte Dortmunds Jude Bellingham den Ball dann noch knapp vor der Grundlinie in die Mitte. Malens Schuss wehrte Luthe ab, doch Guerreiro schob ein. Für den BVB war es das 35. Saisontor in einer zweiten Spielhälfte – geteilter Ligahöchstwert mit dem FC Bayern. Union schaffte fast noch das 1:3 durch einen schönen Kopfball des eingewechselten Kevin Möhwald. Wegen eines Ellenbogenschiebers von Anthony Ujah gegen Ankanji wurde das Tor jedoch nicht gegeben.

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