Für den früheren Meistertrainer Bernd Schröder haben die deutschen Fußballerinnen zu wenig individuelle Klasse im Kader. «Im Moment haben wir nicht diese überragenden Spielerinnen in den Clubs, um die Nationalmannschaft zu füttern. Trotzdem können wir das Ding in der Nations League ziehen mit unseren Tugenden. Uns fehlt aber die Nachhaltigkeit», sagte der ehemalige Erfolgscoach von Turbine Potsdam der Deutschen Presse-Agentur vor dem Final-Hinspiel des DFB-Teams an diesem Freitag (20.30 Uhr/ZDF) gegen Spanien in Kaiserslautern.
Auf spanischer Seite stehen etliche Spielerinnen beim FC Barcelona unter Vertrag, der zuletzt fünfmal in Folge das Champions-League-Finale erreichte und dieses dreimal gewann. «Der Club ist die Henne und die Nationalmannschaft das Ei. Und das ist genau der Punkt, wo ich die Probleme sehe: Wir haben keine überragenden Club-Mannschaften mehr», monierte der 83 Jahre alte Schröder.
Schröder: «Das war der Kern der DFB-Erfolge»
«Die erfolgreichste Zeit der Nationalmannschaft war, als drei Clubs die Nationalspielerinnen gestellt haben: Das waren damals der 1. FFC Frankfurt, Duisburg und wir. Diese drei Clubs haben auch den Europapokal gewonnen – und das war der Kern der DFB-Erfolge», meinte Schröder, der 2005 und 2010 mit Potsdam triumphierte. Das Nationalteam wartet seit Olympia-Gold 2016 auf einen Titel, den letzten von acht EM-Triumphen gab es 2013, die WM-Titel 2003 und 2007.
«Jetzt haben wir nicht mehr diese überragenden Clubs, egal ob Wolfsburg oder Bayern. Frankfurt ist ja schon in der Qualifikationsrunde ausgeschieden», sagte Schröder mit Blick auf die Champions League und Bayerns 1:7 in Barcelona sowie Wolfsburgs 1:3 in Lyon. Letztmals holte 2015 mit dem 1. FFC Frankfurt ein deutsches Team den Europapokal. 2013 und 2014 triumphierte der VfL Wolfsburg, 2009 der FCR Duisburg.
«Es ist schon wichtig, ordentliche Clubs zu haben. Und da hast du das Gefühl, dass da ein bisschen was im Argen liegt, auch in der Liga. Wir haben sicherlich keine schlechte Liga, aber es kommt unterm Strich nicht so viel raus», ergänzte Schröder, der den heutigen Zweitligisten Potsdam zu sechs deutschen Meisterschaften und drei Pokalsiegen geführt hatte. 2016 beendete er seine Trainerkarriere.

