RB Leipzigs Trainer Domenico Tedesco kritisiert den Umgang mit dem FC Teutonia 05 Ottensen bei der Suche nach einem Stadion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Kahnert/dpa)

RB Leipzig hat eigentlich schon vor dem Anpfiff gewonnen. Dabei wollten einige Sturköpfe der bisweilen kleingeistigen Fußball-Welt und ein paar Kriminelle dem auf der Beliebtheitsskala der Traditionalisten nicht gerade oben angesiedelten Bundesligisten das Leben vor dem Pokalspiel gegen den FC Teutonia 05 Ottensen so schwer wie möglich machen.

Der Hamburger Viertligist fand in der eigenen Stadt kein passendes Stadion, weil zum Beispiel der FC St. Pauli sein Stadion dem «anderen Fußball» nicht als Bühne überlassen wollte. Und im Ausweichspielort Dessau wurde eine Woche vor dem Anpfiff am Dienstag (20.46/Sky und ZDF) der Rasen zerstört.

Tedesco: «Wir wären gerne auswärts angetreten»

Am Ende dieser Farce spielt Leipzig zu Hause vor mehr als 10.000 eigenen Fans und erspart sich zum Auftakt von drei Englischen Wochen eine Dienstreise. Und Teutonia, so sieht es aktuell aus, wird erst einmal mit einem fünfstelligen Minus aus dem größten Spiel der Vereinsgeschichte gehen. «Mit Teutonia erwischt es den Falschen. Sie haben in Hamburg keinen Platz bekommen. Da kann man jetzt natürlich die einzelnen Vereine mal durchgehen, die gesagt haben, nee aus Prinzip nicht», sagte Leipzigs Trainer Domenico Tedesco. St. Pauli und der Hamburger SV sagten Ottensen ab, Eintracht Norderstedt und der VfB Lübeck können die Auflagen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) bezüglich des Flutlichts nicht erfüllen. Als Tiefpunkt folgte die Dessauer Rasenvergiftung.

Dass mit einem profanen Fußballspiel so viele Befindlichkeiten verletzt werden, ist in erster Linie nervig. «Wir können jetzt daheim spielen, aber das ist nicht Sinn der Sache. Wir wären gern auswärts angetreten, so wie es sich in den ersten Pokalrunden gehört», sagte Tedesco. Und damit Teutonia am Ende nicht noch draufzahlt, will Leipzig helfen. Der in einigen Augen böse Retortenclub kann sich als Retter vermarkten.

Ottensen kommt die Lösung des Heimrechttauschs nicht gerade ungelegen. «Für den Verein ist das die beste Lösung», sagte Trainer David Bergner, der eine RB-Vergangenheit hat. «Für die Jungs ist es eine super Erfahrung, in so einem großen Stadion zu spielen.»

In der Heimat wirbt der Regionalligist mit «Tradition aus Ottensen» – und eckt damit an. Bis Mitte des vergangenen Jahrzehnts galt Teutonia als Kultclub, der zwischen Bezirks- und Landesliga pendelte und einem Talent wie Eric Maxim Choupo-Moting Starthilfe in die große Fußball-Welt gab. Dann stiegen die Ambitionen und es sank die Beliebtheit.

Beide Clubs werben für einen Energy Drink

Plötzlich stieg ein Sponsor (Lukoil) ein, der für neue Dimensionen sorgte. Dank russischer Öl-Gelder wurde der Aufstieg ins Visier genommen. Nach der Invasion in die Ukraine distanzierte sich der Verein vom Sponsor. 2016 wurde ein Manager installiert, der den kompletten Kader austauschte, 2017 ging es von der Landes- in die Oberliga. Die Aufstiegsrunde zur Regionalliga wurde 2018 erreicht, 2020 gelang der Aufstieg.

Seit dem Sommer wurde vollends auf Profitum umgestellt. Die Spieler, die noch einen Job hatten oder studierten und damit nicht in der Lage waren, vormittags zu trainieren, mussten sich neue Vereine suchen. Dafür wurden 18 neue Leute geholt – viele mit Drittliga-Erfahrung. Sogar ein Spieler aus dem RB-Nachwuchs wurde verpflichtet. Wenn die erhofften Prämien fließen, können alle gut vom Fußball leben.

Neben den Vorbehalten gibt es da noch eine Sache, die Ottensen und Leipzig verbindet. Beide werben für einen Energy Drink auf dem Trikot. «Diese Kooperation ist für uns ein wichtiger Energie-Schub», sagte Präsident Liborio Mazzagatti augenzwinkernd. Der Sponsor wurde zudem passend kurz vor dem Pokal-Hit gegen Leipzig präsentiert.

Von Tom Bachmann und Harald Borchardt, dpa

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