Die deutsche Nationalmannschaft zeigte in Ungarn eine enttäuschende Leistung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Hansi Flick suchte keine Ausreden. Die Frage, ob das enttäuschende 1:1 der Fußball-Nationalmannschaft in Ungarn der schlechteste Auftritt seiner Amtszeit gewesen sei, ließ der Bundestrainer zwar unbeantwortet.

Doch Flicks Analyse nach dem dritten Remis in der Nations League sprach für sich. «Vom Ergebnis her und von der Art und Weise, wie wir das Spiel angegangen sind, war es für uns ein Rückschritt», sagte der 57-Jährige in der Puskas-Arena in Budapest. Und fügte mahnend an: «Klar muss man auch sagen, dass wir in der Defensive schon das Eine oder Andere zugelassen haben, was einfach nicht sein darf.»

Fünf Monate vor Beginn der WM ist Flick mit seinem Projekt «zurück zur Weltspitze» ins Stocken geraten – und zwar in allen Mannschaftsteilen, nicht nur im dauerkritisierten Sturm, in dem Timo Werner eine Leistung jenseits der Ansprüche lieferte. Es sei augenfällig, «dass bei uns komplett in der Mannschaft die Überzeugung fehlt», verteilte Flick einen Kollektiv-Tadel nach dem vierten Remis in Serie.

«Jeder Fan bekommt graue Haare»

DFB-Direktor Oliver Bierhoff fühlte als ehemaliger Top-Stürmer mit den Anhängern mit. «Jeder Fan bekommt graue Haare, wenn man die Chancen nicht nutzt.» Flick meinte aber, man habe sich diesmal auch zu wenige Möglichkeiten erarbeitet. «Wir haben einfach ohne Überzeugung aufgebaut, waren zu schleppend im Spielaufbau. Wir haben es dem Gegner relativ einfach gemacht, kompakt zu stehen», sagte er.

Warum dies so war, konnte der DFB-Chefcoach nach dem Mutmacher gegen England (1:1) auch nicht erklären. Müdigkeit nach einer langen Saison wäre noch die beste Begründung. Flick weiß längst: Qualität und Konstanz müssen Richtung WM in Katar noch zunehmen.

Wie beim 1:1 gegen Italien gelang diesmal durch Jonas Hofmann (9. Minute) der schnelle Ausgleich nach Rückstand durch Zsolt Nagy (6.). Das war es aber auch. Die erste Niederlage im zwölften Spiel unter Flick verhinderte maßgeblich Manuel Neuer. «Es ist meistens so, wenn ein Torwart herausragend ist, dann stimmt ein bisschen was im Spiel nicht», sagte Flick.

Mit Sieg in den Urlaub

Neuer versprach, man wolle im letzten Akt des Juni-Viererpacks in der Nations League gegen Italien eine «Rakete zünden». Auch Flick ließ keinen Zweifel, dass gegen den Europameister am Dienstag (20.45 Uhr/ZDF) in Mönchengladbach ein Sieg zur Wiedergutmachung gelingen soll. «Das wird auch nicht einfach. Aber trotzdem erwarten wir von der Mannschaft, dass sie da alles reinlegt und sich dann mit einem Sieg in den Urlaub verabschiedet», sagte der Bundestrainer.

Mit einem Sieg könnte noch der erste Platz in der Gruppe 3 der Liga A erobert werden, den Flick wegen der sportlich wertvollen Finalteilnahme im Übergangsjahr 2023 in der Endabrechnung im September unbedingt erreichen will. Bierhoff machte auch auf Optimismus: «Letztendlich sehe ich das Ganze trotzdem positiv. Wir haben kein Spiel verloren. Wir haben uns mehr vorgenommen, aber müssen gegen Italien jetzt natürlich zu Hause den nächsten Schritt machen.»

Bei einer Niederlage gegen die Squadra Azzurra droht allerdings eine Sommerpause auf einem Abstiegsrang. Die erhoffte Aufbruchstimmung Richtung Katar wäre dahin. Schon jetzt ist die feine Siegesserie von acht Spielen zum Flick-Start nur noch eine vage Erinnerung.

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