Herthas Suat Serdar (l) kämpft mit Freiburgs Matthias Ginter um den Ball. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Andreas Gora/dpa)

So richtig wusste niemand von Hertha BSC oder vom SC Freiburg etwas mit dem Unentschieden anzufangen. Durch das 2:2 (1:1) hielten die Serien der beiden am längsten ungeschlagenen Teams in der Fußball-Bundesliga, aber zufrieden war keiner.

Durch den Punkt gegen die Berliner Remis-Experten waren die seit nun sieben Spielen ungeschlagenen Freiburger rund zwei Stunden Tabellenführer. Bis Union Berlin durch das 1:0 beim VfB Stuttgart wieder auf den Spitzenrang vorbeizog. Immerhin wuchs der SC-Vorsprung auf die Branchenriesen Bayern München und Borussia Dortmund nach deren 2:2 wieder auf zwei Punkte. Am nächsten Sonntag geht es nach München.

Herthas Kempf: «Wir belohnen uns zu selten»

«Jetzt haben wir einen Punkt. Ich weiß noch nicht so recht, was ich damit anfangen soll», meinte Freiburgs Abwehrchef Matthias Ginter im Streamingdienst DAZN. «Ich glaube, morgen oder übermorgen können wir damit zufrieden sein.» Berlins Verteidiger Marc-Oliver Kempf wirkte auch nicht hocherfreut über das Ergebnis. «Wir haben in den letzten Wochen einen enormen Aufwand getrieben und haben uns zu selten belohnt», sagte er. «Natürlich sind wir stolz, dass wir fünf Spiele nicht verloren haben. Dennoch ist der ein oder andere Punkt zu wenig auf dem Konto.» Trainer Sandro Schwarz nannte das nächste Remis einfach nur «ärgerlich».

Daniel-Kofi Kyereh (22. Minute) und Kevin Schade (78.) – begünstigt durch einen Fehler von Hertha-Torhüter Oliver Christensen – hatten vor 40.481 Zuschauern im Olympiastadion die Tore für die Gäste aus dem Breisgau geschossen, die nach dem Corona-Ausfall von Chefcoach Christian Streich und dessen Assistenten Patrick Baier von Lars Voßler als zweitem Aushilfstrainer betreut wurden. Dodi Lukebakio (34./Handelfmeter) und Suat Serdar (61.) trafen für die Hertha, die damit zum vierten Mal in Serie unentschieden spielte und nach dem Wirbel um die Trennung von Millioneninvestor Lars Windhorst mit acht Punkten weiter nur knapp vor den Abstiegsrängen verharrt.

Windhorst? – Die Hertha-Fans in der Ostkurve ignorierten den Namen des ungeliebten Geldgebers zunächst. Erst nach dem Abpfiff wurde wieder das große Transparent mit dem Schriftzug entrollt, dass der Finanzunternehmer im Verein nicht mehr erwünscht ist, höflich formuliert. Keinen Einfluss sollten die Turbulenzen der vergangenen Tage haben. Das hatte Schwarz zumindest aus sportlicher Sicht schon postuliert. Ballkontrolle, Sicherheit, das hatten sich beide Teams in der Berliner Sonnenuntergangs-Stimmung erst einmal verordnet.

Serdar trifft zum 2:1, Schade gleicht aus

Dass Freiburg besser Fußball spielen kann, wurde binnen weniger Minuten klar. Ritsu Doan wirbelte die Hertha-Abwehr mehrfach durcheinander. Christensen konnte zunächst gegen Kyereh (21.) noch sehenswert parieren. Doch eine Minute später schoss der Angreifer schön freigespielt von Doan zur Führung ein. Nicht aufgeben ist eine Tugend, die die Hertha unter Schwarz gelernt hat. Beim nächsten Angriff über Lukebakio blockte Christian Günter einen Schuss von Stevan Jovetic mit der Hand. Lukebakio verwandelte den Elfmeter sicher.

Freiburg war nicht so spritzig, nicht so aktiv, vielleicht nach dem 2:0 in der Europa League gegen den FC Nantes am Donnerstagabend einfach nicht frisch. Serdar traf per Flachschuss zur Hertha-Führung ins Eck. Doch für den ersten Heimsieg reichte es nicht, denn der gebürtige Potsdamer Schade schoss wenige Minuten nach seiner Einwechselung nach einem Christensen-Patzer noch zum Ausgleich ein. «Ich muss aus dem Fehler lernen, damit ich ihn nicht nächste Woche noch mal mache», meinte der unglückliche Hertha-Keeper.

Arne Richter, dpa

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