Wolfsburgs Jonas Wind (l) und John Anthony Brooks von der TSG 1899 Hoffenheim kämpfen um den Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Dieser Moment hätte der TSG 1899 Hoffenheim einiges an Bangen und Zittern im Saisonendspurt der Fußball-Bundesliga ersparen können. Bei der vollkommen unnötigen 1:2 (0:1)-Niederlage beim VfL Wolfsburg lief die 57. Spielminute, als der Hoffenheimer Stürmer Munas Dabbur dem Wolfsburger Kapitän Maximilian Arnold kurz vor der Strafraumgrenze den Ball abnahm.

Der 30 Jahre alte Israeli lief damit beim Stand von 0:1 in zentraler Position allein auf das Tor zu und hatte genau zwei vielversprechende Möglichkeiten: Diese Großchance entweder selbst zu verwerten oder auf den mitlaufenden Christoph Baumgartner zu passen. Dabbur aber schoss den Ball über das Tor. VfL-Keeper Koen Casteels brauchte nicht einmal einzugreifen.

«Das ist eine klare Schlüsselszene», sagte ein sichtlich geknickter TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo hinterher. Der Tabellen-14. hätte sich nach vier Siegen in den vorangegangenen sieben Spielen noch weiter absetzen können von dem Relegationsrang und dem ersten Abstiegsplatz. Stattdessen kam der bisherige Tabellenvorletzte VfL Bochum bis auf einen Punkt an die Hoffenheimer heran.

Knackiges Restprogramm

Der VfB Stuttgart kann am Sonntag das Gleiche schaffen. Der direkte Konkurrent auf Platz 17 ist am letzten Spieltag auch der letzte Gegner der TSG. Davor steht noch ein schweres Heimspiel gegen den Champions-League-Kandidaten Union Berlin im Kalender. Dieses Restprogramm ist es neben den so vermeidbar hergegebenen Punkten in Wolfsburg, das die Hoffenheimer jetzt wieder ins Schwitzen geraten lässt.

«Wir haben es heute leider nicht geschafft, deshalb fühlt es sich sehr bitter an», sagte Matarazzo. Und die Halbherzigkeit, mit der Dabbur seine Großchance vergab, war durchaus symptomatisch für das Hoffenheimer Spiel.

«Ich würde nicht sagen, dass uns das Feuer gefehlt hat. Eher Schärfe und Fokus im letzten Viertel», kritisierte der Trainer. «Wir hatten viel Feuer im Anlaufen. Im Sechzehner hat aber die Gangschaltung gefehlt.» Auch bei den vielen Eckbällen und Freistößen seines Teams hätte es «anders brennen können».

Auch der 0:1-Rückstand zum Zeitpunkt der Dabbur-Chance musste nicht sein. Hoffenheim hatte die erste Großchance des Spiels, als Andrej Kramaric nur die Latte traf (7.). Beim ersten Gegentor durch Jakub Kaminski (15.) stand 1899-Profi Ihlas Bebou viel zu weit von seinem Gegenspieler entfernt.

«Macht auch etwas mit einer Mannschaft»

Dabburs Auftritt bestimmte dann «das Momentum des Spiels», wie Matarazzo sagte: «Wenn du den Ausgleichstreffer erzielst, bist du ganz anders im Spiel. So musst du es verkraften, dass du diese Torchance nicht genutzt hast. Das macht auch etwas mit einer Mannschaft.» Danach kam nicht mehr viel von ihr.

Der ehemalige Hoffenheimer Luca Waldschmidt erhöhte auf 2:0 für Wolfsburg (75.), das Eigentor von Josuha Guilavogui (90.+3) fiel für die TSG zu spät. Sogar VfL-Trainer Niko Kovac sagte hinterher: «Ich verstehe absolut, wenn die Hoffenheimer heute trauern. Denn es war sicherlich mehr für sie drin.»

Das Gute aus Sicht der TSG ist: «Es liegt nur an uns. Was die anderen machen, ist eigentlich egal», sagte Sebastian Rudy. Ein Sieg gegen Union Berlin oder den VfB Stuttgart könnte schon reichen zum Klassenerhalt. Falls nicht, werden sich viele in Hoffenheim noch einmal an die 57. Minute des Wolfsburg-Spiels erinnern.

Sebastian Stiekel, dpa

Von