Herthas Marco Richter jubelt nach dem Spiel in Augsburg. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Herthas Torschütze Marco Richter hetzte an seiner alten Wirkungsstätte von Interview zu Interview. Der Berliner Offensivspieler war nach seinem umjubelten Treffer zum 2:0 bei seinem früheren Arbeitgeber FC Augsburg zweifelsohne der gefragteste Mann in der Interviewzone.

Als «sehr, sehr emotional» beschrieb Richter seinen Fußball-Nachmittag und bezeichnete das Tor als «i-Tüpfelchen» seiner Genesung: «So wünsche ich mir, dass es weitergeht.»

Der Treffer, vor dem er «ein bisschen Bammel» hatte, war ein weiterer Schritt zurück ins alte Leben. «Ich will einfach Fußballspielen und Spaß haben. Klar fehlt körperlich das ein oder andere Prozent», gestand Richter. Für den 24-Jährigen war es das erste Tor seit seinem Comeback, für Trainer Sandro Schwarz der erste Sieg als Hertha-Coach. Doch auch Schwarz‘ Gedanken drehten sich nur um Richter.

«Wir freuen uns, dass er endlich wieder diesen Alltag erleben darf. Dass er gesund ist und seiner Leidenschaft nachgehen darf», sagte Schwarz, der die Monate nach Richters Hodenkrebs-Diagnose als «total emotional» bezeichnete. «Wie er damit umgegangen ist, wie der Verein damit umgegangen ist – außergewöhnlich», befand der 43-Jährige.

Lukebakio: «Das gibt viel Selbstvertrauen jetzt»

Hertha sendete nach vier sieglosen Spielen das lang ersehnte Lebenszeichen, überholte den FCA in der Tabelle und ließ die Abstiegsränge hinter sich. «Es fühlt sich gut an», sagte Dodi Lukebakio, der die Berliner in der 57. Minute per Kopf in Führung gebracht hatte, und kündigte an: «Das war nur der Beginn. Das gibt viel Selbstvertrauen jetzt».

Die Augsburger stürzten hingegen tiefer in ihre sportliche Mini-Krise. Die Fans quittierten die Leistung ihrer Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert, wie es FCA-Routinier Florian Niederlechner noch nicht erlebt hatte. «Dass wir so niedergemacht werden von den Fans, kenne ich überhaupt nicht. Es macht auf jeden Fall nicht so viel Spaß gerade», stellte der Angreifer fest.

Die geforderte Durchschlagskraft in der Offensive blieb aus. Fehlpässe en masse und Freistöße, die überall hinflogen, nur nicht in Richtung Tor. Trainer Enrico Maaßen nannte als Gründe für den nächsten Rückschlag «technische Fehler» und «Unruhe in aussichtsreichen Situationen». Kapitän Jeffrey Gouweleeuw meinte: «Es fehlen uns viele Spieler. Und die Jungen brauchen Zeit».

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