Schalkes Marius Bülter dreht nach seinem 1:0 zum jubeln in die Kurve ab. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Torsten Silz/dpa)

Mit Herz und Leidenschaft hat der FC Schalke 04 in letzter Minute den zweiten Auswärtssieg in dieser Saison erkämpft und die Konkurrenz im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga unter Druck gesetzt.

Dank des dramatischen 3:2 (1:0) beim FSV Mainz 05 zum Auftakt des 31. Spieltages verließ das Team von Trainer Thomas Reis mit nunmehr 30 Punkten einen Abstiegsplatz und verbesserte sich zumindest für eine Nacht auf den 14. Tabellenplatz. Die Rivalen TSG 1899 Hoffenheim (29), VfB Stuttgart und VfL Bochum (beide 28) können am Samstag jedoch wieder vorbeiziehen.

«Einfach nur Wahnsinn»

Vor 33 305 Zuschauern in der ausverkauften Mainzer Arena trafen Marius Bülter in der 26. Minute und in der zwölften Minute der Nachspielzeit per Foulelfmeter sowie Tom Krauß (60.) für den Aufsteiger, dem ein Sieg in der Fremde zuvor nur Anfang März beim 2:0 in Bochum gelungen war.

«Verrückt», nannte Doppeltorschütze Bülter die Partie beim Streamingdienst DAZN. Er war vor dem Elfmeter von seinem Gegenspieler im Strafraum gehalten worden. «Ich merke ihn einfach. Ich glaube, von ihm nicht besonders clever, mich zu ziehen, denn ich glaube, ich habe keine Chance auf den Ball. Aber für mich ist es Elfmeter», betonte er. Torschütze Krauß befand: «Das war ein sehr emotionaler Sieg. Das ist einfach nur Wahnsinn. Der Sieg war extrem wichtig, denn der Punkte wäre zu wenig gewesen.»

Für die Mainzer, die durch Leandro Barreiro (53.) und Aaron (70.) zweimal zum Ausgleich kamen, bedeutete die zweite Pleite nacheinander einen herben Rückschlag im Kampf um einen internationalen Startplatz.

Svensson sichtlich bedient

«Das war sehr bitter», sagte der Mainzer Sportdirektor Martin Schmidt. Nach dem Hin und Her in der zweiten Halbzeit sei das Spiel auf ein 2:2 hinausgelaufen. «Am Ende greift der Schiedsrichter in ein Spiel ein, was er nicht muss. Die Entscheidung im Abstiegskampf ist sehr, sehr mutig von ihm.» Sein Trainer Bo Svensson wütete in den Katakomben über den Elfmeter: «Das ist ein Skandal, dass er sich die Szene siebenmal anschaut und trotzdem Elfmeter gibt!» 

Von Beginn an war Feuer drin in der temporeichen Partie. Beide Teams waren sofort auf Betriebstemperatur und suchten den Weg nach vorn. Angetrieben von rund 10.000 Fans verbuchten die Gäste die ersten verheißungsvollen Offensivaktionen, ließen in Strafraumnähe zunächst aber die nötige Präzision vermissen. 

Die erste Chance verzeichneten daher die Hausherren, die sich vom jüngsten 0:3 in Wolfsburg und dem damit besiegelten Ende ihrer Erfolgsserie von zuvor zehn Spielen ohne Niederlage gut erholt zeigten. Karim Onisiwo zog nach 20 Minuten aus der Distanz ab, doch Schalke-Torwart Alexander Schwolow fischte den Ball aus dem Eck.

Bülter tanzt und trifft

Wenig später jubelten die Königsblauen. Bülter versetzte auf der linken Seite mit einem Übersteiger seinen Gegenspieler Andreas Hanche-Olsen und überwand 05-Torwart Robin Zentner mit einem platzierten Flachschuss ins lange Eck.

Der Treffer hinterließ Wirkung bei den Rheinhessen, die sich im Spielaufbau schwertaten und in der Abwehr einige Wackler drin hatten. Nach 35 Minuten hatte Kenan Karaman das 2:0 für Schalke auf dem Fuß, doch er traf aus zentraler Position nur den rechten Außenpfosten. Kurz vor der Pause scheiterte Simon Terodde aus spitzem Winkel an Zentner.

Der Schalker Chancen-Wucher setzte sich nach dem Wechsel fort, als Bülter (51.) allein auf Zentner zulief, den Mainzer Keeper aber nicht überwinden konnte. Das rächte sich nur 120 Sekunden später. Im Anschluss an eine Ecke köpfte Hanche-Olsen den Ball in Richtung des Schalker Tores, wo Barreiro frei stehend aus Nahdistanz vollendete.

S04 im VAR-Glück

Der Ausgleich veränderte das Spiel kurzzeitig. Jetzt waren die 05er am Drücker und verpassten bei Chancen für Dominik Kohr und Ludovic Ajorque die mögliche Führung, die mitten in die Mainzer Drangphase hinein erneut den Gästen gelang. Einen Konter schloss Krauß mit einem schönen Flachschuss ins lange Eck ab. Doch wieder hatten die Hausherren eine Antwort parat. Aaron hämmerte einen direkten Freistoß ins Netz und schien damit die Schalker Sieg-Träume zerstört zu haben. Doch dank des Foulelfmeters nach Videobeweis in der Schlussphase feierte Schalke dennoch den Auswärtssieg. 

Von Eric Dobias, dpa

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