Jonas Hofmann brachte Gladbach gegen Stuttgart früh in Führung. (Urheber/Quelle/Verbreiter: David Inderlied/dpa)

Jonas Hofmann durfte den Sonderapplaus kurz vor dem Ende bei seiner Auswechslung für den Super-Joker genießen, nach dem Schlusspfiff klatschte der Nationalspieler müde und erschöpft mit seinen Kollegen auf der Bank ab.

Angeführt vom 30 Jahre alten Borussen-Allrounder feierten die Gladbacher nach drei Pflichtspielniederlagen den erlösenden ersten Sieg. Das Team von Trainer Daniel Farke gewann gegen den VfB Stuttgart auch dank eines schnellen Comeback-Tores von Hofmann in der vierten Minute mit 3:1 (2:1). «Kalt erwischt» worden seien sie, meinte Stuttgarts Chris Führich und ergänzte beim Streamingdienst DAZN: «Der Hofmann hat natürlich seine Qualitäten.»

Vor 53.178 Zuschauern traf danach erneut Torjäger Marcus Thuram (25.) für die Borussen. In der vierten Minute der Nachspielzeit sorgte der kurz zuvor für Hofmann eingewechselte Patrick Herrmann für den Schlusspunkt. Durch den ersten Sieg gegen Stuttgart seit knapp vier Jahren sprangen die Borussen zum Auftakt des 13. Spieltags auf Tabellenplatz sieben.

Hofmann demonstriert seinen Wert für Gladbach

Die Schwaben, für die Tiago Tomás (35.) erfolgreich war, warten weiter auf den ersten Auswärtssieg in diesem Jahr. Das Team von Interimstrainer Michael Wimmer bleibt mit elf Punkten als 15. in Abstiegsnot.

Ausschlaggebend für den Erfolg der Gladbacher war die frühe Führung durch Hofmann, sie wirkte wie eine Befreiung. Nur 17 Tage nach seiner Schultereckgelenksprengung beim Pokal-Aus gegen den Zweitligisten SV Darmstadt stand der Nationalspieler wieder in der Startelf und demonstrierte umgehend seinen enormen Wert für die Borussia. Per Dropkick drosch er eine Vorarbeit von Alassane Plea ins VfB-Tor.

Eindrucksvoller hätte Hofmann nicht demonstrieren können, dass er trotz der Verletzung bereit ist für die WM in Katar in zwei Wochen. Erst mit zunehmender Spieldauer ließen seine ließen nach.

Erneut früher Rückstand für den VfB

Mit dem frühen Rückstand bewies der VfB einmal mehr seine Schläfrigkeit zu Beginn der Spiele. Hofmanns Treffer war bereits das achte Gegentor in der ersten Viertelstunde in dieser Saison – kein anderes Bundesligateam kassiert derzeit so früh so viele Tore. Die Stuttgarter Leistungssteigerung im Spiel nach rund einer halben Stunde kam zu spät.

Abenteuerlich und nicht bundesligatauglich verhielt sich die VfB-Abwehr beim zweiten, allerdings auch herrlich heraus gespielten Gegentreffer. Stuttgarts Interimscoach Wimmer hatte die Innenverteidigung im Vergleich zum 2:1 gegen Augsburg komplett ausgetauscht. In der neu formierten Abwehr lief zunächst Pascal Stenzel gegen den starken Plea ins Leere, ehe der neu ins Team gekommene Konstantinos Mavropanos durch einen Stellungsfehler gegen Gladbach-Goalgetter Thuram auffiel.

Der Franzose verwandelte die präzise Vorarbeit seines Landsmanns Plea zu seinem neunten Saisontreffer. Thuram ist damit aktuell zusammen mit Bremens Niclas Füllkrug und Leipzigs Christopher Nkunku bester Torschütze der Liga.

Wieder Ärger mit dem Videobeweis

Erst jetzt wachte Stuttgart auf und spielte druckvoller und energischer. Dabei nutzten die Gäste noch vor der Pause die Defensivschwäche des jungen Gladbacher Rechtsverteidigers Joe Scally aus. Immer wieder versuchten es die Stuttgarter über dessen Abwehrseite – einmal mit Erfolg, als Marvin Friedrich in der rechten Innenverteidigung patzte. Da konnte auch Routinier Tony Jantschke als Ersatz für den angeschlagenen Nico Elvedi nicht mehr retten. Der zweite Durchgang verlief ausgeglichen. Gladbach spielte gefällig und durfte dann praktisch mit dem Schlusspfiff noch mal jubeln über den dritten Treffer.

Ärger gab es dafür bei den Gästen. Nach rund einer Viertelstunde hätte Gladbachs Ramy Bensebaini nach einem Schlag ins Gesicht von Waldemar Anton eigentlich des Feldes verwiesen werden müssen. Schiedsrichter Matthias Jöllenbeck zückte Gelb und blieb nach dem Anschauen der Szene auf dem Monitor ebenfalls bei seiner Entscheidung. «100 Prozent Rote Karte in meinen Augen», sagte Anton und betonte beim Anblick der Szene: «Das ist ja Wahnsinn, unglaublich.»

Carsten Lappe, dpa

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