Torhüterin Almuth Schult hält einen Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Silas Stein/dpa)

Almuth Schult steckt in einer Findungsphase, irgendwo zwischen Europameisterschaft und Weltmeisterschaft, zwischen US-Trip und der Suche nach einem neuen Verein. Und inmitten einer schwierigen privaten Situation.

Gelassen, wie man es als Mutter von fast drei Jahre alten Zwillingen eben sein muss, geht die Fußball-Nationaltorhüterin mit der ungewissen Lage um. «Meine Ambitionen mit dem Nationalteam sind momentan nicht oberste Priorität. Ich bin im Austausch mit der Bundestrainerin, und sie versteht meine Situation vollumfänglich», sagt die 31 Jahre alte Schult der Deutschen Presse-Agentur. «Ich werde auch weiter dafür kämpfen, aber es gibt manchmal wichtigere Dinge, die im Vordergrund stehen.»

Bei DFB-Trainerin Martina Voss-Tecklenburg steht längst die Vorbereitung auf das WM-Turnier vom 20. Juli bis 20. August in Australien und Neuseeland im Fokus. Mit oder ohne Schult, die nach ihrer Babypause längst wieder zur deutschen Auswahl gehört, wenn auch nicht als Stammkeeperin? «Natürlich ist die Spielpraxis bei einem Verein Voraussetzung, um bei der Nationalmannschaft zu spielen», sagt die TV-Expertin und langjährige Topspielerin des VfL Wolfsburg. Die WM sei immer noch ein Thema – aber dafür braucht Schult ziemlich schnell einen Arbeitgeber.  

Kurzer US-Trip

Ihr Abstecher zum US-Club Angel City FC im vergangenen Herbst nach der EM in England war schnell wieder vorbei. «Die Erfahrung in den USA hat mich weitergebracht, aber wir waren einfach zu weit weg. Die Kinder haben ihre Großeltern, Onkel sowie Tanten und Cousins sehr vermisst», sagt Schult. Zudem ist sie gerade im privaten Umfeld besonders gefordert: «Durch einen Trauerfall mussten wir in der Familie enger zusammenrücken. Deshalb haben wir alles andere vorerst etwas zurückgestellt. Ich bin deshalb viel zu Hause und fülle einige Lücken.»

Erst Anfang September hatte die sechsmalige deutsche Meisterin und 66-fache Nationalspielerin nach mehr als drei Jahren Pause beim 8:0 in Bulgarien ihr Comeback im deutschen Team gefeiert. «Es kann sich wahrscheinlich niemand vorstellen, wie es sich anfühlt, der sich nicht in den Leistungssport zurückgekämpft hat. Ich musste viele Türen aufstoßen», sagte Schult damals mit Tränen in den Augen.

Klar ist für die Torfrau: «Ich sehe momentan nicht den Grund, wieder in Deutschland zu spielen. Wenn ich hier einen Club hätte, dann würde ich dicht an meiner Familie leben wollen. Und das ist zurzeit nur mit Wolfsburg möglich.» Dort allerdings steht in Merle Frohms Deutschlands Nummer eins zwischen den Pfosten. «Es wäre eine komische Erfahrung gegen den VfL Wolfsburg zu spielen, wo ich so viel erlebt, Freunde gefunden und so viele Titel gewonnen habe.» Die Alternative? Schult hofft auf die Ligen, in denen das Transferfenster nicht Ende Januar schließt.

Mit den Kindern nach Australien?

Bei der EM, als die DFB-Spielerinnen erst im Finale an England scheiterten, hatte Schult ihre Kinder dabei – was im Kader und Trainerteam als Normalität und Bereicherung empfunden wurde. Die Reise zur WM in Australien, wo das deutsche Team seine Spiele bestreiten wird, ist schon mal wesentlich weiter. «Anderseits ist es attraktiv: Wann kommt man schon an das andere Ende der Welt?» Und sie hält das Abenteuer Australien auch mit Kindern für realistisch. «Im Kindergarten gibt es auch Sommerferien. Mindestens diese drei Wochen können die Kinder ja auch mit nach Australien kommen», erklärt Schult ihre Überlegungen. 

Zurzeit sei sie in einer Zwischenphase. «Wie es weitergeht, werden die nächsten Wochen zeigen. Die Kinder, mein Mann und meine Familie werden immer im Vordergrund stehen. Ich hatte Angebote aus vielen Ländern, aber wir als Familie müssen ein gutes Gefühl haben», sagt sie. Im Dezember war Schult sich schon mit einem Club aus dem Ausland einig, musste aber aus den privaten Gründen zunächst absagen: «Es ist möglich, dass es auch nochmal ein anderes Land wird.» Klingt alles nicht danach, als ob Schult so schnell ihre Torwarthandschuhe beiseitelegen würde.

Ulrike John und Felix Schröder, dpa

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