Dortmunds Fans protestieren mit einem Banner gegen Investoren in der DFL. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Die Fans laufen seit Wochen Sturm, unter den Erst- und Zweitligisten regt sich Widerstand und eine breite Front aus der 3. Liga droht sogar mit dem Kartellamt.

Wenn die Vertreter der 36 Profivereine am Mittwoch auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung der Deutschen Fußball Liga in einem Frankfurter Flughafenhotel über den geplanten Einstieg eines Investors abstimmen, dürfte es hoch hergehen.

Um den von DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke und den Interims-Geschäftsführern Axel Hellmann und Oliver Leki befürworteten Milliarden-Deal mit einer Beteiligungsgesellschaft abschließen zu können, wird eine Zwei-Drittel-Mehrheit benötigt. Der Ausgang erscheint offen, weshalb Hellmann jüngst mit Nachdruck für eine breite Zustimmung warb.

Hellmann: «Alternativlos»

«Wir sind verpflichtet, für eine langfristige Stabilisierung der Bundesliga zu sorgen und die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen. Der Profifußball benötigt Wachstumskapital. Ich halte das für alternativlos», appellierte der Vorstandssprecher von Eintracht Frankfurt.

Konkret sieht der Plan vor, dass ein Investor 12,5 Prozent an der nationalen und internationalen Medienvermarktung der beiden Bundesligen für eine Laufzeit von 20 Jahren erwirbt. Dafür soll er mindestens zwei Milliarden Euro zahlen. Geben die Vereine am Mittwoch grünes Licht, soll der Deal mit einem der drei verbliebenen Interessenten möglichst bis Mitte Juli abgeschlossen werden.

Die DFL will den größten Teil des Geldes (85 Prozent) auf Zukunftsfeldern investieren. Handlungsbedarf sieht sie vor allem bei der Auslandsvermarktung und beim nationalen Medienvertrag, der in der laufenden Rechteperiode erstmals rückläufige Einnahmen verzeichnete und einer Anpassung an das moderne Konsumverhalten insbesondere der jüngeren Generation bedarf. Da hinkt die Bundesliga den anderen europäischen Top-Ligen aus England, Spanien und Italien hinterher. Der Rest des frischen Kapitals – rund 300 Millionen Euro – würde zur freien Verwendung in die Kassen der Vereine fließen.

Durchaus Gegenwind

Doch das Vorhaben stößt nicht überall auf Zustimmung. Die Chefs des 1. FC Köln lehnen es in der geplanten Form sogar «entschieden ab», wie es in einem offenen Brief des Vorstands hieß. Sie kritisieren zudem das Tempo und den Zeitpunkt der Entscheidung. «Das größte Restrukturierungsprojekt in der Geschichte des deutschen Profifußballs ausgerechnet in einer solchen Übergangsphase ohne etablierte Geschäftsführung zu starten, wirkt geradezu absurd», sagte FC-Vizepräsident Eckhard Sauren. Der Freiburger Leki und der Frankfurter Hellmann führen die DFL-Geschäfte nach der Trennung von Geschäftsführerin Donata Hopfen im Dezember 2022 derzeit nur übergangsweise.

Oke Göttlich, Präsident des Zweitligisten FC St. Pauli und Mitglied im DFL-Präsidium, will auf der Mitgliederversammlung daher eine Verschiebung der Abstimmung bis August beantragen. Wie andere Kritiker auch fühlt er sich bisher über die Details des Deals nicht ausreichend informiert. «Eine Strategie steht vor dem Prozess und nicht ein Prozess vor einer Strategie», sagte der 47-Jährige der Deutschen Presse-Agentur. Er könne «einem Weg, der versucht, nur mit Geld Herausforderungen zu lösen und bei dem zentrale Punkte wie ein Business-Plan, Investitionssumme, Governance, Regulatorik oder ein Verteilerschlüssel nicht final vorliegen oder diskutiert sind, schon aus Sorgfaltsaspekten nicht zustimmen».

Eine Ablehnung des DFL-Plans wäre ganz im Sinne der Fans, die seit Wochen in den Bundesligastadien gegen das Projekt protestieren. «Es sind viele grundlegende Fragen offen. Auch die Vereine, die eine Entscheidung treffen sollen, fühlen sich offenbar nicht ausreichend informiert, und es gibt Zeitdruck. Das alleine sind schon schlechte Voraussetzungen für eine kluge Entscheidung», sagte Markus Sotirianos aus dem Vorstand des Fan-Bündnisses «Unsere Kurve» der Deutschen Presse-Agentur.

Für ihn sei weiter offen, «warum ein Investor die beste Lösung sein soll und in welche tatsächlichen Abhängigkeiten man sich begibt.» Zudem stelle sich die Frage: «Wie soll verhindert werden, dass die Schere zwischen großen und kleinen Clubs und zwischen den Ligen weiter auseinandergeht, wenn ein Teil der Gelder auch zweckungebunden an Vereine gehen soll?»

Unruhe bei Drittligisten

Dieser Effekt träfe vor allem die Drittligisten, die bei der Entscheidung außen vor sind. Sie befürchten, dass durch den Deal und die Verteilung der Einnahmen «eine weitere Barriere zwischen der Zweiten und der Dritten Liga» geschaffen wird, sagte Meppens Geschäftsführer Ronny Maul der Deutschen Presse-Agentur. 

Es bestehe eine gewisse Unruhe und die Sorge, dass es mittelfristig in Richtung einer «geschlossenen Gesellschaft» gehe und es ambitionierten Drittligisten nahezu unmöglich gemacht werde, in die 2. Liga aufzusteigen. 16 von 18 Vereinen haben ihre Bedenken daher in einem Brief an die DFL und den Deutschen Fußball-Bund adressiert und dabei auch mögliche «kartellbehördliche Konsequenzen» ins Spiel gebracht. Eine Antwort stand bis Dienstagmittag aus.

Von Eric Dobias, dpa

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