Das Team um Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg wurde in Frankfurt von Oliver Bierhoff und Hansi Flick verabschiedet. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Thomas Boecker/DFB/dpa)

Personell ziemlich angeschlagen, aber voll freudiger Erwartung starten die deutschen Fußballerinnen ins so wichtige EM-Jahr.

Männer-Bundestrainer Hansi Flick und DFB-Direktor Oliver Bierhoff verabschiedeten die Auswahl von Martina Voss-Tecklenburg am Frankfurter Flughafen zur Mission England I: Das drückt Wertschätzung aus – aber auch, dass man beim Verband genau hinschaut. Beim Arnold Clark Cup steht gegen die stark eingeschätzten Spanierinnen am Donnerstag (15.30 Uhr/ARD-Livestream) in Middlesbrough die erste Partie an. Auf das Testturnier folgt dann im Juli Mission England II mit der Europameisterschaft. Da braucht der deutsche Frauenfußball dringend einen Erfolg.

Hohe Ansprüche

Für die DFB-Frauen gilt wie für die Männer das, was Bierhoff vor einigen Wochen erklärte: «Eins müssen wir uns klarmachen: Andere Nationen haben aufgeholt, vielleicht auch überholt.» Aber als das Fußballland, das Deutschland ist, sei der Maßstab die Weltspitze. «Bei jedem Turnier ist unser Anspruch, unter die besten Vier zu kommen», sagte Bierhoff.

Bei der WM 2019 in Frankreich scheiterte die Frauen-Auswahl im Viertelfinale an Schweden und verpasste damit auch die Olympischen Spiele in Tokio. Die einstige Vormachtstellung ist perdu, nach zwei WM- und acht EM-Titeln glänzte zuletzt der Olympiasieg 2016 in Rio.

Bereits das diese Woche beginnende Vier-Nationen-Turnier – mit weiteren Spielen am Sonntag gegen Olympiasieger Kanada und am 23. Februar gegen den WM-Vierten England – wird zeigen, wo die Deutschen stehen. «Eines ist klar: Wir werden alle nach dem Arnold Clark Cup ein Stück weiter sein», sagte Voss-Tecklenburg. «Das sind drei Top-Nationen, die uns alles abverlangen werden. Das brauchen wir auch, um gut ins letzte halbe Jahr vor der EM starten zu können.»

Schwere EM-Gruppe

Bei der EM geht es in der Vorrunde ebenfalls gegen Spanien, gegen den EM-Zweiten Dänemark und Finnland – härter hätte es kaum kommen können. Die Spanierinnen haben derzeit zehn Spielerinnen vom Champions-League-Sieger FC Barcelona in ihren Reihen, darunter Weltfußballerin Alexia Putellas. «Für mich ist Spanien gerade das kompletteste Team in der Welt. Trotzdem wollen wir da unser Spiel machen», sagte Voss-Tecklenburg. Die 54-Jährige weiß natürlich: «Wir werden jetzt sehr viel gefordert werden in defensiven Momenten.»

In der Qualifikation zur WM 2023 in Neuseeland und Australien war dies bei sechs mehr oder weniger lockeren Siegen selten der Fall. Ausgerechnet jetzt muss die Bundestrainerin aber auf mehrere erfahrene Spielerinnen verzichten: Melanie Leupolz (FC Chelsea), Svenja Huth und Torhüterin Almuth Schult (beide VfL Wolfsburg) fallen coronabedingt aus, zudem fehlen Kapitänin Alexandra Popp (Wolfsburg), Abwehrchefin Marin Hegering (FC Bayern München) und Spielmacherin Dzsenifer Marozsan (Olympique Lyon) verletzt.

Torjägerin Cerci vor Debüt

«Wir wollen eine Chance daraus machen, dass andere Spielerinnen mehr Spielzeit bekommen auf sehr, sehr hohem Niveau», sagte Voss-Tecklenburg. Ihr Debüt geben könnte Celina Cerci: Die 21-Jährige von Turbine Potsdam ist mit elf Treffern die derzeit erfolgreichste Torschützin der Bundesliga.

Gerade für die Liga in ihrem kaum veränderten Schattendasein wäre ein EM-Erfolg enorm wichtig, würde aber auch nicht zwingend mehr ins Rampenlicht rücken. Eine angedachte Ausgliederung der Spielklasse, um sie besser zu vermarkten, ist inzwischen vom Tisch. Der DFB hat sich – mal wieder – die Weiterentwicklung des Mädchen- und Frauenfußballs auf die Fahnen geschrieben. Auch die Nachwuchsprobleme zwingen den Verband dazu.

Die scheidende DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg formulierte kürzlich sehr ehrgeizige Ziele. Im Rahmen des Projekts «Strategie 27 – Frauen im Fußball» will der DFB bis 2027 unter anderem erreichen, dass «unsere Nationalmannschaften und die Vereine der Frauen-Bundesliga» internationale Titel gewonnen haben.

Die Spitzenclubs FC Bayern und VfL Wolfsburg wagen in der Champions League eine kleine Revolution: Sie tragen ihre Viertelfinal-Heimspiele gegen Paris Saint-Germain (23. März) und gegen den FC Arsenal (31. März) in der Allianz Arena und in der Volkswagen Arena aus und wollen diese eifrig bewerben.

Von Ulrike John, dpa

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