Leipzigs Christopher Nkunku (l), Trainer Jesse Marsch (r) und Torschütze Andre Silva freuen sich über die 1:0-Führung gegen den VfL Bochum. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa)

Die ganze negative Energie der Profis von RB Leipzig entlud sich beim Blitztor von André Silva.

Wochenlang warteten die Sachsen auf eine Initialzündung ihres Neuzugangs, nun freute sich auch Trainer Jesse Marsch beim 3:0 gegen den VfL Bochum über den befreienden Treffer des Portugiesen nur 36 Sekunden nach der Einwechslung. Es sei ein bisschen schade, dass Silva so lange draußen gesessen habe, gestand Marsch, «weil André so ein guter Spieler, so ein guter Mensch ist. Ich habe ihm heute gesagt: „Bleib stark, wir glauben an dich. Du bist ein großer Plan für unsere Zukunft“.»

Silva trifft kurz nach Einwechslung

Der erste Treffer von Silva aus dem Spiel heraus für Leipzig macht Hoffnung auf einen Leistungsaufschwung des Champions-League-Teilnehmers nach der Länderspielpause. «Es fühlt sich prima an, es tut auch gut, Erfolg zu haben, wenn man hart arbeitet», sagte der für 23 Millionen Euro geholte Torjäger, der bislang hinter den Erwartungen geblieben war.

Unter Marsch war er zuletzt nur noch zweite Wahl. Obwohl er laut Aussage des Amerikaners fitter als Yussuf Poulsen ist, saß Silva auch gegen den Aufsteiger bis zur 69. Minute auf der Bank. In der höchsten Not brachte Marsch Silva zusammen Dominik Szoboszlai, der beim 1:2 gegen den FC Brügge noch enttäuschte. Der Ungar fand per Ecke mit seinem ersten Ballkontakt den Torjäger – Silva traf per Kopf zur Führung.

Damit rettete er die Stimmung bei den Leipzigern, nachdem die Zuschauer die Leistung der RB-Profis phasenweise mit Pfiffen quittierten. So negativ reagierten die ungeduldigen und erfolgsverwöhnten Fans bislang selten. «Wenn wir in der ersten Halbzeit konsequenter sind, können wir bereits 4:0 vorne liegen. Ich habe zur Mannschaft gesagt, wir müssen stark bleiben», sagte Marsch und gab zu: «Es ist aber nicht einfach für uns in dieser Phase.»

RB dreht erst spät auf

Ein Galaauftritt wie gegen Stuttgart (4:0) oder gegen Hertha (6:0) war es keinesfalls. Am Ende reichten acht effiziente Minuten. Nach der Führung durch Silva (70.) erhöhte Christopher Nkunku mit einem Lupfer-Doppelpack (73./78.) vor 25.598 Zuschauern in der Red Bull-Arena. VfL-Keeper Manuel Riemann war mächtig sauer: «Wir verlieren hier wieder ein Spiel nach einer Standardsituation. Da ist es egal, ob der Gegner 45, 100 oder 200 Millionen einwechselt. Bei einer Ecke weiß ich schon, dass ich das eigene Tor verteidigen muss, aber offenbar wissen das nicht alle.»

Vor der Führung beachtete kein Bochumer den 25 Jahre alten Silva. «Es ist der Glaube an mich selbst», sagte der zuletzt glücklose Stürmer, der in sechs Ligaspielen zuvor nur einmal vom Elfmeterpunkt getroffen hatte. «Das Tor war ein sehr wichtiger Moment für ihn und für uns», lobte Marsch. Nun will Silva im Test gegen Katar am kommenden Samstag und der WM-Qualifikation gegen Luxemburg (12. Oktober) an der Seite von Cristiano Ronaldo wieder glänzen.

Die energiereiche Schlussphase von RB bewahrte Marsch vor weiteren Rückschlägen. Nach der Länderspielpause geht es erst zum SC Freiburg, dann in der Königsklasse zu Paris Saint-Germain. Ausgerechnet bei dem Starensemble um Lionel Messi muss RB – mit null Zählern Letzter der Gruppe A – endlich punkten. Es fehlt aber an Konstanz. «Es ist ein bisschen unstabil in der Gruppe, mein Job ist es, Lösungen zu finden und auch Stabilität zu bringen», sagte Marsch.

Szoboszlai wurde beim TV-Sender Sky deutlicher: «Es fehlt immer irgendwas. Heute war es erst die Chancenverwertung, im letzten Spiel war es dafür die Laufleistung oder der Wille. Wir sind aber dran, dass irgendwann nichts mehr fehlen wird und wir eine perfekte Partie spielen werden.»

Von Frank Kastner, dpa

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