Real-Trainer Carlo Ancelotti war bedient. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jose Breton/AP/dpa)

Was war das denn? Karim Benzema fehlten noch lange nach dem Abpfiff die Worte, stattdessen fassten Spaniens Sportmedien die Demütigung von Real Madrid in der Champions League gewohnt markig zusammen.

«Erschossen vom Sheriff» titelte «Mundo Deportivo» nach der 1:2-Blamage des Rekordsiegers gegen die Fußball-Wundermannschaft von Sheriff Tiraspol. Sheriff, was? Dass der Sensationssieger und neue Tabellenführer der Gruppe D aus Moldau kommt, dürfte aber spätestens jetzt jedem Fan der Königlichen klar sein. Tiraspol habe Real «ins Verlies» gesperrt, schrieb das Fachblatt «Marca».

«Keine Worte können unsere und eure Enttäuschung ausdrücken», postete Madrids Stürmerstar Benzema bei Instagram. Dem Franzosen war an einem denkwürdigen Abend immerhin der zwischenzeitliche Ausgleich per Elfmeter gelungen (65. Minute), doch das Tor interessierte hinterher niemanden mehr. Der Matchwinner kommt stattdessen aus Luxemburg: Sébastien Thill, der vor seinem Wechsel nach Tiraspol bei einem Club namens FC Progrès Niederkorn gespielt hatte, hämmerte den Ball in der 89. Minute mit links und unhaltbar für Real-Keeper Thibaut Courtois zum Siegtor ins Netz. Kurz darauf lagen sich die Sheriff-Profis kniend vor Glück in den Armen, Real dagegen lag nur noch am Boden.

Für den Siegtorschützen Thill hatte der Treffer nicht nur schöne Momente, denn er wurde danach von seinen Mitspielern unter Jubeltraube begraben. «Das war gar nicht so angenehm. Ich habe geschrien „Steht auf! Ich kriege keine Luft!“. Warum müssen die sich alle auf mich werfen?», sagte der Luxemburger im Interview der Tageszeitung «Welt». In Erinnerung bleiben wird dem 27-Jährigen sein Treffer aber wohl noch lange Zeit. «Es ist sicher das schönste und wichtigste Tor meiner Karriere», meinte er.

Real-Coach traurig

«Der Sheriff setzt sein Gesetz durch», titelte die «AS». Traurig seien sie, sagte Real-Coach Carlo Ancelotti. Sie hätten mit Intensität gespielt, aber wegen kleiner Details verloren, befand der 62 Jahre alte Italiener, der seit Juli zum zweiten Mal die Verantwortung bei Real hat und nun nach zwei Spielen in der Königsklasse mit drei Punkten in der Gruppe D nur Zweiter ist. Bezwinger Tiraspol führt mit sechs Zählern, Inter Mailand und Schachtjor Donezk kommen jeweils auf nur einen Punkt. Gegen die Mannschaft aus der Ukraine hatte Debütant Tiraspol zum Auftakt 2:0 gewonnen.

Gegen Madrid kamen sie nun der K.o.-Runde einen weiteren Schritt näher. «Ich sage meinen Leuten ständig: Wir sind schon in der Champions League, ihr habt doch nichts zu verlieren, sondern könnt euch auf der größten Bühne präsentieren», hatte Trainer Jurij Wernydub dem «Kicker» (Montag) vor der Partie gesagt. Seine Worte kamen offenbar in der Mannschaft an. Zwei Jahre nach seinem erstmaligen Besuch der Kultstätte in Madrid als Zuschauer verließ der ukrainische Coach das Bernabéu um eine unvergessliche Trainer-Erfahrung reicher und mit drei Punkten mehr in der Bilanz. «Wir haben es verdient», sagte der 55-Jährige.

Von Nils Bastek, Jens Marx und Jan-Uwe Ronneburger, dpa

Von