Hertha-Trainer Tayfun Korkut steht unter Erfolgsdruck. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Soeren Stache/dpa-Zentralbild/dpa)

Tayfun Korkut sieht nicht aus wie Bill Murray. Das Gesicht ist schmaler, das dunkle Haar noch voller.

Und doch muss sich der Trainer von Hertha BSC ein bisschen so vorkommen wie der von Starschauspieler Murray im Kult-Film «Und täglich grüßt das Murmeltier» verkörperte TV-Wettermann Phil Connors. Der ist in einer tragisch-komischen Zeitschleife gefangen. Immer wieder passieren ihm die gleichen Missgeschicke und Kuriositäten. Es gibt einfach kein Entrinnen. Auch Geschäftsführer Fredi Bobic sind die Parallelen schon aufgefallen.

Bei Korkut heißt die Anhäufung der unerfreulichen Déjá-vu: Ganz gut gespielt und doch wieder hoch verloren. Und das bei ständig neuen Corona-Fällen in einer chronisch fragilen Mannschaft. So glichen die Antworten Korkuts nach dem 0:3 beim SC Freiburg den Ausführungen nach dem 1:6 gegen RB Leipzig eine Woche zuvor. «Das Ergebnis spiegelt auch nicht den Spielverlauf wider», sagte der 47-Jährige. Das nutzte nur wieder nichts.

Corona-geplagter Kader

Denn die Konsequenz: Im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga wird die Lage immer schwieriger. Durch das 1:1 des FC Augsburg gegen Borussia Dortmund rutschte das Team erstmals seit dem vierten Spieltag wieder auf den Relegationsrang 16. Das Momentum spricht permanent gegen die Berliner. Murray alias Connors kann dem Dilemma nur entrinnen, in dem er Empathie für seine Mitmenschen entwickelt. Doch daran mangelt es Korkut nicht. Ihm mangelt es an Konstanz im Corona-geplagten Kader. Und an Glücksmomenten für seine verunsicherten Spieler.

In Freiburg war Marcel Lotka als vierter Ersatz-Kandidat von Stammtorwart Alexander Schwolow ein «Lichtblick». Immerhin ist die Verletzung des 17 Jahre alten Innenverteidiger Linus Gechter nicht so gravierend, wie Korkut am Sonntag erzählte. Der fünfte Torwart und ein Teenager sind Personalien, um die es im hierarchielos wirkenden Millionen-Ensemble im Moment geht.

Die Hertha ist das schwächste Team der Rückrunde und in diesem Kalenderjahr immer noch sieglos. Diesen Fakten verschließt sich der Trainer nicht. «Wir müssen schleunigst punkten», sagte er. Nichts anderes zählt im Abstiegskampf. Auch das weiß Korkut.

Vertrauen für den Trainer

Während Bobic in der Sendung «Doppelpass» von Sport1 dem Trainer das Vertrauen bis zum Saisonende aussprach und die Spieler kategorisch in die Pflicht nahm, stellte sich der Coach zeitgleich am Trainingsplatz den letztlich auch immer gleichen Fragen. Wie soll es in den letzten zehn Saisonspielen nur besser werden? «Es geht darum unheimlich hartnäckig zu bleiben, wenn alles gegen einen läuft zu zeigen, ich bin da», sagte Korkut.

Da sein soll er laut Bobic (mindestens) bis zum 34. Spieltag am 14. Mai. «Wenn die Punkte fehlen, wird das am Trainer festgemacht. Ich bin ja eng an der Mannschaft dran. Wichtig ist, dass der Trainer die Mannschaft erreicht. Das tut er mit einem klaren Plan», betonte der Manager. «Aktionismus» sei völlig fehl am Platze, meinte Bobic, der Korkut erst im November holte, weshalb ein erneuter Trainerwechsel auch ihm als Fehler angelastet werden würde.

Als Fehler bezeichnete Bobic die öffentliche Kritik von Investor Lars Windhorst an der Hertha-Führung, auch wenn er wohl gar nicht gemeint war. Die Worte Windhorsts über «Machterhalt und Klüngelei» seien zu einem «fatalen Zeitpunkt» gefallen. Angesichts der prekären Situation im Abstiegskampf brauche man «dieses Schaufenster jetzt nicht», sagte der 50-Jährige. Bobic deutete an, dass er sich von Windhorst, zu dem er ein gutes Verhältnis habe, Ruhe in der schwierigen Lage wünsche. «Der schießt keine Tore und die Mannschaft betrifft es erstmal nicht», sagte er.

Von Arne Richter, Maximilian Wendl und Thomas Flehmer, dpa

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