Lebendiges Spiel, kein Sieger: Leverkusens Sardar Azmoun (2.v.l) macht das Tor zum 1:1-Endstand. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

«Wenn man nicht gewinnen kann, sollte man nicht verlieren», sagte Christian Streich und grinste leicht zu Xabi Alonso hinüber. Der Trainer des SC Freiburg hatte den Kern der Analyse seines spanischen Kollegen von Bayer Leverkusen mehr oder weniger wortgleich wiederholt.

Die Szene zeigte: Letztlich konnten sowohl die Freiburger als auch die Leverkusener mit dem 1:1 (1:0) in einer intensiven Partie der Fußball-Bundesliga gut leben. Beide hatten vor 34 000 Zuschauern die Chance, zu gewinnen. Beide hatten am Ende aber auch Glück, nicht noch zu verlieren.

Freiburg verliert Champions-League-Platz

«Wir haben gegen einen starken Gegner gespielt», sagte Streich. Es sei ihm klar gewesen, dass die Gäste trotz ihres kräfteraubenden und letztlich erfolgreichen Elfmeter-Krimis in der Europa League bei der AS Monaco drei Tage zuvor «nicht total müde» sein würden. Leverkusens Alonso war es wichtig, mit «Intensität und Mentalität» zu spielen, wie er betonte. Das sei seiner Mannschaft gelungen.

Zauberfuß Vincenzo Grifo hatte die Freiburger mit einem herrlichen Freistoß-Tor in der 29. Minute in Führung gebracht, der Iraner Sardar Azmoun (67.) den in Summe verdienten Ausgleich für die Werkself erzielt. Der SC ist den Champions-League-Platz vier vorerst wieder los. Er blieb aber im vierten Pflichtspiel in Serie ungeschlagen und stellte zudem einen Clubrekord ein. Zehn Heimspiele ohne Niederlage nacheinander hatte Freiburg in der Bundesliga bislang nur 2012 geschafft – damals saisonübergreifend.

Grifo veredelt Freistoß

Bayer verhinderte einen neuerlichen Rückschlag. In der Tabelle liegen die Leverkusener, die nur eine ihrer vergangenen fünf Liga-Partien gewonnen haben, aber zehn Punkte hinter Rang sechs.

Aus dem Spiel heraus ging für die Freiburger, bei denen Kapitän Christian Günter nach 153 Pflichtspiel-Starts in Serie wegen einer Gelbsperre zusehen musste, zunächst nicht viel. Umso besser, wenn ein Team einen Standard-Spezialisten wie Grifo hat. Einen Freistoß aus 25 Metern schlenzte der italienische Nationalspieler sehenswert über die Mauer und an den rechten Innenpfosten. Von da sprang der Ball an Bayer-Keeper Lukas Hradecky und ins Tor. Für Freiburgs Topscorer war es der zwölfte Saisontreffer – und für den SC schon das 16. Tor nach einem ruhenden Ball in dieser Spielzeit. «Wir wissen ja, dass er das kann», sagte Mittelfeldspieler Nicolas Höfler über seinen Kollegen.

Bayer verdient den Ausgleich – Chancen für mehr

Bayer, das ohne die gesperrten Jonathan Tah, Piero Hincapié und Amine Adli auskommen musste, verdiente sich aber den Ausgleich. Nachdem Moussa Diaby und Kerem Demirbay mehrfach das 1:1 verpasst hatten, besorgte es Azmoun technisch anspruchsvoll. In der Folge trafen beide Teams noch das Aluminium.

«Wenn wir die zwei blöden Spiele ausklammern, stehen wir punktemäßig sehr gut da», zog Freiburgs Höfler ein erstes Zwischenfazit des bisherigen Pflichtspieljahres 2023, in dem es mit dem 0:6 in Wolfsburg und dem 1:5 in Dortmund gleich zwei heftige Klatschen gesetzt hatte. «Wir können zufrieden sein, müssen uns aber trotzdem weiter stabilisieren.»

Leverkusens Coach Alonso fand den Punkt beim SC «nicht schlecht». Kommendes Wochenende müsse Bayer weitermachen, forderte er. Auch da würde Streich vermutlich nicht widersprechen.

Christoph Lother, dpa

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