Pfiffe gegen Seoane: Gladbachs Katastrophen-Start perfekt
Werder nutzte die Abwehrschwächen Gladbachs gnadenlos aus (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Erbarmungslose Pfiffe gegen Gerardo Seoane: Nach der ersten Bundesliga-Heimniederlage von Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen seit 15 Jahren gerät der Schweizer Trainer unter Druck. Beim 0:4 (0:2) offenbarten die Gladbacher eklatante Abwehrschwächen und trotz einer spielbestimmenden Leistung erhebliche Probleme im Abschluss. Auch nach drei Spieltagen ist die Borussia noch immer torlos. Zuletzt hatte Gladbach in der Liga zu Hause gegen Werder im Oktober 2010 verloren. 

«Wir können überhaupt nicht zufrieden sein. Heute war vieles nicht gut», sagte Gladbachs Rocco Reitz bei DAZN: «Das ist zu wenig, das ist kein Bundesliga-Niveau. Da kriegst du dann auch mal vier Dinger.» Man müsse das nun «einen Tag sacken lassen und dann weitermachen». Teamkollege Robin Hack ergänzte deutlich: «Wir haben einfach große Scheiße gespielt heute. Im Großen und Ganzen muss man einiges ändern.» Das Team habe in wichtigen Situationen «viele falsche Entscheidungen getroffen», sagte Hack.

Tore von Samuel Mbangula (15. Minute), Jens Stage (26.), Romano Schmid (74.) per Foulelfmeter und Justin Njinmah (81.) besiegelten den Saison-Fehlstart der Borussia, die mit nur einem Punkt aus drei Spielen früh in der Krise steckt. Angesichts von Heimspielen gegen Aufsteiger Hamburger SV und gegen den vermeintlichen Lieblingsgegner aus Bremen ist diese Ausbeute viel zu wenig. Zumal bei den nun folgenden Aufgaben in Leverkusen und gegen Frankfurt weitere Rückschläge drohen.

Reyna mit schwachem Debüt für Gladbach

Von Beginn an verlief das Spiel aus Gladbacher Sicht extrem unglücklich. Die Borussia hatte einige gute Offensivszenen. Trotz der offensichtlichen Unsicherheit des jungen Werder-Keepers Mio Backhaus (21) reichte es dennoch nicht für ein Tor. Giovanni Reyna, vor gut zwei Wochen von Borussia Dortmund gekommen, kam im offensiven Mittelfeld erstmals für die Gladbacher zum Einsatz, nahm faktisch aber nicht am Spiel teil und wirkte noch wie ein Fremdkörper. Der US-Profi hatte zuletzt vor über einem halben Jahr in einem Bundesligaspiel in der Startelf gestanden. 

Trotzdem dominierten die Gladbacher, leisteten sich aber haarsträubende Abwehrfehler, die Werder bestrafte. Der von Juventus Turin nach Bremen gewechselte Mbangula nutzte nach einer Viertelstunde das katastrophale Verhalten des früheren Bremers Fabio Chiarodia aus und nagelte den Ball unter die Latte. Nur elf Minuten später war die gesamte Abwehrkette der Borussen im Tiefschlaf, Stage vollendete zum 2:0. 

Schon nach knapp einer halben Stunde wiederholte sich das, womit das Spiel angefangen hatte: Pfiffe von den Rängen. Gladbach-Trainer Seoane war bereits vor der Partie ausgepfiffen worden. Sein Bremer Kollege, der ehemalige Borussen-Profi Horst Steffen, genoss dagegen den cleveren Auftritt seines Teams, das allerdings vor keine großen Aufgaben gestellt wurde.

Schwächen vorn wie hinten: Gladbach am Ende desolat

Das dominante, aber letztlich harmlose Spiel der Gladbacher setzte sich auch nach der Pause fort. Seoane reagierte nach einer Stunde Spielzeit mit einem Dreifachwechsel. Für die komplett enttäuschenden Lukas Ullrich, Robin Hack und insbesondere Philipp Sander kamen Luca Netz, Neuzugang Yannick Engelhardt und Haris Tabakovic.

Gladbach mühte sich, hatte aber weiter Pech. Einen Kopfball von Kapitän Rocco Reitz klärte Bremens Felix Agu auf der Linie (69.). Auch die haarsträubenden Abwehrfehler setzten sich fort. Insbesondere Chiarodia sah bei der Defensivarbeit gegen seinen Ex-Club immer wieder schlecht aus. In der 74. Minute war das Spiel dann endgültig entschieden, nachdem Kevin Diks Mbangula im Strafraum foulte und Schmid vom Punkt auf 3:0 erhöhte. Am Ende agierte Gladbach nur noch desolat und fing sich noch das vierte Gegentor.

Von Carsten Lappe, dpa

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