Kommt in Wolfsburgs als Trainer gut an: Florian Kohfeldt. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Swen Pförtner/dpa)

Florian Kohfeldt tat einfach so, als habe er mit dem Stimmungs- und Leistungsumschwung beim VfL Wolfsburg nichts zu tun.

Der neue Trainer war der Erste, der nach dem 2:1 (1:1) gegen den österreichischen Meister FC Red Bull Salzburg in der Kabine verschwand. Und er war auch der einzige Wolfsburger, der nach dem ersten Sieg in dieser Champions-League-Saison nicht in lauten Jubel ausbrach. Kohfeldt ist in weniger als sechs Monaten vom gescheiterten Abstiegskämpfer in Bremen zum Champions-League-Trainer in Wolfsburg aufgestiegen: Das machte ihn demütig.

«Ich bedanke mich bei den Jungs, dass sie es letzte Saison erarbeitet haben, dass ich heute dabei sein darf. Dazu habe ich gar nichts beigetragen», sagte er. «Trotzdem war es für mich ein Traum, der in Erfüllung ging: Bei einem Champions-League-Spiel dabei zu sein.»

Zahlen belegen den Kohfeldt-Effekt

Der 39-Jährige war zum Zeitpunkt des Salzburg-Sieges erst eine Woche VfL-Coach. Und der von ihm so heruntergespielte Effekt des Trainerwechsels von Mark van Bommel zu Florian Kohfeldt lässt sich allein durch Zahlen belegen. Das 2:0 in Leverkusen beendete zunächst eine Serie von acht Spielen ohne Sieg. Das 2:1 gegen Salzburg verbesserte nun immens die Chancen auf ein Wolfsburger Weiterkommen in der Champions League. Selbst wenn der VfL mit seinen fünf Punkten das nächste Spiel am 23. November beim FC Sevilla (3) verlieren sollte, könnte er sich vor dem letzten Gruppenspiel am 8. Dezember gegen OSC Lille (5) immer noch für das Achtelfinale qualifizieren.

«Wir haben das Selbstvertrauen zurückbekommen. Er stellt uns gut auf, macht eine gute Analyse, wir fühlen uns wohl auf dem Platz und wissen alle, was wir machen müssen», sagte Lukas Nmecha über den «Kohfeldt-Effekt». Der U21-Europameister schoss nach Ridle Bakus früher Führung (4. Minute) und Maximilian Wöbers sehenswertem Ausgleich (30.) das Siegtor für den Bundesligisten (60.).

Coach als exzellenter Kommunikator

Dass beim VfL die Abwehrarbeit, die Körpersprache, die Leidenschaft und auch die gegenseitige Unterstützung auf dem Platz wieder völlig anders ausgeprägt sind als noch in den Vorwochen, sagt natürlich auch etwas über die Arbeit von Kohfeldts Vorgänger Mark van Bommel aus. Die Defensivstärke der vergangenen Saison beizubehalten und neue Offensivstrategien zu entwickeln, das ist die Maßgabe, unter der zunächst van Bommel und jetzt Kohfeldt geholt wurden. Doch während die alten Qualitäten unter dem Niederländer gänzlich verschütt gingen und die neuen nicht einmal im Ansatz zu erkennen waren, verteidigen die Wolfsburger nun zumindest wieder ähnlich stabil wie in den vorvergangenen Monaten unter dem früheren Trainer Oliver Glasner.

Kohfeldt holte die Mannschaft bei seinem Amtsantritt genau da ab, wo sie stand. Und nicht wie van Bommel dort, wo er sie gern stehen sehen würde. Hinzu kommt, dass er als exzellenter Kommunikator in Wolfsburg eine Leerstelle ausfüllt. Der fachlich enorm geschätzte Glasner galt vielen im Team als empathiefrei und technokratisch. Bei dem menschlich von allen gemochten van Bommel wussten dagegen viele nicht, was er fußballerisch eigentlich genau will.

Das, so viel ist sicher, wird unter Kohfeldt nicht passieren. Dem Mittelfeldspieler Josuha Guilavogui verriet zum Beispiel schon beim ersten Training, dass er ihn vorerst im Abwehrzentrum einsetzen will. «Fußball ist nur Kopfsache», sagte der Franzose. «Wir haben wieder Stabilität. Das gibt der Mannschaft ein besseres Gefühl.»

Von Sebastian Stiekel, dpa

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