Herthas Cheftrainer Felix Magath ist vor dem letzten Spiel der Saison gegen Borussia Dortmund nervös. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa/Archivbild)

Felix Magath hat es schon beim Antritt seiner Rettungsmission in der Hauptstadt geahnt. «Ich war mir sicher, wir spielen in der Relegation gegen den HSV», erinnerte sich der Coach von Hertha BSC unlängst: «Es würde mich nicht überraschen, wenn es zu dieser Konstellation käme.»

Die Hertha-Profis haben es selbst in der Hand, ihrem 68 Jahre alten Trainer und ehemaligen HSV-Star das doppelte Nachsitzen mit Maximalnervenbelastung womöglich gegen den Hamburger SV zu ersparen. Im Fernduell mit dem VfB Stuttgart unter Siegzwang reicht dem Berliner Fußball-Bundesligisten im Abstiegskampffinale schon ein Punkt.

Hertha muss beim BVB ran, wahrlich keine leichte Aufgabe. «In erster Linie ist Dortmund-Berlin ein Punktspiel – und zwar kein unwichtiges. Wir wollen unser letztes Heimspiel gewinnen», kündigte Borussia Dortmunds Coach Marco Rose an. «Wir spielen gegen den Vizemeister, die zweitbeste Mannschaft des Landes», betonte Magath. Gewinnt er mit der Hertha oder holt er wenigstens einen Punkt, kann Konkurrent Stuttgart daheim gegen den 1. FC Köln machen, was er will. Vorbei an der Hertha kommen die Schwaben dann nicht.

Bielefeld braucht ein Tore-Wunder

Drei Punkte beträgt der Abstand vor dem 34. Spieltag. Hertha ist 15. mit 33 Zählern, Stuttgart 16. mit 30. Auf Rang 17 folgt mit weiteren drei Punkten Rückstand Arminia Bielefeld. Für die Ostwestfalen liegt eine Rettung wenigstens auf den Relegationsplatz aber im Bereich der Wunderwelten. Schuld ist vor allem das um sieben Treffer schlechtere Torverhältnis vor der Partie daheim gegen den Champions-League- Aspiranten RB Leipzig. Es gehe darum, ein Spiel abzuliefern, «das allen Spielern, Mitarbeitern und Fans zeigt: Da ist Charakter in der Mannschaft! Das wird ja nicht das letzte Spiel für immer bleiben», sagte Bielefelds Coach Marco Kostmann.

Bielefeld, Berlin, Stuttgart – bei allen haben natürlich auch die Parallel-Planungen für ein Abstiegsszenario längst begonnen. VfB-Vorstandschef Alexander Wehrle ließ die Zukunft von Trainer Pellegrino Matarazzo und Sportdirektor Sven Mislintat über den Sommer hinaus offen. Er ist allerdings auch vom Verbleib im Oberhaus überzeugt, wenn es am letzten Spieltag nichts mit der Rettung wird. Und das hat einen guten Grund und liegt in der beruflichen Vergangenheit Wehrles. Vor einem Jahr bangte er als Geschäftsführer beim und mit dem 1. FC Köln.

Die Rheinländer setzten sich damals als Bundesligist in der Relegation gegen den Zweitliga-Dritten Holstein Kiel durch. Wehrle sieht die K.o.-Duelle nach wie vor als «Chance», nicht als «Bestrafung». Die Kölner spielen nun immerhin sogar noch um den Einzug in Europa League. Sie befinden sich damit wiederum im Fernduell mit dem 1. FC Union.

Und da schließt sich der Berliner Fußballkreis. Union, der Arbeiterclub aus dem Osten und nach drei Derby-Siegen in dieser Saison klare Hauptstadtmeister, bereitet schon den Balkon im Stadion An der Alten Försterei für die große Europapokal-Sause nach dem letzten Saisonspiel gegen den VfL Bochum vor. Die Hertha muss dagegen womöglich in die beiden Relegationsspiele und erwartet zudem noch eine konfliktbeladene Mitgliederversammlung mit Anträgen zur Abwahl von Vereinsboss Werner Gegenbauer.

Magath will «immer gewinnen»

In den 90 Minuten plus X an diesem Samstag in Dortmund oder Stuttgart oder auch in Bielefeld dürfen sämtliche Randgeschehen keine Rolle spielen. Nach dem Punktgewinn der Stuttgarter gegen den alten und neuen deutschen Meister FC Bayern und der Heimniederlage der Herthaner gegen den FSV Mainz ist das vielbeschworene Momentum auf der Seite der Schwaben.

«Es hilft nicht, wenn ich mir irgendwas ausmale», sagte Magath darüber, dass es für Köln ja auch noch um etwas geht. Aufgeregt ist auch er, der abstiegskampferfahrene Trainerroutinier, mit dessen Verpflichtung Hertha-Geschäftsführer Fredi Bobic die nationale Fußballgemeinde Mitte März durchaus verblüfft hatte. «Weil ich immer gewinnen will, aber dafür nicht garantieren kann, bin ich immer nervös, ob alles so läuft und alles richtig vorbereitet ist.»

Einen Besuch am Sonntag in einem Zweitliga-Stadion hat Magath jedenfalls nicht geplant. In Rostock könnte er aber verfolgen, was sein HSV so macht, der vor dem Saisonfinale Dritter in der zweiten Liga ist.

Von Jens Marx und David Langenbein, dpa

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