Bundestrainer Hansi Flick (r) wendet sich beim Abschlusstraining an die Spieler der Nationalmannschaft. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Deutschland gegen die Niederlande – das ist immer Spannung und Brisanz. Acht Monate vor dem WM-Start in Katar geht es gerade für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft heute (20.45 Uhr/ARD) in Amsterdam um eine wichtige Standortbestimmung.

Das Oranje-Team ist der erste namhafte Gegner für Hansi Flick. Der 57-Jährige freut sich besonders auf ein Wiedersehen mit Louis van Gaal, dem Trainer der Elftal, der wie der Bundestrainer eine Münchner Vergangenheit hat.

Ausgangslage:

Seine stolze Siegesserie von acht Siegen in acht Spielen ist Flick erstmal egal. Die Niederlande sind der vom Bundestrainer förmlich herbeigesehnte Gegner, gegen den man den WM-Ernstfall simulieren kann. Rumänien, Island, Nordmazedonien, Israel und je zweimal Liechtenstein und Armenien waren das sicherlich nicht. Dennoch will Flick natürlich auch in Amsterdam gewinnen. Der 57-Jährige weiß genau, dass ein Erfolg in der Johan-Cruyff-Arena einen ordentlichen Schub Richtung Katar geben würde. Jeder Sieg, den sie einfahren, «gibt uns noch mehr Vertrauen in die eigene Stärke. Und das ist das, was wir brauchen», sagte Flick

Personal:

Der Bundestrainer wird im Vergleich zum 2:0 gegen Israel personell umbauen. Er lässt in Amsterdam die bestmögliche Elf beginnen. Manuel Neuer kehrt ins Tor zurück. Abwehrspieler Antonio Rüdiger bestreitet sein 50. Länderspiel. Das Duo nannte Flick «eine Achse». In der Offensive soll Thomas Müller die DFB-Elf lenken. Jungstar Jamal Musiala stellte Flick einen erneuten Startelf-Einsatz in Aussicht, möglicherweise diesmal defensiver auf der Sechser-Position.

Einige Topspieler fehlen Flick, darunter das Bayern-Quartett Joshua Kimmich, Niklas Süle, Leon Goretzka und Serge Gnabry. Kimmich wartete am Montag noch auf die Geburt seines dritten Kindes. Flick entschied, dass der 27-Jährige darum daheim in München bleiben solle. Die Familie sei gerade wichtiger als Fußball.

Historie:

Bei der Rivalität zwischen den Niederlanden und Deutschland könnte man manchmal meinen, dass es nichts Wichtigeres gibt als Fußball. Begründet ist die Brisanz durch viele historische Duelle, beginnend mit dem deutschen 2:1-Sieg im WM-Finale 1974. Nur 1988 im EM-Halbfinale konnte sich Oranje (2:1) in einem K.o.-Spiel bei einem Turnier gegen Deutschland durchsetzen. Zwei Jahre später siegte die DFB-Elf im WM-Achtelfinale in Mailand, das durch die Spuckattacke von Frank Rijkaard gegen Rudi Völler überschattet wurde, wieder mit dem gleichen Resultat. Insgesamt ist die Bilanz in 44 Spielen mit 16 Siegen, 16 Remis und zwölf Niederlagen positiv für Deutschland.

Louis van Gaal:

So viel Zuneigung ist Louis van Gaal vielleicht gar nicht gewohnt. Von Hansi Flick bis Thomas Müller – alle lobten vor der Partie den Tulpen-General, wie der Oranje-Coach in München einst tituliert worden war. Bleibenden Eindruck und wichtige Strukturen habe er beim deutschen Rekordmeister hinterlassen, meinte Flick, der Jahre später zum Münchner Erfolgscoach wurde. Müller, von van Gaal geformt und gefördert, freut sich auch auf ein Wiedersehen. «Die Zeit nehmen wir uns», kündigte Müller ein Schwätzchen an.

Weltmeisterschaft:

Schon am Freitag sieht man sich wieder. In Doha werden die WM-Gruppen ausgelost. Auch Flick und van Gaal werden in Katar sein. Stand jetzt wird es bei der Endrunde ein direktes Aufeinandertreffen aber frühestens in der K.o.-Phase geben. Deutschland und die Niederlande sind mit hoher Wahrscheinlichkeit beide in Topf zwei gesetzt und bekommen womöglich je einen dicken Brocken wie Brasilien, Frankreich oder Argentinien zugelost.

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa

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