Bei Herthas Jean-Paul Boetius ist ein Tumor im Hoden diagnostiziert worden. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Frey/dpa)

Bundesligist Hertha BSC muss auf Jean-Paul Boetius verzichten. Beim niederländischen Sommer-Neuzugang wurde bei einer urologischen Untersuchung am Mittwoch ein Tumor im Hoden diagnostiziert, wie der Verein mitteilte. Der 28 Jahre alte Mittelfeldspieler wird am Freitag operiert.

«So bitter diese Nachricht im ersten Moment auch ist, wir sind voller Hoffnung und Zuversicht, dass Jean-Paul wieder gesund wird und schnellstmöglich in unseren Kreis zurückkehrt», sagte Sport-Geschäftsführer Fredi Bobic, «bis zu seiner Rückkehr bekommt er von uns jede erdenkliche Unterstützung.»

Bereits der zweite Fall bei Hertha BSC

Boetius ist in der Bundesliga in der jüngsten Vergangenheit der vierte bekannte Fall mit einer Hodenkrebs-Diagnose. In der vergangenen Saison wurde bei Timo Baumgartl von Union Berlin ein Tumor festgestellt worden. Nach einer Chemotherapie, der anschließenden Reha und dem Aufbautraining hat der 26 Jahre alte Verteidiger am vergangenen Wochenende in der Bundesliga sein Comeback gefeiert.

Bereits in der Sommerpause war mit Marco Richter ein Hertha-Profi mit Hodenkrebs ausgefallen. Der Außenspieler steht seit einigen Partien wieder auf dem Platz und konnte seit seinem Comeback mit zwei Toren glänzen.

Bei Dortmunds Sebastien Haller wurde kurz nach der Verpflichtung im Sommer ein Tumor festgestellt. Der 28 Jahre alte Stürmer der Elfenbeinküste musste sich ebenfalls einer Chemotherapie unterziehen.

«Testosteron auch für die Regeneration zuständig»

Nach Angaben der Deutschen Krebsgesellschaft ist Hodenkrebs mit einem Anteil von etwa 1,6 Prozent aller Krebsneuerkrankungen eine eher seltene Tumorerkrankung. Bei Hodenkrebs werde der betroffene Hoden in 99 Prozent der Fälle entfernt, hatte Frank Sommer, der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit, der Deutschen Presse-Agentur im Zuge des Haller-Falls gesagt. Da im Hoden das Hormon Testosteron produziert werde, sei dies für Leistungssportler ein besonderes Problem. «Testosteron ist nämlich auch für die Regeneration zuständig. Das heißt, ein von Hodenkrebs betroffener Sportler benötigt anschließend längere Erholungszeiten nach dem Training.»

Nach Angaben von Susanne Weg-Remers, Leiterin des Krebsinformationsdienstes des Deutschen Krebsforschungszentrums, haben Lebensstilfaktoren oder bestimmte Sportarten keinen Einfluss auf die Entstehung von Hodenkrebs. «Hodenkrebs ist letzten Endes eine Erkrankung, die in den allermeisten Fällen rein zufällig entsteht, ohne dass ein bekannter Risikofaktor vorliegen würde», hatte Weg-Remers der Deutschen Presse-Agentur gesagt.

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