Bremens Niclas Füllkrug (l) im Angriff gegen Bochums Torhüter Manuel Riemann. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Die Bochumer Spieler holten sich vor der Fankurve aufmunternden Applaus ab, Thomas Reis verschwand mit verärgerter Miene in den Katakomben des Ruhrstadions.

Das 0:2 gegen Werder Bremen verschärft die Krise beim VfL und setzt Reis weiter unter Druck. Die Arbeit für den Coach, um den es schon in der vergangenen Woche viel Wirbel gab, wird immer schwerer. Eine aufgrund der späten Gegentore wieder unglückliche Niederlage, fehlende Durchschlagskraft im Angriff und Diskussionen um die Zukunft des 48-Jährigen: All das ergibt eine besorgniserregende Gemengelage beim in der vergangenen Saison noch so überraschend erfolgreichen Revierclub und aktuellen Tabellenletzten.

«Mich belastet das gar nicht», sagte Reis zur Unruhe um seine Person und wirkte mit etwas zeitlichem Abstand zur Partie tatsächlich aufgeräumt und fokussiert. «Bei der Mannschaft muss sich jeder sein Urteil bilden, aber ich finde, dass sie alles investiert hat.»

Da hatte er recht. Die Bochumer kämpften, probierten es immer wieder mit Bällen Richtung Strafraum. Was fehlte war häufig die Präzision im letzten Pass oder Abschluss. Und die beiden Treffer, die der VfL erzielte, erkannte Schiedsrichter Robert Schröder nach Rücksprache mit dem Videoassistenten nicht an.

Späte Niederlage durch Füllkrugs Doppelpack

«Ich bin sprachlos», sagte Mittelfeldspieler Kevin Stöger. «Du stehst hier mit leeren Händen und weißt einfach nicht, warum.» Als kurz vor Spielschluss vieles auf ein Remis hindeutete und Bochum dem Sieg sogar etwas näher schien als Werder, traf Bremens Mittelstürmer Niclas Füllkrug doppelt.

«Wir stehen hier mit null Punkten und sind enttäuscht und sauer», sagte Stöger. Auch er betonte, dass die Reis-Debatten der vergangenen Woche keine Auswirkungen auf das Team gehabt hätten. «Wir schauen nicht nach links und rechts oder lesen zu viel Zeitung», sagte Stöger und bekräftigte: «Wir stehen die ganze Zeit zusammen. Wir lassen uns nichts von außen reinreden.»

Trainerdiskussion vor Derby

Die Profis können aber natürlich nicht verhindern, dass rund um den VfL weiter über die Ablösung des Coaches spekuliert werden wird – vor allem, sollten die Bochumer auch das Derby am kommenden Samstag beim FC Schalke 04 verlieren. Der VfL selbst dementierte zuletzt Trainerdiskussionen und Ultimaten. Die Partie gegen den Aufsteiger aus Gelsenkirchen birgt dennoch eine ganz besondere Brisanz.

Ausgerechnet einen Wechsel zum Ruhrgebietsrivalen soll Reis, dessen Vertrag beim VfL Bochum 2023 ausläuft, Medienberichten zufolge im Sommer erwogen haben. Reis dementierte dies und ärgerte sich «maßlos».

Er weiß, dass er die Gerüchte um seine Person und seinen Club nicht kontrollieren kann. Entsprechend konzentriert er sich auf seine tägliche Arbeit – und die ist schwer genug. «Es wird nicht ganz einfach, die Jungs wieder aufzurichten. Aber das ist meine Aufgabe», sagte Reis. «Das Glück musst du dir erarbeiten. Das dauert halt ein bisschen länger.»

Von Thomas Eßer, dpa

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