Fordert drei Punkte von der DFB-Elf: Oliver Bierhoff, Geschäftsführer Nationalmannschaften. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Daniel Löb/dpa)

Es war purer Zufall, dass es gerade windiger wurde um das abgeschiedene Teamquartier, als Oliver Bierhoff über die verbesserte Großwetterlage bei der deutschen Nationalmannschaft sprach.

Der Zuversicht ausstrahlende DFB-Direktor kam gar nicht mehr heraus aus seinen Metaphern rund um jene «Wolke», die er vor anderthalb Jahren noch über der DFB-Auswahl hatte hängen sehen. Vor dem nächsten Härtetest am Samstag (20.45 Uhr/RTL) im heißen Budapest gegen Ungarn sei noch nicht alles «himmelblau ohne Wolke» – aber es regnet auch nicht mehr.

«Ich sehe, dass wir weiter unter Druck sind, uns bewusst sind, dass wir noch ein paar Schritte gehen müssen», sagte Bierhoff am Donnerstag in Herzogenaurach. Schlecht sei das nicht, denn es erinnere das Team von Bundestrainer Hansi Flick daran, «dass es auch immer wieder regnen kann». Spätestens bei der aus dem Sommer in den Spätherbst verlegten WM in Katar solle es «Sonnenschein» geben.

Klare Steigerung

Das 1:1 in München gegen England war auf dem Weg dahin eine deutliche Steigerung nach dem 1:1 zuvor in Bologna gegen Italien. In Ungarn müsse nun aber auch das Ergebnis in der Nations League passen, forderte Bierhoff. Es sei das «klare Ziel, dass wir gegen Ungarn auch mal drei Punkte holen. Das ist unser Anspruch. Auch, wenn wir wissen, dass es schwer wird.» Die Mannschaft habe «weiterhin hohe Ambitionen».

Während die Nationalspieler ihren freien Tag unter bewölktem Himmel in Franken genießen konnten, musste Bierhoff mehrere Themen abräumen, die durchaus – nun ja – stürmisch sind für den großen Verband. Die Arbeitsbedingungen beim Bau des DFB-Quartiers in Katar, ein möglicher Kniefall der Spieler als Zeichen gegen Rassismus in Ungarn, die Prämienzahlungen an die Frauen-Auswahl im Vergleich zu den deutlich höheren an die Männer. Es ist längst nicht mehr nur das Spiel an sich, mit dem sich der DFB befassen muss.

Auf ein Knie gehen wie gemeinsam mit den Engländern am Dienstag wird die DFB-Auswahl nicht. «Nein, die Überlegungen gab es noch nicht», sagte Bierhoff. Die Briten waren am Samstag von vielen Zuschauern in Budapest wegen der Geste ausgebuht worden. Grundsätzlich äußerte Bierhoff: «Die Anforderung der Gesellschaft und auch generell sind auch dahin gestiegen, dass man sich damit beschäftigen muss.»

Das Positive überwiegt

Einen Vortrag bekamen die Nationalspieler über taktische Feinheiten des ungarischen Spiels. «Wir werden es gegen eine sicherlich eher defensiv stehende Mannschaft nicht schaffen, wenn wir nicht bereit sind, die tieferen Wege zu gehen», sagte Bierhoff. «Wenn du langsam spielst und nicht viel in Bewegung bist, hast du Schwierigkeiten.»

Aber – und das ist der Unterschied zu den wolkenverhangenen Tagen gegen Ende der Ära von Joachim Löw – überwiegt in jeder Analyse das Positive. «Attraktiv und gut, aber noch nicht effektiv genug» spiele die Mannschaft, meinte Bierhoff. So also, dass die Aussicht für die nähere Zukunft stimmt, wenn denn alle hart genug an sich arbeiten. «Wir sehen, dass wir das Potenzial haben, dass die Spieler es können, dass wir die Qualität bei den Spieler haben», sagte der DFB-Direktor.

Mit einem Sieg am Samstag könnte Deutschland die Tabellenführung in der Gruppe 3 der Liga A übernehmen. Der Gruppensieg und die damit verbundene Qualifikation für das Finalturnier im kommenden Jahr sei «das Ziel», sagte Bierhoff. In 2023 stünden sonst nur Testspiele für den Gastgeber der EM 2024 an. «Zwei Wettbewerbsspiele würden guttun», merkte Bierhoff an.

Von Jan Mies und Arne Richter, dpa

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