Wird für den VfL Wolfsburg auf Torejagd gehen: Max Kruse. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Sören Stache/dpa)

Mit Geldkoffer in der Hand stand Max Kruse im Konfettiregen und grinste. Nicht bei seiner Vorstellung beim VfL Wolfsburg versteht sich, sondern am Vorabend des in diesem Winter spektakulärsten Bundesliga-Transfers, der viele Fans des 1. FC Union Berlin ratlos zurücklassen dürfte.

Kruse, der in der Samstagabend-Show «Schlag den Star» 100.000 Euro einsackte, verabschiedete sich am Sonntag mit warmen Worten von dem Eisernen Kultclub – und spielt in Niedersachsen jetzt plötzlich gegen den Abstieg. Warum?

Angebot «langfristig und hoch dotiert»

Ein gutes finanzielles Polster für die Fußballer-Rente wird ein ausschlaggebender Faktor gewesen sein. Sportlich wäre derzeit Pokal-Viertelfinalist Union als aktueller Tabellenvierter deutlich attraktiver. Was in der VfL-Mitteilung idealistisch klingt, als Kruse mitteilt, seine «gemeinsame Geschichte» mit den Niedersachsen sei noch nicht zu Ende geschrieben, hört sich auf der Berliner Seite etwas anders an. Dort bittet er um Verständnis für seine Entscheidung, ein Angebot anzunehmen, das «langfristig und hoch dotiert ist.»

Nach Meinung von Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus hätte sich Kruse in Berlin «ein Denkmal setzen können. Aber ich respektiere die Entscheidung, in seinem Alter noch mal einen langfristigen und sehr gut dotierten Vertrag zu unterschreiben. Für Union ist es natürlich eine Schwächung», sagte Sky-Experte Matthäus in seiner Kolumne für den Pay-TV-Sender. «Max war der Unterschied-Spieler. Beide haben einfach super zusammengepasst.»

Kruse lieferte immer zuverlässig ab

Die gemeinsame Geschichte bestand aus lediglich einem Jahr in Wolfsburg, in dem der Ex-Nationalspieler zwischen 2015/16 schon einmal für die «Wölfe» spielte. Aber damals sorgte er nicht nur auf dem Platz, sondern auch daneben für Schlagzeilen, als er nach einer Taxifahrt 75.000 Euro in bar auf dem Rücksitz liegen ließ.

Fußballerisch lieferte der extrovertierte Spieler trotz einiger Eskapaden aber immer zuverlässig ab. Mit guten Leistungen beim SC Freiburg und Borussia Mönchengladbach hatte er in der gesamten Liga damals auf sich aufmerksam gemacht. Nach der Zeit in Wolfsburg wechselte er zu Werder Bremen und nach einem Kurzbesuch bei Fenerbahce Istanbul zog es ihn nach Berlin.

Dort dürfte man in der derzeit angespannten finanziellen Lage für viele Vereine über die vom «Kicker» bezifferte Ablösesumme von fünf Millionen für einen Bundesliga-«Oldie» mehr als zufrieden sein – zumal Kruses Vertrag auch nur noch bis zum Saisonende gelaufen wäre.

Kruse gilt als forscher Charakter

Der Rückgriff auf einen fast 34-Jährigen verwundert, weil die Transferphilosophie der «Wölfe» zuletzt eine andere war und auf junge und aufstrebende Spieler setzte. Die Not heiligt bekanntlich die Mittel, denn der Bedarf auf der Position war groß. Die mit Greuther Fürth torärmste Mannschaft der Liga hat in diesem Winter bereits die offensiven Ergänzungsspieler Admir Mehmedi (Antalyaspor) und Daniel Ginczek (Fortuna Düsseldorf) verloren. Und viel schlimmer wiegt der Abgang von Top-Torjäger Wout Weghorst, der zum FC Burnley wechselt.

Kruse wird demnächst gemeinsam mit dem dänischen Neuzugang Jonas Wind sowie Lukas Nmecha und Dodi Lukebakio zusammen spielen. Wer den Zuschlag in der Zentrale bekommt, muss Trainer Florian Kohfeldt entscheiden. Kruse und Kohfeldt kennen sich aus Bremer Zeiten. Der VfL-Trainer dürfte sich von Kruse eine gewisse Führungsstärke versprechen, die zuletzt bei den Wolfsburgern schmerzlich vermisst wurde. «Wir haben keine Gruppenhierarchie», hatte Kohfeldt Mitte Januar beklagt. Kruse gilt als forscher Charakter, der in der Offensive unkonventionelle Lösungen sucht und einen guten Torriecher besitzt. In der aktuellen Situation kann das Wolfsburg nur guttun.

Von Felix Schröder, dpa

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