Grund zur Freude: Dortmunds Erfolgsserie hält an. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Bei Borussia Dortmund werden Erinnerungen an selige Meisterjahre unter Jürgen Klopp wach. Das Happy End im furiosen 2:1 (2:0)-Kraftakt gegen Verfolger RB Leipzig versetzte alle Beteiligten in Ekstase. Mit dem zehnten Erfolg im zehnten Pflichtspiel des Jahres wuchs der Glaube an den spannendsten Kampf um die Schale seit gefühlten Ewigkeiten.

Der neuerliche Sprung an die Tabellenspitze für einen Tag verleitete zwar niemanden zu einer Kampfansage an die Bayern, schürte aber die Hoffnung auf einen ähnlichen Coup wie in den vom einstigen Kulttrainer inszenierten Zeiten. «Alle würden sich wünschen, dass es im Titelrennen bis zum Ende eng bleibt», sagte Sportdirektor Sebastian Kehl, «wir haben jetzt den zehnten Sieg in Folge geholt. Das gibt eine Menge Kraft und Überzeugung.» Am Samstag zogen die Bayern mit dem glanzlosen 2:1 (1:0) beim VfB Stuttgart dank des besseren Torverhältnisses wieder vorbei.

Dortmund egalisiert den Vereinsrekord

Arm in Arm standen die Profis von Trainer Edin Terzic noch Minuten nach dem Abpfiff vor der bebenden Südtribüne und ließen sich von den Meistergesängen der Fans auf das bereits am Dienstag anstehende Champions-League-Rückspiel beim FC Chelsea einstimmen. Mit dem achten Bundesliga-Sieg in Serie in der mitreißenden Partie gegen die starken Leipziger wurde der Vereinsrekord egalisiert.

Zudem gelang ein weiterer Nachweis, dass die seit Jahren vorherrschende Debatte über fehlende Mentalität und leistungsmindernde Wankelmütigkeit vorerst der Vergangenheit angehört. «Wir wehren uns mehr, wir sind bereit zu leiden, wir fighten ohne Ende. Da hat die Mannschaft den nächsten Schritt in ihrer Entwicklung gemacht», schwärmte Kehl.

Es passte ins Bild einer verschworenen Einheit, dass selbst Handicaps wie der kurzfristige Ausfall von Stammkeeper Gregor Kobel neuerdings folgenlos bleiben. So avancierte der für ihn ins Tor gerückte Alexander Meier, der erst fünf Minuten vor dem Anpfiff von seinem Einsatz erfahren hatte, in der Drangphase der Leipziger zum Retter in der Not. Auf das anschließende Lob reagierte der 31-Jährige gelassen: «Für mich war es ein Sprung ins kalte Wasser. Aber ich muss da sein, wenn ich gebraucht werde.»

Der BVB hält RB auf Distanz

Dank der Tore von Marco Reus (21. Minute/Foulelfmeter) und Emre Can (39.) setzte die Borussia nicht nur die seit Jahren vorherrschenden Bayern weiter unter Druck, sondern vergrößerte den Abstand zum Verfolger aus Leipzig auf sieben Punkte. «Ich will nicht zu viel Euphorie wecken. Aber ich weiß noch, dass wir vor der Winterpause nur auf Rang sechs waren. Wir nehmen den Flow gerne mit, aber keiner von uns dreht durch», sagte Kapitän Reus.

Wie schon vor einer Woche beim 1:0 in Hoffenheim war nach Einschätzung des Nationalspielers in der Schlussphase allerdings viel Dusel im Spiel, um den Sieg über die Zeit zu retten: «Wir erarbeiten uns derzeit das Glück. Aber wir sollten es nicht überstrapazieren.»

Wie schon bei seinen vergangenen Auftritten sammelte Reus auch gegen Leipzig Argumente für einen Verbleib beim BVB. Nicht nur, weil er mit seinem 159. Pflichtspieltor für seinen Heimatclub den Dortmunder Rekordspieler Michael Zorc einholte. «Wir sind in Gesprächen. Ich habe meinen Standpunkt schon des Öfteren klargemacht», äußerte sich Reus zum Stand der Verhandlungen über seinen zum Saisonende auslaufenden Vertrag. Auf die Frage, ob er definitiv nicht abgeneigt sei, weiterhin Zeit beim Revierclub zu verbringen, antwortete der 33-Jährige bei DAZN: «Ja, natürlich.»

Rose: «Dürfen uns nicht in die Tasche lügen»

Anders als die Borussen belohnten sich die Leipziger nicht für ihren großen Kampf. Emil Forsbergs Tor in der 74. Minute war letztlich zu wenig. Das verhagelte Trainer Marco Rose bei seiner ersten Rückkehr an die alte Wirkungsstätte die Stimmung. «Mit der Leistung ist es schwer zu akzeptieren, dass wir solch ein Spiel verlieren. Die zweite Halbzeit ging mehr als klar an uns», sagte der Fußball-Lehrer.

Er trauerte der vertanen Chance nach, bis auf einen Zähler an die Dortmunder heranzurücken: «Fakt ist, dass wir uns alles erstmals etwas weiter von hinten angucken. Sieben Punkte – das ist schon ein Stück. Wir dürfen uns jetzt nicht in die Tasche lügen», sagte Rose.

Ähnlich sah es Mittelfeldspieler Kevin Kampl: «Es waren wieder so ein bisschen zwei Gesichter: In der ersten Halbzeit haben wir ein paar Dinge nicht richtig gemacht, das wird dann gnadenlos bestraft hier. Aber wir hätten das Spiel eigentlich drehen können.»

Heinz Büse, dpa

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