Ausgerechnet Stuttgart, dürfte sich Marc Cucurella denken. Fände das Final Four der Nations League nicht in Deutschland statt, würde sich vor dem zweiten Halbfinale zwischen Spanien und Frankreich vermutlich kaum jemand näher für den Außenverteidiger der Iberer interessieren. So aber stellt er sich am Donnerstag (21.00 Uhr/ARD und DAZN) auf einen Spießrutenlauf ein. Er sei mental bereit, sagte Cucurella vor der Rückkehr an ebenjenen Ort, an dem er vorigen Sommer mit einem ungeahndeten Handspiel im Viertelfinal Thriller gegen Deutschland für den Mega-Aufreger der EM gesorgt hatte.
Europameister Spanien zurück auf deutschem Boden. «Eine Rückkehr ins Glück» sei das, schrieb die Zeitung «Marca». Doch gilt das auch für Cucurella? «Ich bin darauf vorbereitet, wieder ausgebuht zu werden», kündigte er bei einer Pressekonferenz an – und gab sich zumindest äußerlich ziemlich gelassen.
Hauptdarsteller beim deutschen EM-Aus
Wo sie vor knapp einem Jahr den EM-Pokal holten, wollen die Schützlinge von Trainer Luis de la Fuente nun erneut die Nations League gewinnen. Stuttgart soll vor dem Finale in München am Sonntag nur der letzte Zwischenstopp sein. 2024 wurde die schwäbische Metropole auf der Reise zum Endspiel in Berlin fast zur Endstation – und Cucurella Hauptdarsteller eines Fußball-Dramas.
Das ungeahndete Handspiel des Defensivmannes beim Viertelfinal-Aus der deutschen Nationalmannschaft im Verlängerungs-Krimi gegen Spanien löste damals bundesweite Empörung aus. Jamal Musiala hatte Cucurella den Ball im Strafraum an die Hand geschossen, der englische Schiedsrichter Anthony Taylor aber nicht gepfiffen. Spaniens Mikel Merino beerdigte mit seinem Tor zum 2:1 später den deutschen Titel-Traum. Die UEFA räumte im Nachhinein ein, dass der nicht gegebene Elfmeter eine Fehlentscheidung gewesen sei.
Cucurella selbst hatte Verständnis für den Zorn der deutschen Fans. «Ich habe nichts falsch gemacht», sagte er vor der Rückkehr nach Stuttgart aber auch. Wie ihn die Zuschauer wohl empfangen werden? Was außerhalb des Platzes passiert, könne er ohnehin nicht beeinflussen, meinte der 26-Jährige, der mit dem FC Chelsea aus London gerade die Conference League gewonnen hat und seine persönliche Titelsammlung nun gern erweitern würde.
Yamal gegen Doué – und was macht Mbappé?
Und damit ist er nicht allein. Lamine Yamal, Spaniens Ausnahmetalent in der Offensive, wurde mit dem FC Barcelona unter Ex-Bundestrainer Hansi Flick diese Saison Meister und Pokalsieger. Der 17-Jährige sei einer, für den man doch gern den Fernseher einschaltet, meinte auch Cucurella. Yamals Duell mit Frankreichs Jungstar Désiré Doué, der Paris Saint-Germain am Wochenende zum ersten Champions-League-Triumph geführt hat, ist eine von vielen Facetten des mit Spannung erwarteten zweiten Nations-League-Halbfinals.
Und welche Rolle nimmt Kylian Mbappé bei dem Prestigeduell ein? Frankreichs Superstar erlebte zuletzt eine Enttäuschung und ging in seiner ersten Spielzeit mit Real Madrid leer aus. Im Rummel um Yamal und Doué dürfte auch er versuchen, auf sich aufmerksam zu machen. Die Kreise des 26-Jährigen einzuengen, ist dann auch eine Aufgabe für Cucurella.
Trotz der strapaziösen Saison, die sie alle hinter sich haben, seien Spaniens Spieler bereit, auch zu «leiden», kündigte der Mann mit der Wuschelmähne an. «Es geht darum, einen Titel zu gewinnen, und Titel sind immer wichtig», sagte Teamkollege Pedro Porro. Auch auf dem Weg zum EM-Triumph trafen die Iberer vorigen Sommer im Halbfinale auf Frankreich – und siegten mit 2:1. Wenige Tage nach dem Hand-Zoff von Stuttgart. Mit Marc Cucurella in der Hauptrolle.