Sieht in Stuttgart schweren Zeiten Entgegen: VfB-Coach Pellegrino Matarazzo. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Pellegrino Matarazzo war sichtlich geknickt. «Ich bin sehr optimistisch, dass die Mannschaft das Spiel gewinnen kann und wird – unabhängig davon, wer auf der Bank sitzt», sagte der Trainer des VfB Stuttgart mit Blick auf das Kellerduell der Fußball-Bundesliga mit dem VfL Bochum am kommenden Samstag.

Seine Stimme war leise. Geht der Italo-Amerikaner womöglich davon aus, dass er bei der Partie des Tabellenvorletzten gegen den Letzten schon nicht mehr dabei ist? «Nein. Ich habe damit gemeint, dass es nicht um mich geht», erklärte Matarazzo nach der 0:1 (0:0)-Niederlage der Schwaben gegen Spitzenreiter 1. FC Union Berlin am Sonntag. «Ich mache mir keine Gedanken, was meine Zukunft betrifft.» Die machen sich andere.

Keine Jobgarantie durch Mislintat

Sportdirektor Sven Mislintat etwa, der Matarazzo in dessen mittlerweile mehr als 1000 Tagen als VfB-Coach stets verteidigt hat. «Ich liebe den Rino», betonte Mislintat. Eine neuerliche Jobgarantie wie jene, die er ihm vergangene Saison ausgestellt hatte, wollte er dem Trainer nach der vierten Niederlage in dieser Spielzeit aber nicht geben. «Ganz grundsätzlich ist das nicht meine alleinige Entscheidung», sagte der 49-Jährige. «Das Vertrauen und die Rückendeckung ist da – auch wenn er die Spiele bekommt, zu 100 Prozent. Aber am Ende müssen auch wir liefern. Was das bedeutet, kann ich jetzt nicht sagen.» Auch mit Vorstandschef Alexander Wehrle dürfte Mislintat darüber diskutieren, wie es beim VfB nun weitergeht. Ob mit oder womöglich schon bald ohne Matarazzo.

Die Niederlage gegen Union habe «nichts mit dem Trainer zu tun», sagte VfB-Torhüter Florian Müller. Man sei die «bessere Mannschaft gegen den Tabellenführer» gewesen. Und dennoch gehen Matarazzo, der gegen die Köpenicker zum 100. Mal in einem Pflichtspiel auf der Stuttgarter Bank saß, allmählich die Argumente aus. Als einziges Team hat der VfB in der laufenden Bundesliga-Saison noch nicht gewonnen. Berlins Paul Jaeckel sorgte mit seinem Treffer in der 76. Minute am Sonntag dafür, dass die Schwaben auch im 26. Bundesliga-Heimspiel nacheinander mindestens ein Gegentor kassierten und so den Liga-Negativrekord von Rot-Weiss Essen aus den Jahren 1970 bis 1974 einstellten.

Verständnis für Pfiffe

Für die lauten Pfiffe, die anschließend von den Rängen hallten, hatten sowohl Mislintat als auch Matarazzo Verständnis. «Wir sind genauso enttäuscht. Wir wollen auch mehr», sagte der Coach, der zumindest mit dem kämpferischen Auftritt seiner Mannschaft diesmal zufrieden sein konnte. «Das Problem, das wir haben, ist eine Diskrepanz zwischen Spielleistung und Ergebnissen», betonte Sportdirektor Mislintat allerdings auch. «Und das nicht erst seit heute.» Womöglich wird diese Diskrepanz Matarazzo schon bald zum Verhängnis.

Christoph Lother und Christian Johner, dpa

Von