Kandidat für das DFB-Präsidentenamt: Peter Peters. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

Knapp zehn Monate nach dem Rücktritt von Fritz Keller wählt der Deutsche Fußball-Bund einen neuen Präsidenten.

Beim DFB-Bundestag in Bonn an diesem Freitag (10.15 Uhr) treten Bernd Neuendorf (60) als Kandidat des mächtigen Amateurlagers um Dauerfunktionär Rainer Koch und der vom Profifußball unterstützte Peter Peters (59) an. Neuendorf gilt dabei als klarer Favorit.

Egal, wer den größten Sportfachverband der Welt künftig führt – er hat viel Arbeit vor sich. Beide Bewerber wurden im Vorfeld des Bundestages nicht müde zu betonen, im Falle einer Wahl einen Wandel im seit Jahren krisengeschüttelten DFB herbeiführen zu wollen. Baustellen gibt es zur Genüge.

Das Führungspersonal:

Vor allem am langjährigen 1. Vizepräsidenten Rainer Koch scheiden sich die Geister. Für die einen ist er ein zuverlässiger und unverzichtbarer Interessensvertreter des Amateurlagers, für die anderen ein gewiefter Strippenzieher und «ein Spaltpilz», wie es Ex-Präsident Fritz Keller in einer Erklärung an die 262 Delegierten zu Wochenbeginn ausdrückte.

Koch hat das Amt seit 2007 inne. In dieser Zeit erlebte er vier Präsidenten, von denen gleich drei vorzeitig ihren Abschied nehmen mussten. Jedes Mal übernahm der Bayer bis zu den jeweiligen Neuwahlen die interimsmäßige Verbandsführung. Damit wird nun Schluss sein, stellt sich der 63-Jährige doch nicht mehr zur Wahl des 1. Vizepräsidenten. Eine Führungsrolle im Präsidium strebt er aber erneut an.

Die Finanzen:

Noch ist der Verband wirtschaftlich gesund. Doch der Prüfungsausschuss hat eine besorgniserregende Entwicklung der mittelfristigen Finanzsituation ausgemacht, wie der langjährige Vorsitzende Ulrich Ruf jüngst der «Frankfurter Rundschau» sagte. Er rechnet in den nächsten Jahren mit einem strukturellen Defizit.

Insbesondere die neue Akademie – das Leuchtturmprojekt des Verbandes – wird den DFB teurer zu stehen kommen als geplant. Die maximal veranschlagten und genehmigten Kosten in Höhe von 150 Millionen Euro werden nach Ansicht der Prüfer nicht ausreichen. Für den scheidenden Schatzmeister Stephan Osnabrügge ist es daher unvermeidlich, dass der DFB den Rotstift ansetzt.

Die Skandale:

Und dann sind da noch die Schatten der Vergangenheit: Erst in der vergangenen Woche kreuzten einmal mehr Steuerfahnder in der Frankfurter Verbandszentrale auf und beschlagnahmten Unterlagen. In der jüngsten Affäre geht es um einen angeblichen Scheinvertrag mit einem externen Berater, der 360.000 Euro erhalten haben soll.

Noch immer nicht vollständig aufgeklärt ist der Sommermärchen-Skandal, in dessen Zuge das Finanzamt 2017 vom DFB eine Steuernachzahlung von 19,2 Millionen Euro gefordert hatte. Der frühere DFB-Boss Theo Zwanziger empfahl der künftigen Verbandsführung daher jüngst für den Neuanfang: «Es hilft nur die Wahrheit.»

Von Eric Dobias und Jan Mies, dpa

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