Trainer Lucien Favre führte die Gladbacher von 2011 bis 2015 vom Fast-Abstieg bis nach Europa. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Federico Gambarini/dpa)

Lucien Favre steht nach Informationen der «Bild» vor seiner zweiten Trainer-Amtszeit bei Borussia Mönchengladbach und soll bereits am Sonntag vorgestellt werden. Der Schweizer soll auf Adi Hütter folgen.

Von 2011 bis 2015 war er mit der Elf vom Niederrhein bereits sehr erfolgreich. Eine Rückhol-Aktion wird häufig skeptisch bewertet. In Gladbach könnte sie Sinn machen, birgt aber auch ein Risiko. Eine Analyse:

Die Stabilität

61 Gegentore kassierte die Borussia in den 34 Bundesliga-Spielen der abgelaufenen Saison. Für ein Team mit den Ansprüchen der Borussia sind das viel zu viele. Nur Absteiger SpVgg Greuther Fürth und Hertha BSC kassierten mehr Treffer. Favre hat bereits gezeigt, dass er Mannschaften defensiv stabilisieren kann – auch in Mönchengladbach. Nachdem er die Borussia im Februar 2011 übernommen hatte, musste die zuvor hinten anfällige und bereits als sicherer Absteiger geltende Mannschaft bis zum Ende der Saison nie mehr als zwei Gegentore in einer Partie hinnehmen. Zuvor hatte sie unter anderem 0:7 beim VfB Stuttgart und 0:4 gegen Eintracht Frankfurt verloren.

Die Spielweise

Mit der auf Pressing und schnelle Balleroberungen ausgerichteten Spielidee von Hütter kamen die Gladbacher Profis über weite Strecken der abgelaufenen Saison nicht gut klar. Favre hatte bei seinem ersten Engagement in Mönchengladbach einen anderen, von Ballbesitz geprägten Spielstil geprägt. Gut möglich, dass er mit dieser Idee vom Fußball bei den Borussen auch diesmal besser ankommt.

Der Bessermacher

Bei den Gladbachern steht ein Umbruch bevor. Nationalspieler Matthias Ginter steht bereits als Abgang zum SC Freiburg fest. Denis Zakaria wechselte bereits im Winter zu Juventus Turin und weitere Stammspieler stehen vor dem Absprung. Die Gladbacher wollen wieder verstärkt auf den eigenen Nachwuchs setzen und noch mehr junge Spieler in das Bundesliga-Team einbauen. Gerade leistungswillige Jungprofis könnten von Favre profitieren. Der Schweizer ist dafür bekannt, junge Spieler und Teams besser zu machen und ihnen wichtige Details beizubringen. Bereits mehrere Ex-Spieler Favres schwärmten öffentlich davon.

Der Selbstkritische

Favre ist ein Perfektionist und geht auch mit sich selbst sehr kritisch um. Welche Auswirkungen das haben kann, erfuhr die Borussia bereits im September 2015. Nach sechs Pflichtspielniederlagen zu Saisonbeginn glaubten die Entscheider bei der Borussia noch an Favre, der aber nicht mehr an sich selbst. An den Verantwortlichen um den damaligen Sportchef Max Eberl vorbei erklärte Favre seine Mission öffentlich für beendet und verließ den Club. Die Erfahrungen aus jener Zeit trüben den Blick auf Favres Erfolge kaum noch. Eine Warnung sind sie dennoch.

Von Thomas Eßer, dpa

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