Die Bayern-Spieler hatten gegen Freiburg gleich mehrer Grüne zum Feiern. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sven Hoppe/dpa)

Thomas Müller hatte nach der bestens erledigten Nachmittagsarbeit der 100-Tore-Bayern schon eine Vorahnung, die prompt wahr wurde. «Wir wollten auch den Druck an die Dortmunder weitergeben», sagte der Münchner Wortführer fast hellseherisch.

Gerade mal drei Stunden war das laut Trainer Julian Nagelsmann «verdiente und wertvolle» 2:1 (1:0) des FC Bayern im Spitzenspiel der Fußball-Bundesliga gegen den bis Samstag unbesiegten Herausforderer SC Freiburg alt, da erfüllte sich im rund 400 Kilometer entfernten Leipziger Stadion Müllers «Hoffnung, dass die Dortmunder Punkte liegen lassen und wir einen kleinen Vorsprung in der Tabelle rausarbeiten können». Vier Punkte sind es auf den BVB, sechs auf Freiburg. «Etwas Schöneres gibt es nicht», frohlockte Müller.

«Sind dafür da, diese Spiele zu gewinnen»

Der 11. Spieltag dürfte allen Nicht-Bayern-Fans schon wieder die Illusion geraubt haben, dass die Meisterschale 2022 nicht zum zehnten Mal am Stück an Müller und Co. überreicht wird. Torschütze Leon Goretzka drückte das Selbstverständnis der Serienmeister so aus: «Das war ein Topspiel. Wir sind dafür da, diese Spiele zu gewinnen.»

Zuvor gab es schon ein 4:1 in Leipzig und ein 5:1 in Leverkusen. «Wir spielen einen hervorragenden Fußball», lobte Vereinspatron Uli Hoeneß bei Sky: «Das Spiel gegen Gladbach vergessen wir mal.» Aus dem DFB-Pokal verabschiedete sich der Rekordgewinner mit einem 0:5.

Mittelfeld-Malocher Goretzka (30. Minute) und Weltfußballer Robert Lewandowski (75.) mit Saisontor Nummer 13 sowie der am Ende ganz stark haltende Nationaltorhüter Manuel Neuer versetzten die 75.000 Zuschauer in der erstmals seit dem 8. März 2020 wieder volle Allianz Arena in Festtagsstimmung. Das Anschlusstor von Janik Haberer in der Nachspielzeit kam zu spät für ein Freiburger Remis-Comeback.

Volles Stadion beflügelt zusätzlich

Die Bayern-Stars hüpften glücklich vor der Fankurve. «Vor vollem Haus ein Tor zu schießen macht Spaß und bringt ein bisschen die Magie zurück, die uns gefehlt hat», bemerkte Goretzka mitten in der vierten Corona-Welle. Leicht fiel den Bayern das Gewinnen gegen die beste Abwehr der Liga nicht. Dafür nannte Nationalspieler Goretzka einen simplen Grund: «Wir haben gegen eine gute Mannschaft gespielt.»

Christian Streich musste in seinem 300. Liga-Spiel als Trainer mit seinem wehrhaften SC-Kollektiv dennoch vor der offensiven Wucht des Rekordchampions kapitulieren. «Mehr als wir gemacht haben, können wir nicht machen. Wir waren mutig, sind draufgegangen, sind wahnsinnig viel gelaufen, haben Fußball gespielt», sagte der 56-Jährige.

100 Tore haben Bayerns Ballermänner jetzt im Kalenderjahr 2021 erzielt. Die Bundesliga-Bestmarke hält noch der 1. FC Köln mit 101 Toren im Jahr 1977. Aber sie wird fallen bei noch sechs Spieltagen bis Weihnachten. «Die Mannschaft spielt offensiv einfach wahnsinnig gut. Sie ist hungrig, macht immer weiter, auch wenn sie zwei, drei, vier Tore gemacht hat», schwärmte Sportdirektor Hasan Salihamidzic.

Unter Nagelsmann noch offensiver

Nagelsmann stellt und richtet seine Elf noch offensiver auf und aus als Sieben-Titel-Vorgänger Hansi Flick. Streich nannte diesen Ansatz logisch. «Wenn man eine Mannschaft hat in dieser Besetzung, spielt man selbstverständlich offensiv. Ich sehe gar keine Alternative für Bayern München, als offensiv zu spielen», referierte der Fußballlehrer im Pressesaal der Arena.

Sein Sitzbar Nagelsmann (34) lauschte aufmerksam den schmeichelhaften Ausführungen des ältesten Trainers der Liga. «Ich kenne mich nicht so aus mit solchen Weltklassespielern. Ich habe noch nie solche Leute trainiert», kokettierte Streich: «Aber es geht darum, dass du sie dazu bringst, auch alles gegen den Ball zu tun. Da das Julian gelingt, ist Bayern München eine Weltklassemannschaft.» Punkt!

Und der Sport-Club? Ist im Aufbruch nach Europa, auch wenn Streich knurrte: «Ich beschäftige mich nullkommanull mit irgendwelchen Prognosen und dem ganzen Gerede von Champions League und so einem Zeug. Das Wichtige ist, dass ich das fernhalte von der Mannschaft.» Er bat die Reporter, ihn einfach machen zu lassen: «Kümmert euch um Bayern, Dortmund und die anderen – und lasst meine Jungs in Ruhe.»

Von Klaus Bergmann und Daniel Josling, dpa

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