Die «One Love»-Debatte sorgt bei der WM weiter für Diskussion. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sebastian Gollnow/dpa)

Die Debatte um das Verbot der «One Love»-Kapitänsbinde bestimmt bei der Fußball-WM in Katar weiterhin die Schlagzeilen abseits des Platzes.

«Der DFB sowie die anderen Verbände sind hier sehenden Auges in das Dilemma geraten. Man ist mit einer an sich gut gemeinten Idee eines Zeichens der FIFA ins offene Messer gelaufen, denn bei diesen Themen war die FIFA immer streng und konsequent und konnte sich einfach auf die Regularien berufen», schrieb der ehemalige Bundesliga-Schiedsrichter Manuel Gräfe bei Twitter. «Es war ein wenig blauäugig zu denken, die FIFA würde das – noch dazu bei einer WM in Katar – einfach so hinnehmen. Typisch FIFA.»

Kahn kritisiert fehlenden Dialog

Auch Vorstands-Boss Oliver Kahn vom deutschen Rekordmeister Bayern München glaubt, dass der Hauptfehler in der Zeit vor dem Turnier gemacht worden sei. Die Aktion sei «vor vielen Wochen vorgestellt und erklärt worden. Die FIFA hätte sich viel früher mit den nationalen Verbänden dazu kurzschließen können. Dass es keinen Dialog zu diesem Thema gab, ist ein Fehler», sagte der frühere Nationaltorwart der «Bild-Zeitung».

Deutschlands Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus ist derweil enttäuscht darüber, «dass wir den Fußball nicht so genießen können, wie wir es gerne wollen». Die Spieler hätten ihre Meinung klar gesagt, müssten sie aber «nicht jeden Tag wiederholen», befand der Sky-Experte in seiner Kolumne. Irgendwann müsse «man auch seiner eigentlichen Aufgabe nachkommen».

Englands Nationaltrainer Gareth Southgate gab zu, dass der Wirbel um das symbolträchtige Stück Stoff mit dem bunten Herzen und der Aufschrift «One Love» alles andere als ideal für die Vorbereitung auf das Auftaktspiel gegen den Iran (6:2) gewesen sei. «Wir mussten uns auf den Fußball konzentrieren. Wir konnten da nicht involviert sein, vor allem die Spieler nicht. Das ist nicht ihre Aufgabe, das zu regeln», sagte Southgate: «Die Menschen wissen, wofür wir stehen. Wir knien, weil wir glauben, damit etwas bewirken zu können.» 

Noch vor einer Woche hatte der englische Verband FA angekündigt, die Aktion selbst bei drohenden Strafen durchziehen zu wollen. «Die Diskussionen waren zwischen den Nationen und der FIFA. Ich verstehe die Situation der FIFA. Es ist schwierig, irgendwo eine Linie zu ziehen», sagte Southgate. Eigentlich hätte Harry Kane mit besagter Binde auflaufen sollen. Doch weil die FIFA mit sportlichen Sanktionen wie einer Gelben Karte drohte, zogen die europäischen Teams die Kampagne kurzfristig zurück.

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