Die deutschen Fußballerinnen mussten bislang noch kein Gegentor im Turnier hinnehmen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Das «Schwarz-Rot-Gold – all in!» im Kreis vor dem Anpfiff soll nicht zum letzten Mal bei dieser Europameisterschaft ertönen. Und nach dem Spiel soll es wieder Freudentänze zum Rednex-Evergreen «Cotton Eye Joe» geben.

Mit dem großen Ziel Wembley gehen die deutschen Fußballerinnen ins Halbfinale gegen Frankreich. «Es muss erst mal jemand kommen, der uns besiegt», sagt Vize-Kapitänin Svenja Huth nach vier Auftritten ohne Gegentor der DFB-Frauen in England. «Unsere Reise hier ist noch nicht zu Ende.»

EM-Finale im Wembley-Stadion lockt

Der Rekord-Europameister fordert die international noch titellosen Les Bleues, wenn es am Mittwoch (21.00 Uhr MESZ/ARD und DAZN) in Milton Keynes um den Einzug ins Endspiel am kommenden Sonntag in Londons legendärer Arena geht. «Natürlich gibt es nichts Schöneres als ein EM-Finale in England, im Wembley-Stadion zu spielen», sagte Martina Voss-Tecklenburg.

Die Bundestrainerin erinnerte dieser Tage daran, dass ihr Team dort ja schon einmal vor großer Kulisse auflaufen durfte: 2019 gewannen die DFB-Frauen ein Testspiel gegen England vor fast 78 000 Zuschauern mit 2:1 nach Toren von Alexandra Popp und Klara Bühl.

«Aber jetzt wirklich volle Konzentration aufs Halbfinale. Die Vision, im Finale zu stehen, ist da, Aber die Mission ist erstmal, das Halbfinale positiv zu spielen», mahnte Voss-Tecklenburg schon nach dem 2:0 im Viertelfinale gegen Österreich. Die Französinnen kommen mit dem mühsamen, wenn auch hochverdienten 1:0 nach Verlängerung gegen die Niederlande – und mit zwei Tagen weniger Vorbereitung.

Co-Trainerin Carlson: «Es sind alle fit»

«Das tut Kopf und Beinen gut», sagte die zweifache Turniertorschützin Lina Magull zum Durchatmen am Wochenende. Seit Sonntag sind die Spielerinnen jedoch komplett im Frankreich-Modus. «Es sind alle fit. Wir haben das Glück, dass alle unsere 23 Spielerinnen dabei sind», sagte Co-Trainerin Britta Carlson vor der Abfahrt ins 80 Kilometer entfernte Milton Keynes.

Dort soll der «EM-Zauber» (Popp) nicht verfliegen. Der achtfache Europameister, Weltmeister von 2003 und 2007 und Olympiasieger von 2016 kann nach drei turnierlosen Jahren und mitreißenden Auftritten bei der EM einen Coup landen. Mit einem Schmunzeln erinnerte die Wolfsburger Flügelflitzerin Huth an einen Spruch ihres früheren Interims-Nationalcoaches: «Wie Horst Hrubesch immer gesagt hat: Jetzt macht es auch keinen Sinn mehr zu verlieren.»

Die DFB-Auswahl und ihre Begleiter sind sich sicher, dass auch ein Rückstand Popp, Huth und Co. so schnell nicht aus der Bahn werfen würde. «Dieses Team kommt in einer besonderen Art und Weise mit ganz unterschiedlichen Widerständen klar», sagte DFB-Generalsekretärin Heike Ullrich. Auch mit Blick auf den Corona-bedingten Ausfall von Lea Schüller, den Spielführerin Alexandra Popp vom VfL Wolfsburg mit bisher vier Treffern eindrucksvoll auffing. Die Bayern-Torjägerin Schüller wird gegen Frankreich wieder erstmal auf der Bank sitzen.

Frohms: «Es ist noch ein weiter Weg»

Torhüterin Merle Frohms hat «mega Bock auf Wembley. Aber wir wissen, dass es noch ein weiter Weg ist. Dass wir nicht zu früh von zu viel träumen dürfen.» Man habe gerade «eine Weltklasse-Mannschaft, «die zu vielem in der Lage ist.» Und die Abwehrstärke sei auch ein Zeichen an andere Mannschaften, «dass es schon viel braucht, gegen uns ein Tor zu schießen. Aber wir wissen auch, dass die Gegner jetzt stärker werden.»

Huth ist sich vor dem Aufeinandertreffen mit den Assen von Champions-League-Sieger Olympique Lyon um Kapitänin Wendie Renard sicher: «Dieses Teamgefühl und dieses Wissen, dass die Basis erstmal unsere Defensive ist, kann uns weit bringen.» Das Teamgefühl noch einmal gestärkt haben die DFB-Frauen mit einem Restaurant-Abend an Londons Towerbridge. «Die Stimmung war super», berichtete Außenverteidigern Giulia Gwinn. «Wir freuen wir uns einfach auf das Spiel und können es kaum abwarten, dass es endlich losgeht.»

Von Ulrike John, dpa

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