Bundestrainer Hansi Flick trifft mit der deutschen Nationalmannschaft am 23. September auf Ungarn und drei Tage später auf England. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Hansi Flick war überall. In Madrid. In Mailand. In London. Und die Bayern hat er sich natürlich mehrmals angeschaut. Er hat gesichtet, geprüft und abgewogen.

Wenn der Bundestrainer am Donnerstag zur Mittagszeit seinen Kader für die letzten Pflichtspiele vor der großen Jahresprüfung der deutschen Fußball-Nationalmannschaft verkündet, werden wichtige WM-Signale erwartet. Wer hat noch Chancen auf ein Ticket für Katar? Wen lässt der Bundestrainer zehn Wochen vor dem Anpfiff mit der dann schon wegweisenden Partie gegen Japan im Khalifa International Stadium in Doha links liegen?

Flick: «Bei der WM muss jeder topfit sein»

Hat der in Frankfurt wieder ins Blickfeld gedribbelte Rio-Held Mario Götze noch eine Chance auf ein DFB-Comeback? Ist Robin Gosens von Inter Mailand vielleicht doch wieder ein Kandidat für die Dauerbaustelle hinten links? Zumal David Raum nach seinem Wechsel zu RB Leipzig seine Top-Form sucht. Und wird das DFB-Aus für Mats Hummels nun auch mal offiziell ausgesprochen? Flick wird gleich mit seinem ersten personellen Aufgebot der Saison tiefe Einblicke in seine WM-Planungen geben müssen. Der enge Terminkalender gewährt keinen langen Vorlauf.

«Dieses Jahr wird intensiv, es geht Schlag auf Schlag, dessen sind sich alle bewusst. Wir hoffen natürlich, dass unsere Spieler die Belastungen gut verkraften. Bei der WM muss jeder topfit sein», beschrieb Flick kürzlich in einem «RND»-Interview seine Anforderungen. Der 57-Jährige weiß vor seinem ersten Turnier als DFB-Chefcoach genau, worauf es ankommt.

Wer nicht zum Stammpersonal gehört und für die letzten Spiele um den wichtigen Gruppensieg in der Nations League gegen Tabellenführer Ungarn in Leipzig am 23. September und drei Tage später beim Klassiker in Wembley gegen England gehört, wird in November kaum im DFB-Flieger Richtung Arabischer Golf sitzen.

Die Achse der DFB-Auswahl steht

Flicks Vorteil: Der große Block des von der FIFA von 23 auf 26 Spieler erweiterten Kaders steht längst. Die Achse ist von Kapitän Manuel Neuer über Abwehrboss Antonio Rüdiger, Joshua Kimmich und Thomas Müller klar definiert. Auf fast 20 fixe Namen kommt man ziemlich schnell. Und gute Signale gibt es. BVB-Verteidiger Niklas Süle und Bayerns Kraftmaschine Leon Goretzka finden nach Verletzungen rechtzeitig wieder Anschluss.

«Die WM ist noch nicht in unseren Köpfen», sagte Goretzka nach seinem Energie-Auftritt in der Champions League gegen den FC Barcelona (2:0) am Dienstagabend bei Amazon Prime. Um gleich anzufügen, dies werde sich mit Einzug ins DFB-Hotel am kommenden Montag außerhalb von Frankfurt ganz gewiss sehr schnell ändern.

Ein paar Fragezeichen gibt es für Flick durchaus. Was ist mit angeschlagenen Kandidaten wie dem Neu-Dortmunder Karim Adeymi nach seiner Fußverletzung? Hält dessen notorisch anfälliger BVB-Kollege Marco Reus den Belastungen im straffen Oktober stand? Und wie entwickeln sich mögliche Ergänzungsspieler wie Julian Weigl oder Julian Draxler bei ihren neuen Clubs Borussia Mönchengladbach und Benfica Lissabon? Wer jetzt noch nicht auf Top-Niveau ist wie Leverkusens Top-Talent Florian Wirtz nach seinem Kreuzbandriss, dürfte es schwer haben.

Flick will Platz eins in Nations-League-Gruppe

Große Experimente sind für Flick gar nicht mehr möglich. Denn auch gegen Ungarn und England sollen unbedingt positive Ergebnisse her. Platz eins in der Nations-League-Gruppe wäre mit zwei Siegen fix. Und das wäre schon mit Blick auf die EM 2024 wichtig. Als Finalteilnehmer im Juni kommenden Jahres hätte Flick immerhin zwei Spiele mit Wettkampfcharakter vor dem Heimturnier. Es ist unser Anspruch und unser Ziel, dass wir es erreichen. Es ist in dieser Gruppe noch nichts entschieden, alle sind eng beieinander. Das muss uns klar sein, dass wir da einfach jetzt noch eine Schippe mehr drauflegen müssen – oder vielleicht auch zwei oder drei», sagte der Bundestrainer. «Das werden wir auch versuchen, dass wir das aus der Mannschaft rauskitzeln können.»

Von Arne Richter und Klaus Bergmann, dpa

Von