Leverkusens Florian Wirtz wird verletzt vom Platz getragen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Marius Becker/dpa)

Die Gäste-Kurve bejubelte die Derbysieger, bei Bayer 04 Leverkusen bestätigten sich die großen Sorge um Florian Wirtz und vergrößerten den Frust nach der Niederlage.

Der 18-Jährige zog sich beim 0:1 (0:0) der Werkself gegen den 1. FC Köln einen Riss des vorderen Kreuzbandes im linken Knie zu und wird monatelang ausfallen. Nach nicht einmal einer halben Stunde musste Wirtz vom Platz getragen und ins Krankenhaus gebracht werden. Eine MRT-Untersuchung brachte das niederschmetternde Ergebnis für das Riesentalent.

Die schwere Verletzung sorgte auch bei Bundestrainer Hansi Flick für Bestürzung. «Florian Wirtz ist eines der größten Talente, das der deutsche Fußball in den letzten Jahren hervorgebracht hat», sagte Flick in einem Beitrag auf der DFB-Internetseite: «Daher waren wir alle spontan erst mal geschockt, als wir von seinem Kreuzbandriss erfuhren. Ich habe auch schon mit ihm telefoniert und versucht, ihm Mut zuzusprechen.» Wirtz sei «noch jung, er wird wieder mindestens genauso stark zurückkommen, da bin ich ganz sicher», betonte Flick: «Er bekommt von uns die volle Unterstützung.»

«Insgesamt ein bitterer Nachmittag für uns», hatte Bayer-Coach Gerardo Seoane schon kurz nach dem Spiel und vor der Diagnose gesagt. «Auch wir drücken die Daumen, dass es sich nicht um eine schlimme Verletzung handelt. Gute Besserung, Florian», hatte die Nationalmannschaft noch getwittert.

Matchwinner Schindler: «Drei geile Punkte»

Das Kölner Team von Trainer Steffen Baumgart besiegte den rheinischen Rivalen glücklich, Kingsley Schindler erzielte in der 67. Minute vor 22.658 Zuschauern das Tor und befeuerte die Hoffnungen der FC-Fans auf Europapokal-Abende. «Drei geile Punkte», sagte Schindler bei DAZN nach seinem ersten Tor in der Fußball-Bundesliga. Durch den Erfolg zogen die Kölner in der Tabelle am 1. FC Union Berlin vorbei und sind nun Siebter.

Bayer 04 verlor erstmals seit Oktober 2021 wieder ein Heimspiel. Drei Tage nach der 2:3-Niederlage in der Europa League bei Atalanta Bergamo wirkte Leverkusen zwar keinesfalls müde. Der Tabellendritte war lange das bessere Team, verpasste aber das Führungstor.

Beide Mannschaften führten das prestigeträchtige Duell von Beginn an robust und temporeich. Ballgeschiebe im Mittelfeld gab es kaum, stattdessen ging es möglichst schnell nach vorne. Bayer erspielte sich früh zwei große Torchancen, ehe es zum Schock für Wirtz kam. Bei einem Zweikampf mit Luca Kilian blieb er mit dem linken Fuß etwas im Rasen hängen und verdrehte sich das Knie. Vor Schmerzen schlug er mehrfach auf den Rasen, er winkte direkt die Betreuer zu sich.

Wirtz von den Gästefans lautstark beleidigt

Aus der Gästekurve wurde der frühere Kölner vor und auch während der langen Behandlungspause lautstark beleidigt. Als das Zeichen zur Auswechslung kam, machte sich zudem höhnischer Applaus von Teilen der FC-Fans breit. «Das ist nicht in Ordnung. Das ist nicht okay. Das ist unnötig», betonte Baumgart.

Für den hochtalentierten Teenager Wirtz kam Amine Adli. Zuvor hatte Seoane bereits Jeremie Frimpong verletzungsbedingt auswechseln müssen, zur Halbzeit musste auch noch Odilon Kossounou raus. «Durch die drei Verletzungen und die Niederlage sind wir natürlich alle sehr enttäuscht», konstatierte Seoane.

Trotz der Schwächungen war Leverkusen in einer nun immer hektischeren Partie mit vielen Diskussionen die bessere Mannschaft. Köln hielt zwar in den Zweikämpfen gut dagegen, war vorne aber harmlos. Ein Distanzschuss von Florian Kainz, der Bayer-Keeper Lukas Hradecky nicht vor Probleme stellte, viel mehr kam in der Offensive bis zur Halbzeit nicht vom FC. Topstürmer Anthony Modeste hatten die Leverkusener Verteidiger gut im Griff.

Auch nach dem Seitenwechsel blieb Bayer 04 das stärkere Team. Die Werkself machte Druck, viele richtig klare Chancen spielte sie sich allerdings lange nicht heraus – und wenn doch, war der starke Schwäbe zur Stelle. Der FC war dagegen vorne effizient: Der eingewechselte Schindler nutzte einen der wenigen Angriffe zum Siegtor. «Wir wissen schon, dass es das ein oder andere Mal eng war», betonte Kölns Coach Baumgart. «Beide Mannschaften haben alles rausgehauen mit dem besseren Ende für uns.»

Von Thomas Eßer und Jens Marx, dpa

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