Ein Foto von Uwe Seeler und Blumen, Fan-Schals und Trauerlichter stehen an der Bronzeplastik vor dem Volksparkstadion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Das Volksparkstadion war gewissermaßen sein Wohnzimmer. Bis ins hohe Alter, und solange es seine Gesundheit erlaubte, sah Uwe Seeler seinem geliebten HSV zu. Mit Freunden wurde im VIP-Bereich gefachsimpelt und gelacht.

Am 10. August (ab 14.00 Uhr/ARD und NDR) werden Tausende Menschen erwartet, um der Ikone des Hamburger SV und der Fußball-Nationalmannschaft an genau diesem Ort zu gedenken. Es könnte die größte Trauerfeier für einen deutschen Sportler werden, die es je gab. Neben Bundeskanzler Olaf Scholz und Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher hat sich die DFB-Spitze angekündigt, eine Rede halten wird auch als Freund der Familie Schauspieler Olli Dittrich.

„Uns Uwe“ wird verehrt

Uwe Seeler ist Hamburg, und Hamburg verehrt Uwe Seeler. Im alten, zugigen Volksparkstadion mit Laufbahn und spärlicher Bedachung hatte der am 21. Juli im Alter von 85 Jahren gestorbene Seeler noch selbst die Siege für den HSV organisiert und sich 1964 zum ersten Torschützenkönig der Bundesliga geschossen. Das Stadion für die Trauerfeier ein angemessener und würdiger Ort. Erinnert sei an die Gedenkfeier für den einstigen Nationaltorhüter Robert Enke vor rund 35.000 Menschen am 15. November 2009 im Stadion von Hannover 96.

Seeler ist nicht nur eine Hamburger Legende, sondern wird bundes- und gar weltweit verehrt. Er war einer der erfolgreichsten Torjäger, ein untadeliger Sportsmann sowie ein geradliniger und bodenständiger Mensch, wie es ihn heute wohl nur selten gibt. Sein Tod hat Millionen Menschen berührt. Für sie bleibt «Uns Uwe», wie er im plattdeutschen Slang genannt wurde, ein Sportler aus Leidenschaft und mit Anstand, dem Treue zu seinem Heimatverein und seiner Geburtsstadt wichtiger waren als Millionengehälter im Ausland.

Gewaltige Anteilnahme – Scholz bei Trauerfeier

Hamburg hat in seiner Geschichte um mehrere große Persönlichkeiten getrauert, die so populär und geachtet waren, dass Tausende Menschen von ihnen Abschied nehmen wollten. Für Alt-Kanzler Helmut Schmidt wurde am 23. November 2015 ein Staatsakt im Hamburger Michel mit 1800 geladenen Gästen abgehalten. Ebenfalls im Michel kamen am 14. Januar 2020 rund 2000 Menschen zusammen, um des beliebten Hamburger Schauspielers Jan Fedder zu gedenken. Zahlreiche Trauernde schlossen sich an, als anschließend ein Konvoi durch den Stadtteil St. Pauli rollte, vorbei an der Davidwache, wo Fedder in der TV-Serie «Großstadtrevier» den Polizisten Dirk Matthies gespielt hatte.

Was «Uns Uwe» den Menschen bedeutet, lässt sich auch an Zahlen ablesen. Am ersten Wochenende nach der Beerdigung Seelers auf dem Friedhof Ohlsdorf suchten mehr als 1200 Menschen dessen Grab auf. «Wir haben so viele Handzettel drucken lassen, die den Weg zur Grabstelle beschrieben. Sie waren alle vergriffen», sagte Friedhofssprecher Lutz Rehkopf. Diese gewaltige Anteilnahme wurde weder nach der Bestattung von Schmidt noch nach der von Fedder registriert.

Welche Rolle Seeler in der Geschichte des deutschen Sports spielte und welche Strahlkraft er bis heute hat, wird allein an der Tatsache deutlich, dass Bundeskanzler Scholz an der Trauerfeier teilnimmt. Als einstiger Hamburger Bürgermeister hatte Scholz eine enge Beziehung zu Seeler, der seit 2003 Ehrenbürger der Hansestadt war. Am Tag seines Todes sprach Scholz Millionen Menschen aus dem Herzen, als er twitterte: «So wie UnsUwe möchten wir eigentlich alle sein: selbstbewusst und bescheiden.»

Von Franko Koitzsch, Thomas Prüfer und Claas Hennig, dpa

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