Doppelschlag: Wenige Sekunden nach der Führung bejubelt Englands Phil Foden seinen Treffer zum 2:0. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Tom Weller/dpa)

Jude Bellingham zeigte den englischen Fans stolz seine erhobene rechte Faust, aus den Boxen dröhnte der Fußball-Hit «Sweet Caroline»: Mitfavorit England hat seine Titelambitionen bei der WM unterstrichen und mit dem souveränen Einzug ins Achtelfinale die eigenen Anhänger begeistert.

Das Team um den noch immer torlosen Kapitän Harry Kane besiegte Wales am Dienstagabend in Al-Rajjan deutlich mit 3:0 (0:0) und beendete die Vorrunde so mit sieben Punkten als Gruppensieger. Marcus Rashford (50. Minute/68.) und Phil Foden (51.) sorgten mit einem Doppelschlag in kürzester Zeit für den verdienten Sieg der Three Lions vor 44.297 Zuschauern. England trifft nun am Sonntag (20.00 Uhr) in der ersten K.o.-Runde auf Senegal.

«Für solche Momente spielst du Fußball. Heute bin ich richtig happy», kommentierte der zweimalige Torschütze Rashford. Mit dem Einzug in das Achtelfinale möchte sich der Angreifer von Manchester United nicht begnügen: «Ich bin auf jeden Fall so ehrgeizig, dass ich noch mehr will.» Er verwies auf die deutliche Leistungssteigerung seines Teams im Vergleich zum 0:0 gegen die USA: «Nach dem letzten Spiel waren wir ein wenig enttäuscht. Aber nun sind wir zurückgekommen.»

Die Waliser um den zur Halbzeit ausgewechselten Stürmerstar Gareth Bale verabschieden sich nach drei Vorrundenspielen mit einem Punkt und nur einem Elfmetertor beim 1:1 gegen die USA von der so sehr ersehnten ersten WM seit 1958. Gegen den britischen Rivalen ist Wales seit 1984 sieglos. Auch eine Überraschung wie bei der EM 2016, als Bale und Co. sensationell das Halbfinale erreichten, gelang diesmal nicht.

Southgate rotiert in der Startelf

Angesichts der komfortablen Ausgangslage hatte Englands Trainer Gareth Southgate versucht, eine «Mischung aus Stabilität und Frische» auf den Rasen des Ahmad bin Ali Stadions zu bringen. Dieser Ankündigung folgten vier Wechsel, darunter die Hereinnahme des von britischen Medien und Experten lautstark geforderten Foden. Dortmunds Bellingham, der seit August im Drei-Tages-Rhythmus durchspielt, bekam entgegen anderslautender Spekulationen keine Pause, sondern wurde als Spielmacher offensiv aufgeboten.

Auf dem Flügel durfte Rashford erstmals bei dieser WM von Beginn an ran – und hatte nach zehn Minuten direkt die erste Chance. Kapitän Kane setzte den Angreifer von Manchester United exzellent in Szene, doch Rashford scheiterte am heraus eilenden Danny Ward. Dieser vertrat den nach einer Roten Karte gesperrten Stammkeeper Wayne Hennessey. Ward war im ersten Durchgang der auffälligste Waliser, denn die Feldspieler waren mit Zweikämpfen und angesichts von zeitweise 70 Prozent Ballbesitz der Engländer mit der Arbeit gegen den Ball beschäftigt.

Obwohl Wales dringend auf einen Sieg angewiesen war, agierte das Team von Chefcoach Rob Page extrem abwartend. «Wir müssen eine Vorstellung zeigen, auf die unsere Anhänger stolz sind – egal, ob wir weiterkommen oder nicht», hatte Page gefordert, doch die Drachen hatten spielerisch nur wenig zu bieten.

Doppelpacker Rashford wird zum Matchwinner

Stattdessen übernahm der EM-Zweite früh die Kontrolle und erspielte sich immer wieder gefährliche Aktionen über den auffälligen Manchester-City-Profi Foden: Erst zielte der 22-Jährige bei einem Flachschuss zu ungenau (15.), später schoss er nach sehenswerter Kombination über BVB-Star Bellingham drüber. Auch die Versuche von Abwehrchef Harry Maguire, der nach entschlossenem Solo ins Seitenaus schoss, und von Rashford per Seitfallzieher waren keine echte Gefahr.

Nach der Pause ging es ohne Bale weiter – dafür mit einem Traumtor. Eine weitere tolle Einzelaktion von Foden brachte einen Freistoß, den Rashford aus gut 20 Metern ins rechte obere Toreck verwandelte. Die Waliser waren kurzzeitig unsortiert und fingen sich innerhalb von 96 Sekunden direkt ein zweites Tor: Der bei der WM als verkappter Spielmacher agierende Kane brach über rechts durch und spielte scharf in die Mitte, wo Foden einschob und damit vorzeitig seine Leistung krönte. Zur Melodie von «Jingle Bells» sangen Englands Fans und feierten damit den Einzug in die Runde der letzten 16. Rashford legte noch einmal den Turbo ein und besorgte das 3:0.

Patrick Reichardt und Ulrike John, dpa

Von