Sieht das Thema Nachspielzeit nicht ausgereift: Schiedsrichter-Legende Markus Merk. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Der frühere WM-Schiedsrichter Markus Merk beurteilt die Leistungen der Referees in Katar als «gut bis befriedigend», übt aber auch deutliche Kritik.

«Die Leistung des brasilianischen Schiedsrichters bei England gegen Frankreich hat sich mir – auch wenn ich anderen Mentalitäten und Spielinterpretationen offen gegenüberstehe – nicht erschlossen. Klare Vergehen wurden nicht geahndet, wie das Foulspiel vor dem französischen 1:0», sagte der 60-Jährige aus Kaiserslautern der Deutsche Presse-Agentur. 

Über die Spielleitung von Wilton Sampaio beim 2:1-Sieg Frankreichs hatten auch die Engländer geschimpft. Bei den K.o.-Spielen sei der Druck auf die Unparteiischen größer geworden, sagte Merk: «Hier mangelte es durchaus einigen Schiedsrichtern an Erfahrung und Akzeptanz – insgesamt auch mit Mängeln und ungleicher, unterschiedlicher Zweikampfbeurteilung.» 

«Schiedsrichter als Alibi suchen»

Wohltuend fand der frühere FIFA-Referee, der bei den Weltmeisterschaften 2002 und 2006 im Einsatz war, «die Umsetzung in puncto Geschwindigkeit beim VAR, besonders im Bereich der Abseitsentscheidung». Die von FIFA-Schiedsrichterchef Pierluigi Collina vor dem Turnier angekündigten längeren Nachspielzeiten sieht Merk zwiespältig. «Auch wenn ich eine angemessene Nachspielzeit befürworte: Die Umsetzung war nicht immer nachvollziehbar. Dann sollten wir gleich über eine Nettospielzeit nachdenken», sagte der langjährige Bundesliga-Unparteiische. Gleichzeitig betonte er: «Ich hoffe, dass wir in der Bundesliga jetzt mitten in der Saison keine Grundsatzdebatte starten.»

Auffallend ist für Merk, dass Mannschaften wie Portugal, die ihre Ziele nicht erreicht haben, «die Schiedsrichter als Alibi suchen». Die Tumulte beim wilden Viertelfinal-Duell zwischen Argentinien und Niederlande, das Lionel Messi und Co. nach Elfmeterschießen gewannen, verurteilte Merk. Das Verhalten der Teams und Offiziellen sei schlimm gewesen: «Eine Fehlleistung an Fair Play, wo du einen Schiedsrichter nur bedauern kannst.»

Die Leistung des einzigen deutschen WM-Referees Daniel Siebert, der das schwierige Gruppenspiel Uruguay gegen Ghana leitete, sieht Merk durchaus positiv. In seinem ersten Spiel sei Siebert «unauffällig und somit gut» gewesen und hätte sich für ein zweites Spiel empfohlen. Der Berliner gehört nicht mehr zu den verbliebenen Schiedsrichtern in Katar. 

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