Hakt den Meistertitel bereits früh ab: Liverpool-Coach Jürgen Klopp. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Adam Davy/PA Wire/dpa)

Die bittere Niederlage seines FC Liverpool hatte Jürgen Klopp die Laune gehörig verdorben. Nach dem schlechtesten Saisonstart seit zehn Jahren für die Reds hat der Trainer die Meisterschaft in Englands Premier League schon abgeschrieben.

«Wir sind nicht im Titelrennen», stellte Klopp nach dem 2:3 (1:2) beim FC Arsenal klar. Was sollte er bei 14 Punkten Rückstand auf Tabellenführer Arsenal auch sonst sagen?

«Wir haben im Moment Probleme», räumte Klopp, der gerade sein siebtes Jubiläum als Liverpool-Coach erlebte, ein. Nur zwei Siege holte seine Mannschaft aus den ersten acht Premier-League-Spielen. Am Sonntag kommt ausgerechnet Meister Manchester City mit Tormaschine Erling Haaland nach Anfield. «Ist das der perfekte Gegner, um sein Selbstvertrauen wiederzuerlangen? Wahrscheinlich nicht», sagte Klopp. Haaland schoss in bislang neun Saisonspielen 15 Tore. Droht Liverpool zuhause ein Debakel?

In London müssen sich die mitgereisten Liverpool-Fans wie im falschen Film gefühlt haben, als die euphorisierten Arsenal-Anhänger «Wir sind Tabellenführer» sangen. Das hörte man in den vergangenen Jahren häufiger in Anfield – in dieser Spielzeit wird es dort wahrscheinlich nicht mehr gesungen. Liverpool, das in der Vorsaison beinahe vier Titel geholt hätte, hat mit Arsenal vorerst die Rollen getauscht.

Elfmeter-Pfiff nicht nachvollziehbar

Dabei hatten die Reds durchaus Chancen auf einen Punkt. Gabriel Martinelli (1. Minute) und Bukayo Saka (45.+5/76. per Strafstoß) trafen für Arsenal, die Gäste aus Liverpool kamen durch Darwin Núñez (34.) und Roberto Firmino (53.) zweimal zum Ausgleich. «Da war es ein wirklich offenes Spiel und ich denke, wir hatten einen leichten Vorteil», so Klopp, «aber dann kam der Strafstoß.» Die Entscheidung auf Elfmeter zugunsten Arsenals konnte er nicht nachvollziehen. «Wenn zwei Schiedsrichter dasselbe meinen, dann ist das die Wahrheit, mit der wir leben müssen», sagte er leicht sarkastisch.

Ein paar positive Dinge konnte der Liverpool-Coach, der seit fast genau sieben Jahren im Amt ist, zumindest mitnehmen. «Wir haben ein paar gute Sachen gezeigt und hätten etwas holen können», war er sich sicher. «Ich denke, ein Unentschieden wäre ein gerechtes Ergebnis gewesen, aber jetzt müssen wir das akzeptieren, und das ist okay.»

Erst Rangers, dann Man City

Der Blick geht nun auf die nächsten wichtigen kommenden Herausforderungen: Am Sonntag steht das Duell mit dem Dauerrivalen Man City und dem überragenden Ex-Dortmunder Haaland an. Vorher könnte Liverpool in der Champions League mit einem Sieg bei den punktlosen Glasgow Rangers immerhin einen wichtigen Schritt Richtung Achtelfinale machen.

Vor dem Match am Mittwoch drohen Klopp allerdings zwei Ausfälle. Luis Diaz und Trent Alexander-Arnold mussten gegen Arsenal ausgewechselt werden. Diaz litt an Kniebeschwerden, Alexander-Arnold bekam bei einem Zweikampf einen Schlag auf den Knöchel. Das Ausmaß der Verletzungen war zunächst unklar. «In sieben Jahren ist Trent nie vom Platz gegangen, wenn er hätte weiterspielen können», betonte Klopp. «Er hatte zu große Schmerzen und es ist sofort angeschwollen.»

Wie ernst die Lage beim FC Liverpool ist und wie sehr das Jürgen Klopp mitnimmt, zeigt auch eine Aussage aus der Pressekonferenz. «Einer ihrer Kollegen sagte mir, er kenne mich nur als jemanden Fröhliches, der Scherze macht», erzählte der Trainer. «Ich weiß nicht genau, welchen Jürgen Klopp er kennt. Wir sind weder in der Stimmung für Scherze, noch sind wir fröhlich. Wir sind an einem schwierigen Moment und wollen da gemeinsam durchkommen. Und daran arbeiten wir gerade.»

Philip Dethlefs, dpa

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