Nach der WM-Party ins Waisenhaus: Schäfer feiert mit Ghana
Die ghanaischen Fans bejubelten den Sieg gegen die Komoren ausgelassen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Peniel Brago Amoakohene/AP/dpa)

Am Tag nach der großen WM-Party ging es für die Fußball-Nationalspieler Ghanas ins Waisenhaus. «Die Mannschaft will den Kindern eine Freude machen. Das finde ich super», erzählt Winfried Schäfer der Deutschen Presse-Agentur. Der 75-Jährige arbeitet als Berater für das Team von Trainer Otto Addo und ist bei den Feierlichkeiten in der Hauptstadt Accra mittendrin. Durch das 1:0 gegen die Komoren sind die Westafrikaner zum fünften Mal bei der WM-Endrunde dabei.

«Die Stimmung hier war überragend. Es war die Hölle los», berichtet Schäfer vom Vorabend. «Es war traumhaft.» Mit Feuerwerk, Konfetti und viel Musik feierten die Spieler um Topstar und Siegtorschütze Mohammed Kudus von den Tottenham Hotspur die anstehende Reise zum Mega-Turnier in den USA, Mexiko und Kanada.

«Herz des afrikanischen Fußballs»

«Für das Land ist das unbezahlbar», sagt Schäfer. «Fußball hat hier eine unwahrscheinliche Bedeutung.» Ghana sei mal «das Herz des afrikanischen Fußballs» gewesen, erklärt er. «Ich habe gesagt: Ich will euch wieder dahin bringen, wo ihr wart.»

Schäfer ist ein Weltreisender des Fußballs. Als Trainer arbeitete der frühere Profi von Borussia Mönchengladbach unter anderem in Kamerun, Dubai, Aserbaidschan, Thailand, Jamaika und im Iran. In Ghana soll er Trainer Otto Addo helfen.

Der Ex-Spieler von Borussia Dortmund und Hannover 96 war in die Kritik geraten, nachdem er mit seiner Mannschaft in der Qualifikation für den Afrika-Cup in diesem Winter in Marokko gescheitert war. «Ich bin geholt worden, um ihn zu unterstützen», schildert Schäfer. «Ich erkenne durch meine Erfahrung frühzeitig, wo ein Feuer entstehen könnte.» Die Trainerlegende des Karlsruher SC stellt jedoch auch klar: «Ich berate den Otto. Aber am Ende entscheidet er.»

Addo: Fruchtbare Diskussionen

Addo selbst berichtet von guten Gesprächen mit dem erfahrenen Fußball-Fachmann. «Wir sind uns zwar nicht immer einig, aber diese Diskussionen sind sehr fruchtbar.»

2010 schaffte es Ghana bei der WM in Südafrika bis ins Viertelfinale – scheiterte dort in einem denkwürdigen Spiel im Elfmeterschießen an Uruguay. Was ist diesmal drin? Auf eine Turnierprognose will sich Addo noch nicht einlassen.

Die damalige Mannschaft «hatte sieben, acht Spieler, die regelmäßig in der Champions League oder auf höchstem Niveau gespielt haben. So weit sind wir noch nicht», sagte der 50-Jährige.

Schäfer: «Die Mannschaft wird noch besser werden»

Einen genauen Tipp gibt auch Schäfer nicht ab. Er hofft, dass die WM-Teilnahme den Spielern einen Entwicklungsschub gibt und ihr Ansehen in den Vereinen verbessert. «Die Mannschaft wird noch besser werden», sagt er. «Wir haben Spieler, die unheimliches Potenzial haben, aber das noch nicht ausspielen können.»

Dass Addo bereits heftiger Kritik ausgesetzt war, muss aus seiner Sicht nicht unbedingt etwas zu bedeuten haben. «Den Berti hat man damals auch kritisiert und trotzdem ist er Europameister geworden», erinnert Schäfer an den EM-Titel der deutschen Nationalmannschaft 1996 mit dem damaligen Bundestrainer Berti Vogts.

Von Thomas Eßer, dpa

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