Menschenrechtsexpertin: Trump und Infantino ticken gleich
Das Männerbündnis zwischen Trump (l.) und Infantino (r.) sorgt für Diskussionen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Mark Schiefelbein/AP/dpa)

Menschenrechtsexpertin Sylvia Schenk hat den Führungsstil von FIFA-Präsident Gianni Infantino kritisiert und dessen enge Kooperation mit US-Präsident Donald Trump als machtpolitisches Kalkül beschrieben. «Infantino verhält sich bei der FIFA wie ein Sonnenkönig. Und keiner setzt was dagegen. Das kann man nur mit Staunen beobachten», sagte Schenk dem Nachrichtenportal «t-online» kurz vor dem Beginn der Club-WM in den USA.

Schenk hatte einst im FIFA-Menschenrechtsbeirat gesessen und auch die Vorbereitungen auf die umstrittene WM 2022 in Katar beim Fußball-Weltverband begleitet.

Trump und Infantino haben sich «gesucht und gefunden»

Mit seinem Machtanspruch passe Infantino (55) sehr gut zu US-Präsident Trump (78). «Da haben sich zwei gesucht und gefunden», sagte Schenk. «Das sind zwei Männer, die sich immer sehr stark in den Vordergrund schieben. Sie als extrovertiert zu bezeichnen, ist noch untertrieben», fügte sie an. 

Trump nutze die Club-WM und besonders die WM im kommenden Sommer, die vornehmlich in den USA, aber auch in Mexiko und Kanada stattfinden wird, für seine Interessen. «Trump weiß, wie man sich den Sport populistisch zunutze macht. In bestimmten Wähler- und Bevölkerungskreisen hilft ihm das. Da seine Umfragewerte gerade abstürzen, braucht er das vielleicht nochmal dringlicher», sagte Schenk. Trump überhöhe die FIFA und schmeichele «Infantinos Ego».

Der FIFA-Präsident hatte sich in den vergangenen Monaten mehrfach an der Seite des US-Präsidenten gezeigt, war zu dessen Amtseinführung eingeladen und begleitete ihn im Mai zu einer Reise an den Arabischen Golf. Dadurch kam er zu spät zum FIFA-Kongress nach Paraguay, was ihm Kritik vornehmlich von europäischen Funktionären eingebracht hatte. 

Die Leiterin der Arbeitsgruppe Sport bei Transparency International Deutschland bewertete das Verhalten von Infantino auch im Vergleich zu dessen Vorgänger Joseph Blatter, der nach skandalumwitterten Zeiten 2015 gehen musste.

Infantino mächtiger als Blatter

«Infantino führt die anderen vor, wie selbst sein Vorgänger Sepp Blatter es nie getan hätte. Diese Macht bekommt er nur, wenn alle sie ihm geben und sich niemand wehrt», beschrieb die 73-Jährige die aktuellen Verhältnisse in höchsten Funktionärskreisen.

Laut Schenk werde die enge Bindung von Infantino mit Trump an der politischen Situation in den USA nichts ändern. «Bisher war es andersherum: Die USA wurden instrumentalisiert, um Druck auf den Fußball und Infantino auszuüben, um in anderen Ländern was zu ändern. Aber ich bin der Meinung: Klärt die Dinge bitte erst mal in eurem eigenen Land und verlangt nicht von der FIFA, dass sie jetzt auch noch den amerikanischen Präsidenten ändert, das schafft auch sonst niemand», sagte Schenk.

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