BVB-Abwehrspieler Mats Hummels war nach der Niederlage gegen die Glasgow Rangers frustriert. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Bernd Thissen/dpa)

Die versteinerten Mienen der Dortmunder Vereinsbosse verrieten mehr als tausend Worte. Fassungs- und reglos verfolgten Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc den nächsten spielerischen Offenbarungseid der Mannschaft.

Selbst am Tag nach dem 2:4 gegen die Glasgow Rangers hatte sich der Zorn noch nicht gelegt: «Es war von der ersten bis zur letzten Minute eine peinliche Vorstellung. Wir haben lahmarschig gespielt. Es war eine Leistung zum Schämen», polterte Zorc in der «Bild». Verbittert fügte der Sportchef an: «Die Mannschaft war nicht bereit für dieses Duell. Wenn sie Eier hat, dreht sie das im Rückspiel.»

Auch Marco Rose war sichtlich bedient und kündigte vor dem Bundesliga-Duell am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) mit seinem Ex-Club Borussia Mönchengladbach eine andere Gangart an. «Ich muss möglicherweise noch deutlicher und noch klarer werden und nachhaltig einfordern. Es gibt keine andere Lösung. Das klingt jetzt alles nach Durchhalten, aber es ist simpel. Wir müssen es einfach nur umsetzen», sagte der angezählte Trainer voller Hoffnung auf eine Trendwende.

Rose: «Glaube, dass ich die Jungs noch erreiche»

Ganz schnell soll Dortmund in der Liga und beim nächste Auftritt auf Europas Fußball-Bühne am Donnerstag (21.00 Uhr/RTL) in Glasgow ein anderes Gesicht zeigen. Bei allem Frust der Clubführung über das frühe Aus der Borussia in der Champions League und im DFB-Pokal hat Rose einige Argumente auf seiner Seite. Schließlich verbuchte sein Team in der Bundesliga bisher zehn Punkte mehr als zum gleichen Zeitpunkt der vergangenen Saison und scheint auf gutem Weg, sich diesmal ohne großes Zittern für die europäische Königsklasse zu qualifizieren. «Ich glaube schon, dass ich die Jungs noch erreiche. Ich sehe im Training und in Gesprächen nickende Köpfe», kommentierte er.

Die bittere Niederlage im ersten Zwischenrundenspiel der Europa League war auch für den verletzten Erling Haaland nur schwer zu ertragen. Selbst beim späten Anschlusstreffer von Raphael Guerreiro (82.) zeigte der Norweger auf seinem Logenplatz keine Regung. «Wir spielen sehr viel unsinnigen Fußball und machen die Gegner damit unnötig stark. So gewinnst du mal, und so verlierst du mal, aber so wirst du nie dauerhaft erfolgreich sein», klagte Mats Hummels.

BVB offenbart «eklatante Abwehrschwächen»

Aus dem einstmals stolzen Champions-League-Sieger aus Dortmund ist ein internationales Leichtgewicht geworden. Entgegen der vollmundigen Ankündigung vor der Partie, um den Titel mitspielen zu wollen, ließ sich der Bundesliga-Zweite – begleitet von Pfiffen der Zuschauer – phasenweise vorführen. Wie schon beim 0:4 in der Champions League in Amsterdam oder beim 2:5 im vergangenen Bundesliga-Heimspiel gegen Leverkusen offenbarte das Team eklatante Abwehrschwächen.

Nach dem jüngsten Einbruch ist der Rede- und Klärungsbedarf groß. Medienspekulationen über ein nächtliches Krisentreffen von Watzke, Zorc, Lizenzspielerchef Sebastian Kehl und Rose bestätigten sich jedoch nicht und wurden vom Verein umgehend dementiert. Eine Trainerdiskussion gebe es nicht. «Das ist der normale Reflex in der Branche, aber diese Diskussion gehen wir nicht mit», sagte Zorc bei Sport1. «Der Trainer hat unsere volle Rückendeckung. Ich sehe die Mannschaft in der Pflicht. Wir müssen hier nicht die Trainerfrage stellen.»

Dennoch schürten die Gerüchte weitere Diskussionen über die Arbeit von Trainer Rose. Der Fußball-Lehrer äußerte bei RTL Verständnis für die wachsende Kritik: «Die Mannschaft tritt so auf, wie der Trainer sie einstellt. Ich bin verantwortlich für das große Ganze.»

Doch nach den Gegentreffern von James Tavernier (38./Handelfmeter), Alfredo Morelos (41.) und John Lundstram (49.) sowie dem Eigentor von Innenverteidiger Dan-Axel Zagadou (54.) sind die Aussichten auf den Achtelfinaleinzug in der Europa League nur verschwindend gering. Noch gibt sich Rose nicht geschlagen: «Die Ausgangsposition ist schwierig. Zwei Tore im Ibrox-Park vor 50 000 Zuschauern aufzuholen, ist eine schwierige Aufgabe. Aber wir werden versuchen, die Chance wahrzunehmen, die wir noch haben.»

Von Heinz Büse, dpa

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