Schiedsrichter-Lehrwart Lutz Wagner sorgt sich um Diskussionen um vermeintliches Handspiel im Fußball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marcus Brandt/dpa)

Nach Ansicht des früheren Bundesliga-Schiedsrichters Lutz Wagner leidet der Profifußball perspektivisch unter den anhaltenden Diskussionen um die Handspiel-Regel. «Etwas einfach zu halten, ist die große Kunst, und war immer eine der größten Stärken des Fußballs», sagte Wagner, seit 2010 Schiedsrichter-Lehrwart beim DFB, der Deutschen Presse-Agentur. «Verkompliziert man ihn zu sehr, schadet es ihm auf lange Sicht.»

Bei der Bewertung eines Handspiels müsse die Absicht daher noch mehr im Fokus stehen und das Regelwerk noch klarer formuliert werden, so Wagner. «Die Regel muss so kurz und knapp wie möglich formuliert sein und die Absicht meiner Meinung nach immer im Vordergrund stehen», sagte der 59-Jährige. «Wenn ich ins Regelwerk also auch noch etwas zur Vergrößerung der Abwehrfläche schreibe, sollte dabei stehen, dass sie für ein Vergehen absichtlich erfolgt sein muss. Die aktuelle Formulierung „unnatürlich“ lässt zu viel Spielraum.»

Die seit langer Zeit anhaltende Debatte um die unterschiedliche Regel-Auslegung beim Handspiel würde auch durch eine «unglaubliche Transparenz» im heutigen Fußball befeuert, erklärte Wagner. 

«Überall sind Spiele und Szenen aus aller Welt und aus unterschiedlichsten Perspektiven zu sehen. Jeder kann sich bei der Begründung für seine Entscheidung auf irgendein Beispiel zurückziehen, dass er irgendwo gesehen hat, und es entstehen zig verschiedene Thesen», so der Ex-Referee. «Daher ist es wichtig, Fehler, die gemacht wurden, klar zu benennen. Sonst orientiert sich mancher auch an einer klaren Fehlentscheidung.»

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