Schalke-Stürmer Sebastian Polter kann nach dem Abstieg die Tränen nicht zurückhalten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa)

Trauer ja, Verzweiflung nein: Den fünften Abstieg des FC Schalke 04 aus der Fußball-Bundesliga beweinten Torjäger Sebastian Polter und Keeper Ralf Fährmann mit ehrlichen und bitteren Tränen. Nach Monaten des Hoffens und Zitterns traf die gescheiterte Mission Klassenerhalt die Seele der Königsblauen tief.

Wie schon vor zwei Jahren kommt auf den Traditionsclub aus dem Revier nun ein personeller Umbruch zu. Anders als damals stürzt der Abstieg S04 diesmal aber nicht ins Chaos. «Ein Abstieg ist immer eine Zäsur, die diesmal aber nicht so krass ausfällt wie vor zwei Jahren, weil unsere finanzielle Situation eine andere ist und wir mehr Stabilität haben», sagte Sportvorstand Peter Knäbel.

Auch in Liga zwei die Fans im Rücken

Im April 2021 hatte es rund um die Arena noch Jagdszenen gegeben, als Fans Schalker Spieler verfolgten. Diesmal gab es sogar Applaus und Anfeuerungen für die Mannschaft. Team und Anhänger sind im Laufe der Rückrunde zusammengewachsen. Der Zusammenhalt, der bei einem Absteiger alles andere als üblich ist, soll beim Projekt direkter Wiederaufstieg zum Trumpf werden.

«Für unsere Anhänger tut es mir leid», sagte Trainer Thomas Reis nach dem 2:4 bei RB Leipzig, das den Absturz in die Zweitklassigkeit besiegelte. «Aber wenn man weiß, dass man solch eine Fanbase im Rücken hat, dann ist alles da, um das, was heute passiert ist, schnellstmöglich zu korrigieren und wiederzukommen.» Mit seiner volksnahen Art und einer Spielphilosophie, die zur Malocher-Mentalität des Revierclubs passt, ist der 49-Jährige auch in der zweiten Liga der Hoffnungsträger auf der Trainerbank.

Schalke wisse, was im Fußball-Unterhaus auf den Verein zukomme, sagte Lizenzspielerleiter und Ex-Nationalspieler Gerald Asamoah. «Wir werden hart arbeiten und alles dafür tun, eine Mannschaft zusammenzustellen, die die Ambitionen hat, wieder aufzusteigen.»

Die neue Führungsspieler-Achse

Für die Kaderplanung ist vor allem Knäbel mit seinem Team zuständig. Auf den 56-Jährigen warten arbeitsreiche Wochen. Zahlreiche Leistungsträger waren nur ausgeliehen – darunter die zentralen Mittelfeldspieler Alex Král und Tom Krauß sowie Abwehrstabilisator Moritz Jenz. Um Identifikationsfiguren und sportliche Stützen wie Torwart Fährmann, Mittelfeldspieler Dominick Drexler sowie die Stürmer Polter und Marius Bülter soll ein schlagkräftiges Team aufgebaut werden.

Knäbel erhält dabei wohl schon bald Hilfe. Ein neuer Sportdirektor soll als Nachfolger von Rouven Schröder kommen, der den Club im vergangenen Oktober verlassen hatte und mittlerweile für Leipzig arbeitet. Für den Spieleretat steht in der zweiten Liga etwa halb so viel Geld zur Verfügung wie in der Bundesliga.

Leistungsanstieg kam zu spät

In der abgelaufenen Saison hatte Schalke die größten Fehler zu Beginn gemacht und korrigierte sie dann. Der im vergangenen Sommer verpflichtete Trainer Frank Kramer erfüllte die in ihn gesetzten Erwartungen nicht und musste schon nach dem zehnten Spieltag gehen. Zudem präsentierte sich der Kader in vielen Spielen der Hinrunde nicht bundesligareif. Im Winter wurde er deutlich verstärkt.

«Wir haben vor und während der Spielzeit Fehler gemacht, deren vollständige Korrektur über die Saison hinweg nur teilweise gelingen konnte», heißt es in einem von den Schalke-Bossen unterzeichneten Brief an die Vereinsmitglieder. In dem Schreiben stimmen die Entscheider die Fanbasis auf das zweite Zweitliga-Jahr binnen drei Jahren ein und kündigen an: «Was wir schon heute sagen können: Wir werden den Wiederaufstieg angehen!»

Thomas Eßer, dpa

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