Sieht noch einiges an Arbeit für sich: Bundestrainer Hansi Flick. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Fragen an Bundestrainer Hansi Flick in der Pressekonferenz nach dem 2:0 der Fußball-Nationalmannschaft in der WM-Qualifikation am Donnerstagabend gegen Liechtenstein.

Frage: Wie fällt das Fazit nach Ihrem Debüt als Bundestrainer aus?

Hansi Flick: Ohne Frage hätten wir uns alle gewünscht, dass wir mehr Tore schießen. Die Liechtensteiner Mannschaft hat sehr gut verteidigt. Wir haben es in den ersten Minuten verpasst, dass wir frühzeitig ein Tor machen und damit Vertrauen hereinbekommen. In der zweiten Halbzeit hat die Mannschaft wirklich versucht, das Tempo hochzuhalten. Es hat leider nur für zwei Tore gereicht. Es war erst ein Anfang, mit dem wir nicht ganz zufrieden waren. Ich kann der Mannschaft aber keinen Vorwurf machen. Nach drei Trainingseinheiten hat noch nicht alles funktioniert.

Liechtensteins Trainer Martin Stocklasa meinte, dass Ihrer Mannschaft die passenden Lösungen gefehlt hätten. Woran lag das?

Flick: Ja, passende Lösungen ist richtig. Wir haben uns auch erhofft, dass wir die Angriffe besser ausspielen. Wir haben nach 20 Minuten teilweise ein sehr schleppendes Tempo gehabt. Wir waren oftmals auch im Strafraum, wo zehn Liechtensteiner und ein hervorragend haltender Torwart da waren. Wir müssen es so machen, wie Jamal Musiala beim ersten Tor mit einer hervorragenden Einzelleistung: Selbstbewusst in ein Dribbling gehen. Timo Werner hat einen hervorragenden Laufweg gehabt. Das Tor war sehr gut herausgespielt.

Was fehlt dem Team aktuell noch?

Flick: Was man merkt, ist, dass die Mannschaft nicht so das Vertrauen hat, dass sie Tore erzielen kann. Es ist enorme Qualität da, ohne Frage. Und ich verstehe, dass die Fans in Deutschland vielleicht ein bisschen enttäuscht sind vom Ergebnis. Aber es war ein Anfang. Wir alle wissen, dass wir noch einen Weg zu gehen haben. Es waren aber drei Punkte, die für uns wichtig waren. Wir haben am Sonntag ein wichtiges Spiel gegen Tabellenführer Armenien. Wir können dann vorbeiziehen. Wir wollen offensiv noch besser harmonieren miteinander. Gegen den Ball war die Defensivarbeit in Ordnung.

Hatte Ihre Aufstellung schon Aussagekraft? Ging das schon nach dem Leistungsprinzip auf einigen Positionen oder auch um die Steuerung von Belastung im Hinblick auf die nächsten zwei Spiele?

Flick: Klar, wir brauchten schon eine Stabilität. Aber wir wollten schon auch gucken, dass der eine oder andere Spieler, der zuletzt viel belastet war, nicht drei Spiele gehen muss.

Sie haben gesagt, der Mannschaft fehlt die Überzeugung, die Tore zu machen. Einige Spieler zeigen in den Vereinen häufig bessere Leistungen als in der Nationalmannschaft. Wie kann man das als Trainer angehen, dass das Selbstvertrauen wieder wächst? Ich denke beispielsweise an Ilkay Gündogan.

Flick: Es ist so, dass wir mit den Spielern viel sprechen. Und es kommt auch darauf an, was in der Trainingsarbeit passiert. Die Qualität im Training ist hervorragend. Aber letztendlich zählt es auf dem Platz. Wir müssen liefern, wenn es zählt. Wir haben das Spiel gewonnen gegen einen Gegner, gegen den man normalerweise höher gewinnen muss. Es ist ein Prozess, den wir gemeinsam gehen. Wir werden versuchen, den Spielern Lösungen an die Hand zu geben.

Sie haben Timo Werner und Leroy Sané von Anfang an spielen lassen, die zuletzt in Ihren Vereinen Probleme hatten. Ging es auch darum, ihnen Selbstvertrauen einzuimpfen. Und ist das dank der Tore, die sie erzielt haben, gelungen?

Flick: Sie haben schon gezeigt, was für eine Qualität sie haben. Beim ersten Tor hat Timo einen hervorragenden Laufweg gehabt. Er hat auch immer wieder versucht, in die Tiefe zu starten. Es war auch schwierig, gegen eine so eng gestaffelte Abwehr den letzten Pass durchzubekommen. Beim 1:0 hat das gut geklappt. Leroy hat gerade in der zweiten Halbzeit einige Aktionen gehabt, wo er nachgesetzt hat und Ballgewinne gehabt hat. Beim 2:0 hat er es sehr gut gemacht. Er ist ins Eins gegen Eins gegangen und hat gut abgeschlossen. Das sind die Dinge, die er kann. Er hat gezeigt, dass er auf einem wirklich guten Weg ist.

Jamal Musiala hat es sehr gut gemacht, sagten Sie. Ist er mit seinen Fähigkeiten jetzt schon ein Startelfkandidat in jedem Spiel?

Flick: Das müssen wir sehen, je nachdem, wie wir ins Spiel gehen wollen. Dass Jamal eine Qualität hat, das hat er bei Bayern München im letzten Jahr oder auch in den letzten Wochen eindrucksvoll bewiesen, und heute auch mit seiner Aktion bei der Vorbereitung des Tores von Timo Werner. Von daher ist Jamal immer eine Option.

Aufgezeichnet von Klaus Bergmann, dpa

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