Auf Grund seiner Rotsperre musste sich Oliver Glasner den Sieg seiner Mannschaft gegen Mainz 05 aus der Loge anschauen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Arne Dedert/dpa)

Eine Woche nach seinem Wutanfall war die Welt von Oliver Glasner wieder in Ordnung. Ehefrau Bettina küsste ihn beim 3:0 gegen den FSV Mainz 05 in der Loge, Präsident Peter Fischer schwärmte in den höchsten Tönen und die Fans riefen euphorisch den Namen des Trainers, der sich im Sommer bestmöglich mit dem DFB-Pokal von Eintracht Frankfurt verabschieden soll.

Auf die Bilder mit seiner turtelnden Frau angesprochen scherzte der Österreicher mit einem dezenten Grinsen: «Nicht mal hinterm Spiegelglas kannst noch was machen. Zum Glück habt ihr nicht alles gesehen.»

Hinfiebern aufs Pokalfinale

Glasners knapp vierwöchige Abschiedstournee beim Europa-League-Sieger hat heiter begonnen. Die Bundesliga-Spiele auf Schalke und gegen Freiburg sind maximal Zwischenstationen auf dem Weg zum großen Finale gegen RB Leipzig am 3. Juni in Berlin sein. «Wir freuen uns, dass wir das gedreht haben. Wir sind im Tunnel. Wir sind drinnen und sehen hinten das Ziel, das Europa heißt», sagte Glasner nach dem ersten Bundesliga-Erfolg seit fast drei Monaten.

«Jetzt muss ich auch keine Fragen mehr zu der Sieglos-Serie beantworten», fügte der Trainer an. Wegen seiner Rotsperre war er von Assistent Michael Angerschmid vertreten worden.

Platzverweis, Wutrede, Trennung zum Saisonende: Nach all den Turbulenzen war Glasner einfach nur erleichtert, vor 50 000 Zuschauern mal wieder sportlich positive Schlagzeilen zu schreiben. «Wir haben Mainz mal überholt. Jetzt heißt es, den Fokus hochzuhalten bis zum 3. Juni», sagte der 48-Jährige.

Drei Tore glätten die Wogen

Die Tore des wiedererstarkten Daichi Kamada per Foulelfmeter, von Aurelio Buta und Randal Kolo Muani verschafften dem ganzen Club nach komplizierten und strapaziösen Wochen Erleichterung. Die geklärten Verhältnisse sollen nun auf dem Weg nach Berlin helfen.

Dementsprechend saß am Abend auch Präsident Fischer entspannter im «Aktuellen Sportstudio» des ZDF. Es war sein erster Auftritt nach den Kokain-Ermittlungen gegen ihn, die im März eingestellt wurden. Fischer nutzte die Bühne auch, um herzliche Grüße an «einen großen, großen, großen Trainer» zu richten.

«Ich habe hohes Verständnis dafür, dass der Fan sagt: Seid ihr bekloppt? Ich könnte auch verstehen, wenn wir den Pokal holen und in Berlin jemand sagt: Seid ihr doof?» Er hätte bei Glasner sogar ein Vetorecht eingelegt, habe sich dann aber in einer langen Runde mit den Vorständen und Aufsichtsräten überzeugen lassen.

Glasners Erbe noch unklar

Als Nachfolgekandidaten gelten der ehemalige Julian-Nagelsmann-Assistent Dino Toppmöller und Matthias Jaissle von Red Bull Salzburg. Sportvorstand Markus Krösche dementierte am Samstag Berichte, wonach bereits ein Nachfolger auserkoren sei. «Damit haben wir uns gar nicht beschäftigt. Wir hatten so viele Sachen in dieser Woche, bei denen wir für Eintracht Frankfurt die Weichen stellen mussten. Das ist momentan kein Thema bei uns», sagte Krösche bei Sky.

Glasner möchten sie möglichst mit dem Pokalsieg verabschieden. «Wir wollen ihm einen krönenden Abschluss bereiten. Das hat er sich absolut verdient», sagte Kapitän Sebastian Rode über Glasner, der sich erst nach Saisonende wieder zu seiner eigenen Zukunft äußern möchte.

Ausgerechnet mit Angerschmid statt Glasner beendeten die Hessen am Samstag ihre Misere. «Es war ein toller Auftritt. Gratulation an die Spieler, wie sie mit der ganzen Situation umgegangen sind. Wir freuen uns richtig», sagte Glasner, der auch seinem Trainerteam um Angerschmid explizit gratulierte. Vor den Medien sprach der Chefcoach dann wieder selbst, er wirkte deutlich gelöster als in den vergangenen Wochen.

Patrick Reichardt, dpa

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