Mitspieler geohrfeigt: Bizarre Rote Karte in England
Evertons Idrissa Gueye (2.v.r.) sieht nach einer Ohrfeige gegen seinen Teamkollegen Michael Keane (li.) die Rote Karte. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Martin Rickett/PA Wire/dpa)

In der englischen Premier League hat Idrissa Gueye vom FC Everton mit einem kuriosen Platzverweis für Aufsehen gesorgt. Der Mittelfeldspieler sah im Auswärtsspiel bei Manchester United schon in der 13. Minute Rot, nachdem er seinen Mitspieler Michael Keane geohrfeigt hatte.

Weil Everton danach trotz der langen Unterzahl mit 1:0 gewann, konnte Coach David Moyes die bizarre Szene etwas runterspielen: «Wenn ihr es genau wissen wollt, dann gefällt es mir sehr, wenn meine Spieler sich ein bisschen streiten. Dann das zeigt, dass es ihnen wichtig ist, dass sie besser werden wollen.»

Torhüter Pickford verhindert bei Streit Schlimmeres

Bei einer Aktion im eigenen Strafraum waren die beiden Everton-Profis aneinandergeraten. Keane schubste seinen Teamkollegen nach einem kurzen Wortgefecht weg, woraufhin der senegalesische Routinier den Innenverteidiger ins Gesicht schlug. Schiedsrichter Tony Harrington zeigte sofort Rot. Evertons englischer Nationaltorhüter Jordan Pickford musste Gueye danach davon abhalten, nochmal auf Keane loszugehen. Der Rot-Sünder wurde anschließend unter den höhnischen Rufen der Manchester-Fans vom Platz begleitet.

«Er hat sich in der Kabine entschuldigt bei den Spielern, bei Michael und allen, die beteiligt waren. Er hat die Mannschaft für den Auftritt und das Resultat gelobt. Weiter geht’s», sagte Coach Moyes.

Rot-Sünder entschuldigt sich

Der Spieler selbst schrieb bei Instagram: «Was passiert ist, spiegelt nicht wider, wer ich bin oder für welche Werte ich stehe. Die Emotionen können hochkochen, aber nichts rechtfertigt so ein Verhalten. Ich werde dafür sorgen, dass es nicht nochmal vorkommt.»

Manchester-Coach Ruben Amorim und Experten wie die Ex-Nationalspieler Gary Neville oder Jamie Carragher hielten den Platzverweis übrigens für übertrieben. Laut dem Datendienstleiter Opta war dies seit Beginn der detaillierten Aufzeichnungen im Jahr 2000 erst die dritte Rote Karte in der Premier League wegen Handgemengen unter Teamkollegen.

Vorfälle auch in der Bundesliga

Auch in der Bundesliga gab es ähnliche Vorfälle. Torhüter Jens Lehmann etwa kassierte 2003 Gelb-Rot, weil er mit seinem Dortmunder Teamkollegen Marcio Amoroso im Revierderby bei Schalke 04 weit außerhalb des Strafraums aneinandergeriet. Unvergessen ist Oliver Kahns Ausraster in einem Bayern-Spiel in Stuttgart 1996, als er Andreas Herzog von hinten am Trikot packte, anschrie und schubste. Vom Platz gestellt wurde er dafür aber nicht.

Ebenfalls ohne Folgen blieb eine Ohrfeige von Lukas Podolski in einem WM-Qualifikationsspiel des deutschen Teams 2009 in Wales. Der damals 23-Jährige wischte DFB-Kapitän Michael Ballack mit der rechten Hand über das Gesicht, der Schiedsrichter ahndete den Vorfall nicht. Auf vom DFB gab es dafür keine Sanktion.

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