Das Team der DFB-Frauen ist mit vielen jungen Talenten gesegnet: Jule Brand (M) setzt sich im Kampf um den Ball durch. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Robert Michael/dpa-Zentralbild/dpa)

Hansi Flick baut in der deutschen Nationalmannschaft auf Jungprofis wie Florian Wirtz, Jamal Musiala und Karim Adeyemi. Seine Bundestrainer-Kollegin Martina Voss-Tecklenburg hatte zuletzt gleich ein halbes Dutzend Fußballerinnen unter 21 Jahren auf dem Platz.

Toptalente wie Jule Brand (18), Sjoeke Nüsken (20), Lena Oberdorf (19) oder Sophia Kleinherne (21) spielen bereits wie selbstverständlich in der DFB-Auswahl und heizen den Konkurrenzkampf vor der EM 2022 in England an. «Es zeichnet sie aus, dass sie sehr lernbegierig und strukturiert sind», sagt Voss-Tecklenburg vor dem nächsten WM-Qualifikationsspiel gegen Serbien am 21. September (16.00 Uhr/ZDF) in Chemnitz über die neue Generation.

Beim 7:0 am Samstag zuvor gegen Bulgarien glänzte die 18 Jahre junge Brand von der TSG 1899 Hoffenheim erneut als Einwechselspielerin. Sie spiele Fußball, «als ob sie auf dem Schulhof ist, dann ist das schön zu sehen», so Voss-Tecklenburg. Ein Sonderlob erhielt auch Abwehrspezialistin Kleinherne von Eintracht Frankfurt: «In der ganzen Art, wie wir uns das vorstellen, hat sie das sehr, sehr gut gelöst.»

Kleinherne gehöre zu jenen Talenten, die laut Voss-Tecklenburg «eine ganz andere Ausbildung genießen konnten». Dazu gehört auch eine möglichst ideale Verquickung mit der Schule. Die einstige U17-Europameisterin ging auf Internate in Kaiserau und in Frankfurt. Sie schwärmte bei einer Video-Schalte am Montag davon, dass im Kreise der Nationalmannschaft «total viel interagiert wird». Und der Druck? Da helfe schon mal Team-Psychologin und Rekordnationalspielerin Birgit Prinz: «Sie ist eine Person, der wir blind vertrauen können.»

Kleinhernes Frankfurter Clubkollegin Nüsken galt mal als beste deutsche Tennisspielerin ihres Alters, bevor sie sich für Fußball entschied. Sie studiert Bauingenieurswesen und gehört der Sportfördergruppe der Bundeswehr an. Oberdorf vom VfL Wolfsburg spielte mit zwölf schon in der U15 des DFB, wurde 2019 mit 17 jüngste deutsche WM-Spielerin und ist so etwas wie die Abwehrchefin.

Das Team von Voss-Tecklenburg legt bei der Persönlichkeitsentwicklung viel Wert auf Eigenverantwortung und darauf, dass den Spielerinnen «viel Individualität» zugestanden wird: «Wir wollen davon weg kommen, dass sie es den Trainern recht machen wollen.»

Als «beste junge Spielerin» der vergangenen WM wurde Giulia Gwinn ausgezeichnet. Die inzwischen 22-Jährige vom FC Bayern München ist nach auskuriertem Kreuzbandriss von Voss-Tecklenburg für die weiteren Quali-Spiele gegen Israel (21./26. Oktober) eingeplant. Auch Lena Lattwein vom VfL Wolfsburg und Sydney Lohmann (beide 21) vom FC Bayern gehören immer mehr zum Establishment.

Zudem hat die Bundestrainerin in der Münchnerin Klara Bühl, der Hoffenheimerin Paulina Krumbiegel (beide 20) und der Frankfurterin Nicole Anyomi (21) noch drei Verletzte, auf die sie langfristig hoffen kann. Gegen Bulgarien tat sich die junge DFB-Elf zunächst etwas schwer, ehe das Torfestival begann. «Vielleicht löst es dann doch etwas aus, und ich hoffe, dass es etwas auslöst, wenn man das Trikot mit dem Adler überstreift», sagte Voss-Tecklenburg gelassen über die Anfangsschwierigkeiten so mancher Top-Talente.

Der Konkurrenzkampf hilft der 125-fachen Nationalspielerin auf dem angestrebten Weg zurück in die absolute Weltspitze natürlich. Sie sieht «ganz spannende Spielerinnen» nachkommen. Um den Nachwuchs macht sie sich «gar keine Sorgen» – sicher im Gegensatz zu Hansi Flick bei den Männern.

Von Ulrike John, dpa

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